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Reportage

Naturnah gestaltet: Die neue Lewa-Savanne im Zoo ist ein Publikumsmagnet und harmoniert architektonisch mit der Kuppel des Kaeng-Krachan-Elefantenparks. Bild: SB

Zürichs «Afrika» begeistert

Von: Sacha Beuth

16. Juni 2020

Nach einer mehrwöchigen Corona-Pause hat der Zoo Zürich wieder geöffnet. Nun kann endlich auch die neue Lewa-Savanne in Augenschein genommen werden, in der Nashörner, Giraffen, Antilopen und Strausse in einer grossen, naturnahen WG leben. Wie ein Rundgang des «Tagblatts» zeigt, sind die Reaktionen sowohl bei tierischen Bewohnern wie bei Besuchern rundweg positiv.

«Giraffeee! Giraffeee!». Mit einem Ruck löst sich ein kleines, blondes Mädchen von der Hand seiner Mutter und rennt aufgeregt schreiend auf den Holzzaun zu, der die Besucher des Zoo Zürich von der neuen Lewa-Savanne trennt. Dort bestaunen bereits mehrere Dutzend Personen die WG von Netzgiraffen, Breitmaulnashörnern, Antilopen und Straussen, die dem namensgebenden kenianischen Schutzgebiet nachempfunden ist.

Pascal Marty, der die Szene beobachtet hat, lächelt zufrieden. Der Kurator hat vor wenigen Wochen die Nachfolge des in Pension gehenden Robert Zingg übernommen. «Die Rückmeldungen und Reaktionen der Besucher zur Lewa-Savanne sind praktisch ausnahmslos positiv. Das freut uns natürlich.» Während die einen das Ambiente und die Gestaltung begeistert hervorheben und sich «wie in Afrika» fühlen würden (siehe auch Box rechts), freuen sich die anderen auf neue Arten wie Erdmännchen und Nacktmull oder auf die Rückkehr typischer Zoolieblinge wie Nashorn oder Giraffe. Letztere war seit über 50 Jahren nicht mehr auf dem Zürichberg zu sehen.

Doch nicht nur bei den Besuchern, auch bei den tierischen Bewohnern selbst kommt die neue Anlage gut an. Zum Beispiel bei Graupapageien, deren Zuhause das erste Gehege des Lewa-Komplexes, eine in den Hang gebaute, begehbare Voliere direkt am Eingang zum Nashorn- und Giraffenhaus, bildet. 24 Vertreter der schlauen Vögel leben hier und geniessen den Flugraum, machen sich auf Partnersuche und legen die Rangordnung fest – ohne sich um die oft nur wenige Handbreit an ihnen vorbeilaufenden Besucher zu kümmern. Ein Teil der Papageien stammt aus einer Auffangstation und ist menschengeprägt und die Art als Stimmenimitator bekannt. «So kann man in der Voliere neben den arttypischen Kreischlauten auch immer wieder ein ‹Hallo› oder gepfiffene Melodien hören.»

In der grossen WG auf der eigentlichen Savanne geben derweil die Breitmaulnashörner den Ton an. «Sie zeigten sich am wenigsten scheu und haben gleich von Beginn weg die ganze Anlage erkundet. Was eigentlich kein Wunder ist, denn in der Natur haben Nashörner kaum Feinde zu fürchten.» Etwas zurückhaltender agierten die Giraffen. «Sie sind vor allem hinter sämtlichem Grünzeug her und haben sich deswegen auch schon in Bereiche begeben, von denen wir glaubten, wir hätten sie durch Steine, Stämme oder Elektrodrähte ‹giraffensicher› gesperrt. Da müssen wir noch nachbessern.» Derweil sind die Säbelantilopen und Impalas besonders vorsichtig unterwegs. «Sie halten sich noch vermehrt in der Nähe des Giraffen- und Nashornhauses auf und erkunden erst langsam die ganze Anlage», so Marty. Insgesamt hätten sich aber alle Tiere sowohl an ihre artfremden Mitbewohner wie auch an ihre Artgenossen jedwelchen Geschlechts gewöhnt. Und auch die Menschen auf der anderen Seite der Gräben, Scheiben und Zäune würden kaum noch für Unruhe sorgen. «Anfangs waren einzelne Besucher noch interessant. Je mehr aber vor der Savanne stehen, desto weniger kümmern sich die Tiere um sie.» Wesentlich mehr Aufmerksamkeit wird den Pflegern zuteil. «Wenn diese am Abend die Tiere mit jeweils individuellen Signalen – Zurufe auf Namen, Rasseln, Pfiffe – in die Nachtunterkünfte rufen, gehorchen die Tiere erstaunlich gut. Wobei natürlich hilft, dass es dort nochmal etwas zu Essen für sie gibt», erklärt Marty lachend.

Es sind übrigens nicht immer nur die grossen Tiere und die Landschaft, welche die Besucher in ihren Bann ziehen. Wie Beobachtungen beim Rundgang des «Tagblatts» zeigen, dürfen auch kleinere Lewa-Bewohner wie die Nacktmulle schon auf eine Fangemeinde zählen. Regelmässig finden sich Menschentrauben vor ihrem Gehege am Ausgang des Nashorn- und Giraffenhauses. Zur grossen Freude von Pascal Marty. Die äusserlich nicht gerade attraktiven, felllosen Nager zählen wegen ihrer besonderen Biologie – unter anderem bilden sie einen Staat mit Königin ähnlich wie gewisse Insekten und altern sehr langsam – nämlich zu seinen Lieblingen.

Reaktionen der Besucher

«Getarnte Nashörner»

Jonas Hofstetter: «Mir gefallen die Graupapageien am besten. Sie haben so schöne rote Schwanzfedern.»
Silvan Hofstetter: «Ich dachte erst, die Nashörner seien Felsen, so gut sind sie getarnt.»
Tamara Hofstetter: «Die Nacktmulle sind faszinierend. Diese Tiere habe ich noch nie zuvor gesehen.»
Sonja Hofstetter: «Die Lewa-Savanne ist sehr schön und grüner als erwartet. Mich hat verblüfft, wie echt die künstlichen Baobab-Bäume aussehen.»

«Endlich wieder Giraffen»

Monika Schmid: «Die Anlage hat all meine Erwartungen übertroffen. Man sieht, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Was mich am meisten freut ist: Endlich gibt es im Zoo Zürich wieder Giraffen. Als ich sie das letzte Mal hier sah, war ich noch ein Kind.»
Markus Schmid: «Die Anlage gibt einen tollen Eindruck von Afrika. Ich kenne viele Afrika-Anlagen in Zoos. Bislang hat mir die in Leipzig am besten gefallen. Aber die hier ist noch besser.»

«Grosszügig, naturnah»

Chloe Landolt: «Die Giraffen finde ich toll und auch die Nashörner. Noch lieber mag ich die Erdmännchen. Am liebsten habe ich aber Löwen.»
Sophia Landolt: «Das netzartige Muster der Giraffen und die Streifung der Zebras finde ich besonders schön.»
Caroline Landolt: «Die Anlage ist sehr grosszügig und naturnah gestaltet. Da bekommt man echt ein Afrika-Feeling. Mich jedenfalls erinnert sie an meine Reise nach Namibia und Botswana.»

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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