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Reportage

Farbenprächtiger Sonderling: Dreibinden-Anemonenfisch. Bild: Sacha Beuth

Wie Nemos Papa zu Nemos Mama wird

Von: Alex Rübel

06. Dezember 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Anemonenfische.

Die vermutlich grössten Berühmtheiten in unserem neuen Aquarium sind der Dreibinden-Anemonenfisch und der Paletten-Doktorfisch, oder anders gesagt: Nemo und Dory. Fast jeder kennt die beiden kleinen Korallenfische. Ausgerechnet die erstaunlichste Eigenschaft Nemos scheint jedoch vielen unbekannt zu sein: Der Dreibinden- Anemonenfisch ist ein sequenzieller Hermaphrodit – er kann sein Geschlecht wechseln.

Grösse ist entscheidend

Bei der Geschlechtsreife entwickeln sich junge Clownfische zuerst zu Männchen. Bildet sich ein Paar, wandelt sich der grössere Partner zum Weibchen um. Stirbt dieses Weibchen, kann das bisherige Männchen bei der Suche nach einem neuen Partner seinerseits ebenfalls zu einem Weibchen werden. Nemos Papa Marlin wäre realistischerweise also längst zur Marline geworden … Ist ein Clownfisch einmal weiblich, bleibt er das bis zum Lebensende; die Umkehr vom Weibchen zum Männchen ist nicht möglich. Diese Transformation von männlich zu weiblich nennt man Protandrie.

Es geht auch umgekehrt

Die Protandrie ist aber nur eine Form von Geschlechtsumwandlungen bei Fischen. Es gibt auch die umgekehrte Form davon, die Entwicklung vom Weibchen zum Männchen. Man nennt sie Protogynie und beobachtet sie zum Beispiel bei vielen Lippfischarten. Die Zwerglippfische etwa leben in Gruppen von mehreren Weibchen und einem dominanten Männchen. Stirbt dieses Männchen, wandelt sich das grösste Weibchen der Gruppe in ein sogenanntes Sekundärmännchen um und übernimmt die Führung des Harems.

Wieder andere Fische entwickeln ihr Geschlecht abhängig von der Zahl der Artgenossen in ihrer Umgebung, etwa der Blaukopf-Junker. Ausserdem gibt es Arten, die ihr Geschlecht in beide Richtungen ändern können, sogenannte bidirektionale Wandler. Und dann gibt es auch noch Fische, die weiblich und männlich zur gleichen Zeit sind, die simultanen Hermaphroditen. Ein Beispiel dafür ist der Marmorierte Bachling.

Uns Menschen mögen diese vielen Varianten der Geschlechtsentwicklung und -ausprägung verwirren. Den Fischen aber geben sie in ihrem jeweiligen Lebensraum die grösste Chance, sich erfolgreich fortzupflanzen und damit die Art zu erhalten.

Das neue Aquarium

In unserem neuen Aquarium laden acht Lebensräume mit vielen verschiedenen Fischen, aquatischen Wirbellosen und Pflanzen zum Beobachten und Verweilen ein. Infoscreens, Tierpräsentationen, eine Installation zur Meeresverschmutzung, ein interaktives Aqualabor und ein Kleinkino vermitteln zusätzlich Wissenswertes über Flora, Fauna und die Bedrohungen der Unterwasserwelten.
Weitere Infos auf: www.zoo.ch/aquarium.

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