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Reportage

Ob Bademantel, Frotteetücher, Föhn oder Zahnputzgläser – manche Gäste in den Zürcher Hotels klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Symbolbild: PD

Was in Zürcher Hotels «abgestaubt» wird

Von: Sacha Beuth

20. Januar 2015

In Deutschland verursachen Diebstähle in Hotelzimmern Schäden von über 18 Millionen Euro pro Jahr. Doch auch in Zürcher Hotels lassen Gäste vieles mitgehen.

Die kürzlich veröffentlichte Umfrage des Reiseportals Travel24.com lässt aufhorchen. Über einen Zeitraum von 2 Jahren haben Gäste in den deutschen Herbergen Gegenstände im Wert von über 37 Millionen Euro aus den Hotelzimmern entwendet. Die Liste reicht von Hygieneartikeln und Schreibutensilien über Bademäntel bis zu TV- und Radiogeräten. Auch in den Zürcher Hotels kennt man dieses Problem, wie Matthias Ramer, Vizepräsident des Zürcher Hoteliervereins und Geschäftsführer des Sorell Hotel Seidenhof, erzählt: «Zwar können wir keine genauen Zahlen liefern, da wir dies­bezüglich keine Statistik führen. Aber derartige Vorkommnisse passieren ­laufend.»

Mitnahme teilweise einkalkuliert

In der Regel handle es sich beim Diebesgut um Kleinigkeiten, weshalb die meisten Hoteliers grosszügig darüber hinwegsehen. «Selbst bei einem entwendeten Bademantel kann es sein, dass man dies toleriert – vor allem wenn der Mantel mit dem Logo des Hotels versehen ist und der Gast quasi gratis Werbung dafür macht.» Spätestens wenn aber Fernsehgeräte oder Radios demontiert und eingepackt würden, werde eingeschritten. «Vor ein paar Jahren, als die Flachbildfernseher aufkamen, haben die Hoteliers eine Zunahme an Diebstählen festgestellt. Inzwischen hat sich das aber wieder gelegt. Zudem hat es heute ein Zürcher Hotelier durch die strengeren Vorgaben zur Identifizierung eines Gastes auch einfacher, im Schadensfall auf diesen Rückgriff zu nehmen.» Bei ­gewissen Gegenständen wie Schreibzeug, Duschgel, Seife oder Zahnbürsten sei die Mitnahme durch den Gast jedoch einkalkuliert. «Diese Annehmlichkeiten sind für den Verbrauch bestimmt. Angefangene Fläschchen oder ausgepackte Seifen müssten wir eh wegschmeissen, da ist es besser, wenn der Gast sie einsteckt.» «Juristisch gesehen sind aber auch diese Artikel ­Eigentum des Hotels», betont Jürg ­Sigerist, Mediensprecher der Accor-Gruppe (unter anderem Ibis, Novotel). In deren Zürcher Hotels ist die Situation wegen der Diebstähle ärgerlich, aber «nicht dramatisch». Eine Liste mit den meistgeklauten Artikeln kann auch Sigerist nicht vorlegen. «Aber Handtücher sind sicher vorne dabei.»

Andere Utensilien würden schlicht unabsichtlich entwendet. «Kleiderbügel sind ein gutes Beispiel dafür», erzählt Christine Holzner, Hauswirtschaftsleiterin im Hotel Schweizerhof. «Einige Gäste vergessen beim Packen, dass ihr Kleid nicht am eigenen Bügel hängt.»

Laut Ramer sind Hotels höherer Kategorien von Diebstählen generell stärker betroffen als Herbergen anderer Kategorien. Warum dies so ist, darüber kann der Hotelier nur spekulieren: «Es sind wohl Gäste, für die ein Aufenthalt in dieser Kategorie etwas Besonderes ist. Darum nehmen sie irgendein Andenken an die schöne Zeit mit nach Hause.» Auch er macht sich grundsätzlich deshalb wenig Sorgen. «Die Mehrzahl der Gäste verhält sich korrekt. Wir wollen und können zudem nicht alles anketten.»

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