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Stadtratskolumne

Fehler sind erlaubt

Von: Daniel Leupi

Wie viele Fehler erträgt es in der Politik? Keine, werden Sie spontan vielleicht denken. Und diese Antwort bei genauerem Nachdenken hoffentlich schnell wieder verwerfen. Fehler sind unvermeidlich. Nobody’s perfect – auch nicht in der Politik.

Die letzten Tage gab ein Votum des grünen Aargauer Nationalrats Jonas Fricker viel zu reden. Er hatte Schlachtviehtransporte mit dem Holocaust verglichen. Geht gar nicht! Aber war der Rücktritt angemessen? Muss jemand zurücktreten, der sich entschuldigt? Jemand, dessen Entschuldigung von Vertretern der jüdischen Gemeinschaft angenommen wird? Klar, ihm und der Partei wäre das Votum von politischen Gegnern noch jahrelang um die Ohren gehauen worden. Und Fricker setzte mit seinem Rücktritt ein klares Zeichen dagegen, dass menschenverachtende Politik wieder salonfähig wird.

Mich beschäftigt die Sache dennoch weiter. Auch wer hier vor dem Rücktritt Respekt zeigt, darf nicht eine generelle Unkultur fördern, die null Fehler toleriert.Das wäre unmenschlich. Natürlich sollten wir danach streben, Fehler zu vermeiden, deren Folgen gering zu halten und aus ihnen zu lernen. Aber gleich «Kopf ab», wenn ein Fehler geschieht? Das halte ich für einen Fehler. Und zwar für einen kapitalen.

In der politischen Diskussion oder bei der Alltagsarbeit in der Verwaltung hat eine Null-Fehler-Kultur verheerende Folgen. Wenn bereits ein unbedarftes Wort oder ein Fehlentscheid mit unerbittlichem Eifer gebrandmarkt werden, verwenden am Ende alle ihre Energie nur noch dazu, keine Fehler zu machen. Das führt zu Stillstand, Duckmäusertum, Mutlosigkeit und Denkverboten. Keine gute Entwicklung.

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