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Reportage

Zürcher spenden mehr denn je

Von: Ginger Hebel

20. Dezember 2016

Weihnachtszeit, du schöne Spendenzeit: Diese Stiftungen profitieren.

In der Weihnachtszeit flattern besonders viele Spendenbriefe ins Haus. Und mit ihnen Geschenke wie CDs, Tierkalender oder hölzerne Weihnachtsengel. «Kleine Geschenke sind wichtig für die Spenderbindung. Viele Leute freuen sich, wenn sie etwas gratis erhalten – und spenden noch lieber», sagt Andrea Libardi. Sie kümmert sich seit Jahren um die Spenden der Zürcher Stiftung Mühlehalde für blinde und sehbehinderte Menschen. Zürcherinnen und Zürcher gelten als sehr spendenfreudig. «In der Weihnachtszeit sind sie nochmals markant grosszügiger. Die meisten Geldspenden erhalten wir von engagierten Einzelpersonen mittleren Alters und durch Erbschaften», sagt Libardi. Besonders gross war dieses Jahr das Interesse für die Zukunft von jungen Blinden. Viele gemeinnützige Organisationen wie die Stiftung Mühlehalde würden auf Dauer ohne Spenden nicht überleben, da die öffentliche Hand, wenn überhaupt, nur einen Teil der Dienstleistungen finanziert.

Auch beim Zürcher Lighthouse, das unheilbar kranke und sterbende Menschen begleitet, freut man sich über die Spendenfreudigkeit der Zürcher. «Die Rückmeldungen sind sehr erfreulich und besser als im Vorjahr. Zwei Drittel aller Spendengelder erhalten wir aus der Stadt Zürich», sagt Hans-Peter Portmann, Präsident der Lighthouse-Stiftung. Eine Erklärung sieht er darin, dass würdevolles Sterben ein Thema ist, das die Leute bewegt. «Immer mehr Menschen wählen diesen Weg, im Lighthouse führen wir Wartelisten.» Zwei von drei Spendenfranken, die Hilfswerke mit Zewo-Gütesiegel erhalten, stammen von Privathaushalten. «Es ist schön, zu sehen, dass die Hilfsbereitschaft in der Schweiz gross ist und die Menschen die Arbeit der Hilfswerke für richtig und wichtig erachten», sagt Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin der Zewo.

24 Millionen für die Berge

Auch bei der Stiftung Menschen für Menschen Schweiz, die sich für die Ärmsten in Äthiopien einsetzt, kann man sich nicht beklagen: «Wir haben langjährige, treue Spender. In der Weihnachtszeit ist die Spendenbereitschaft am grössten», sagt Kelsang Kone. Bei der Hilfsorganisation Medair tönt es ähnlich: «Die Flüchtlingskrise hat viele Menschen beschäftigt und zum Spenden animiert», so David Farner. Auch für die Zürcher Heilsarmee ist der Dezember der wichtigste Spendenmonat. Bei der Tierorganisation Vier Pfoten sind es zur Weihnachtszeit vorwiegend Spenden in Form von Tierpatenschaften für Streunerhunde, Orang Utans, Löwen und Bären.

 

Die Schweizer Berghilfe erhält über 80 Prozent aller Spendengelder von Privatpersonen aus den urbanen Gebieten der Schweiz, fast die Hälfte davon kommt aus dem Kanton und der Stadt Zürich, wo die gemeinnützige Stiftung 1943 gegründet wurde. «Die Zürcher unterstützen treu die Berge, diese grosse Solidarität beeindruckt mich Jahr für Jahr aufs Neue», sagt Ivo Torelli, Leiter Fundraising. Dieses Jahr werden aus der ganzen Schweiz etwa 24 Millionen Franken zusammenkommen; pro Hilfswerk stehen im Schnitt 35 000 Franken zur Verfügung. Verwendet werden die Gelder für den Bau neuer Dorfläden und Renovationen für kleine Hotels in abgelegenen Tälern sowie für Bergbauernfamilien.

Organisationen, die um Spender buhlen, gibt es zuhauf. Andrea Libardi beobachtet den Markt genau. «Die Konkurrenz wächst. Zudem drängen immer mehr grosse Organisationen in den Schweizer Markt. Darum ist es umso wichtiger, dass man gute Spendenthemen bieten kann und den Leuten gerade im Bereich Krankheiten keine Angst macht mit Sprüchen wie «Es könnte auch Sie treffen».

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