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Reportage

Ein herziger «Unfall»: Kappengibbon-Jungtier Qiwèn im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Weshalb auch im Zoo verhütet wird

Von: Alex Rübel

17. Januar 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Geburtenkontrolle.

Anfang Dezember ist bei den Kappengibbons ein Jungtier auf die Welt gekommen. Die kleine Tochter von Khmer und Willow hat von uns den chinesischen Namen Qiwèn erhalten. Qiwèn heisst übersetzt «merkwürdige ­Begebenheit», «seltsame Ge­schichte» oder «fantastische Anekdote», und das Jungtier trägt diesen Namen, weil wir überhaupt nicht mit ihm gerechnet haben. Seine Mutter Willow erhielt zwecks Empfängnisverhütung nämlich die Pille.

Internationale Partnersuche

Unfälle mit der Pille sind zum Glück die Ausnahme bei uns im Zoo, aber die Empfängnisverhütung an und für sich ist ein wichtiges Thema. Um im Zoo Zürich einen gesunden Tierbestand aufrechtzuerhalten, sind wir auf Partner angewiesen, mit denen wir Tiere austauschen können. Unsere «Tauschpartner» sind insbesondere die rund 350 Institutionen, die im Verband europäischer Zoos und Aquarien Eaza zusammengeschlossenen sind. Ebenfalls im Rahmen des Eaza werden zudem viele verschiedene Zuchtprogramme koordiniert. Deren Hauptziel ist die Erhaltung genetisch gesunder Zoopopulationen über einen längeren Zeitraum. Konkret heisst das: Nach Möglichkeit sollen mindestens 90 Prozent der genetischen Variabilität der Gründertiere einer Zoopopulation über einen Zeitraum von 100 Jahren erhalten werden. Das bedingt eine bestimmte Anzahl von Gründertieren, verlässliche Angaben zu den einzelnen Tieren, Hilfsmittel zur Analyse der Population und die Modellierung künftiger Entwicklungen. Und es bedingt, dass alle Teilnehmer eines Zuchtprogramms gewisse «Spielregeln» einhalten.

Zucht nach Plan

Zu diesen Spielregeln gehört das Einhalten von Zuchtempfehlungen, die eben auch einen Zuchtstopp bedeuten können. Und genau aus diesem Grund bekommen verschiedene Tiere bei uns im Zoo (vorübergehend) die Pille oder ein Implantat zur Empfängnisverhütung. Im Fall von Qiwèns Mutter Willow hat die Pille das Ziel, das Intervall zwischen den Geburten zu verlängern. Deshalb werden wir auch trotz «Unfall» einen guten Platz für Qiwèn finden – sie ist einfach etwas früher gekommen als geplant.

Gegen 500 Zuchtprogramme werden im Rahmen der Eaza koordiniert. Wir sind an 50 davon beteiligt und koordinieren selber drei: für das Südliche Vikunja, den Kappengibbon und die Galapagos-Riesenschildkröte.

Gibbons im Zoo Zürich

Die kleine Qiwèn, über die wir uns natürlich trotz «Unfall» sehr freuen, lebt mit ihrer Familie im Menschenaffenhaus. Insgesamt sind neun Kappengibbons bei uns zu Hause. Hinzu kommen zwei Siamangs. In der zugehörigen Ausstellung «Gibbons in Gefahr» erklären wir, weshalb die kleinen Menschenaffen so stark bedroht sind.

Weitere Infos auf: www.zoo.ch

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