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Reportage

Auch die Indischen Löwen im Zoo Zürich sind Bestandteil eines Zuchtprogramms. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Wie funktioniert ein Zuchtprogramm?

Von: Sacha Beuth

09. Mai 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Zucht bedrohter Arten.

In der vorangehenden Folge dieser Serie habe ich beschrieben, woher die Tiere im Zoo kommen und dabei die zentrale Bedeutung von Zuchtprogrammen erwähnt. Nun erzähle ich Ihnen, wie die zooübergreifenden Zuchtprogramme funktionieren.

Primäres Ziel der Zuchtprogramme ist es, eine Tierart dauerhaft und in genetisch gesunden Populationen in den Zoos zu erhalten, ohne weitere Wildfänge erwerben zu müssen. Zweites Ziel ist die Nachzucht bedrohter Tierarten mit der Absicht, diese bei Bedarf für Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung stellen zu können. Beispiele für solche Projekte sind etwa die Arabische Oryx, der Waldrapp und die Pfeilgiftfrösche.

Auf zooübergreifenden Tagungen diskutieren und beurteilen die Kuratoren den Zustand der in den Mitgliedzoos des Verbands europäischer Zoos und Aquarien (Eaza) gehaltenen Tierpopulationen. Kommen die Spezialisten zum Schluss, dass sich bei einer Art in den letzten Jahren zu wenig Zuchterfolge eingestellt haben und dass sich eine Entwicklungsüberwachung der Zoobestände aufdrängt, kommt die Art auf die Liste des Europäischen Zuchtbuchs ESB. Dabei werden alle Tiere der Mitgliedzoos in ein Zuchtbuch eingetragen. Der Bestandesverlauf wird genau verfolgt.

Falls der Bestand gering bleibt oder sogar weiter zurückgeht, nehmen die Spezialisten die Tierart in das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP auf. Damit stellen sie die Zucht auf eine gemeinsame und koordinierte Basis. Meistens ist es ein Verantwortlicher eines Zoos, der bereits gute Erfahrung in der Zucht der betreffenden Tierart hat, der die Verantwortung für die Zuchtbuchführung und die Zuchtkoordination übernimmt. Sein oberstes Ziel ist es, mit dem vorhandenen Tierbestand eine möglichst breite genetische Basis langfristig zu erhalten und zu fördern. Inzucht muss er vermeiden.

Der Koordinator entscheidet, oft gemeinsam mit weiteren Experten, welche Individuen einer Tierart sich in erster Linie vermehren und welche vorübergehend oder ganz aus der Zucht genommen werden sollen. Das kann auch dazu führen, dass Tiere aus einer Gruppe entfernt und in einem anderen Zoo in eine neue Gruppe integriert werden.

Von den insgesamt über 290 Zuchtprogrammen im Rahmen des ESB oder des EEP sind wir an über 50 beteiligt. Wir koordinieren zudem die Zuchtprogramme für den Kappengibbon, das Südliche Vikunja und die Galapagos-Riesenschildkröte.

 

Jungtiere im Zoo Zürich

Tiere, für die der Zuchtkoordinator einen (vorübergehenden) Zuchtstopp ausgesprochen hat, erhalten bei uns ein Implantat oder die Pille zur Empfängnisverhütung (siehe auch Kolumne vom 18. Januar). Deshalb gibt es nicht immer bei allen Tieren Nachwuchs, manchmal auch für längere Zeit nicht. Eine nicht abschliessende Liste unserer aktuellen Jungtiere finden Sie unter:
www.zoo.ch/jungtiere

 

 

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