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Reportage

Die Heuschreckenart «Punktierte Zartschrecke» fühlt sich in Zürich wohl, ihr Bestand ist in den letzten zehn Jahren auffallend gewachsen. Bild: Patrick Steinmann / Grün Stadt Zürich

Wo es in Zürich kreucht und fleucht

Von: Isabella Seemann

25. August 2020

STADTTIERE Auch die zweite Auswertung der Fauna-Kartierung zum Vorkommen von Tierarten auf dem Stadtgebiet liefert positive Resultate: In Zürichberg, Höngg, Oerlikon und Unterstrass leben mehr Arten als noch vor zehn Jahren.

Ausgerüstet mit Feldstecher und Becherlupe, mit Schmetterlingsnetz und GPS-Gerät, gehen Zürcher Fauna-Kenner auf Pirsch. In hiesigen Wäldern und Wiesen, in Schrebergärten und Friedhöfen, in Brachen und Parks suchen sie von Mitte April bis Mitte September systematisch freilebende Kleintiere, genauer: Reptilien, Amphibien, tagaktive Schmetterlinge, Heuschrecken und Libellen. Zudem zählen sie noch die Brutvögel rechts und links der Limmat.

Im Auftrag von Grün Stadt Zürich arbeiten diese Spezialisten an einer flächendeckenden Langzeitstudie mit. Es geht darum, herauszufinden, wie sich die Bestände vieler kleiner Tierarten in Zürich entwickeln. Diese gelten als Leitarten und sind ein wichtiges Indiz für die Qualität natürlicher Lebensräume und für die Biodiversität des Gebiets.

2008 wurde mit der Fauna-Kartierung angefangen und dafür die Stadt in zehn Gebiete aufgeteilt. Ein Gebiet haben die Experten jährlich kartiert. 2018 ging es in die zweite Runde, angefangen mit dem Uetliberg, der als erstes Stadtgebiet zum zweiten Mal erfasst und so mit zehnjährigem Abstand untersucht wurde. Die Resultate waren in Zeiten der Debatten über Insektensterben frappant: 2018 wurden am Zürcher Hausberg mehr als doppelt so viele Tiere erfasst wie 2008.

Mehr Schrecken

Letztes Jahr wurde dann das Gebiet Zürichbergwald, Höngger Wald, Oerlikon und Unterstrass zum zweiten Mal faunisch kartiert. Nun liegt der 10-Jahres-Vergleich 2009 – 2019 vor. Auch hier hat die Vielfalt an Amphibien, Reptilien, Schmetterlingen, Heuschrecken und Libellen zugenommen. Ebenso ist die Entwicklung der Brutvogelarten erfreulich. 2009 kamen 90 Arten vor, 2019 waren es 98. Auffallend gewachsen ist der Bestand der Heuschrecken mit dem hübschen Namen Punktierte Zartschrecke sowie des Schmetterlings namens Kaisermantel. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Zahlen durch Faktoren wie beispielsweise unterschiedliche Witterungsverläufe stark beeinflusst werden. Es gab auch einige Arten, wie beispielsweise der Mauerfuchs (Schmetterling), die nicht mehr gefunden wurden. Dennoch zieht Stefan Hose, Projektleiter im Fachbereich Naturschutz, eine positive Bilanz: «Wir freuen uns über die gute Entwicklung der Tierarten, die wir sowohl in Waldbereichen als auch im Siedlungsgebiet beobachten.» Für den Fachbereich Naturschutz dienen diese Daten auch als Grundlage bei der Beurteilung von Projekten im Bereich Siedlung und Landschaft. Dazu gehören beispielsweise Bachöffnungen, Bauprojekte, Verpachtungen oder Vernetzungsprojekte in der Landwirtschaft.

Die Steigerung im Waldgebiet erklärt sich mit der sorgfältigen Pflege der ökologisch hochwertigen Waldränder und Waldlichtungen. In Zürich profitieren die Tiere vom Ausbau und der Vernetzung von ökologisch wertvollen Grünräumen in den letzten Jahren.

2019 wurde zudem der Bestand der Brutvögel links des Limmatufers erhoben. Erfreulich ist, dass fünf Arten mehr als im Jahr 2009 gezählt wurden, insgesamt waren es 56. Die Anzahl Reviere wuchs von 2740 auf 3882. Gut entwickeln sich der Distelfink und der Hausrotschwanz. Nicht mehr erhoben werden konnten der Wanderfalke und die Feldlerche. Neu kommen hingegen spezielle Wald- und Kulturlandarten vor wie der Pirol, Neuntöter und Mittelspecht.

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Leserkommentare

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