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Reportage

Ist Teil eines Forschungsprogramms: Fischotter im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Welche Tiere kommen in den Zoo?

Von: Alex Rübel

10. April 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Zootiere im Allgemeinen.

Oft werde ich gefragt, wer denn eigentlich darüber entscheidet, welche Tierarten in den Zoo kommen. Die Tiere bei uns im Zoo Zürich sind weder eine wilde Ansammlung von Geschenken noch Ausdruck der Vorlieben der Zoomitarbeiter. Vielmehr muss eine Tierart bestimmte Kriterien erfüllen, damit wir sie in unseren Bestand aufnehmen. Wir überprüfen zudem immer wieder, ob eine Tierart, die wir haben, diesen Kriterien weiterhin entspricht. Man nennt dies «Collection Planning», Tierbestandsplanung. Kriterien sind:

- Die Tierart wirkt als Botschafter für ihre Artgenossen im Freiland und für deren bedrohten Lebensraum. Der Zoo Zürich unterstützt dazu ein Naturschutzprojekt. Das Tier im Zoo ermöglicht es uns, emotionale und glaubwürdige Bildungsarbeit zu leisten. Ein Beispiel dafür ist etwa der Rote Vari, der ein sympathischer Botschafter für die bedrohte Tierwelt Madagaskars ist.

- Die Tierart an sich ist zur Vermittlung von zoologischem Wissen interessant. So kann sie etwa bezüglich der zoologischen Systematik aussergewöhnlich oder repräsentativ sein, ein einzigartiges Verhalten zeigen oder eine Schlüsselrolle in einem Ökosystem spielen. Ein Beispiel dafür ist etwa das Faultier mit seiner besonderen langsamen, hangelnden Fortbewegung.

- Die Tierart ist von der Ausrottung bedroht, und es besteht ein internationales Zuchtprogramm. Ein Beispiel dafür ist der Burma-Leierhirsch, von dem es im Freiland nur noch einige Hundert Tiere gibt.

- Grosse Tierarten mit viel Raumbedarf sollen wenn möglich kalte Temperaturen gut ertragen, damit wir sie auch im Winter wenigstens teilweise im Freien halten können. Der Zoo Zürich liegt auf bis zu 640 Metern über Meer und hat häufig viel Schnee. Wir halten deswegen etwa Schneeleoparden anstelle einer tropischen Leoparden-Unterart.

- Die Tierart ist in ein Forschungsprojekt eingebunden, weil Forschung im Freiland nicht oder nur mit viel Aufwand möglich ist. Die Erkenntnisse dienen der Entwicklung einer hohen Tierhaltungsqualität im Zoo oder in Zuchtstationen sowie häufig auch der Verbesserung des Artenschutzes im Freiland. Beispiel für eine solche Tierart ist der Europäische Fischotter.

- Die Tierart hat eine gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung, wie zum Beispiel die Trampeltiere, die seit Jahrzehnten am Zürcher Sechseläutenumzug mitlaufen.

Idealerweise erfüllt eine Tierart mehrere dieser Kriterien gleichzeitig. In der nächsten Folge dieser Serie berichte ich Ihnen, woher die Tiere kommen, die im Zoo leben.

Tägliche Tierpräsentationen

Eine der besten Arten, mehr über die Tiere im Zoo, ihren Lebensraum, ihre wilden Verwandten und deren Bedrohung zu erfahren, sind die kommentierten Tierpräsentationen, die mehrmals am Tag stattfinden. Sie sind im Eintrittspreis inbegriffen.

Weitere Infos auf: www.zoo.ch/veranstaltungen

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