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Kultur

Fotokünstler und Verleger Philipp Keel. (Bild: Maurice Haas/© Diogenes-Verlag)

Den Sommer im Visier

Von: Kati Moser

27. August 2019

«Last Summer» heisst die neue Einzelausstellung von Philipp Keel, die ab dem 5. September in der Bildhalle zu sehen ist. Der Zürcher ist Künstler, Autor und Verleger des Diogenes-Verlags.

Mögen Sie ein Bild in der Ausstellung besonders?

Philipp Keel: Vielleicht «Palm and a Palm Leaf» (Bild unten), weil es diesen wunderbaren, etwas verschwommenen Blick zurück auf einen Sommer hat. Im Sommer sind wir geblendet von der Hitze, vom Licht auf dem Wasser, geblendet überhaupt, geblendet von der Wärme in der Nacht, von den Menschen, die einen umgeben. Der Sommer hat das Privileg der Jahreszeit, dass viele Leute sich erlauben, einen Moment zu geniessen, er birgt aber auch die Gefahr, dass wir mehr Dummheiten machen als sonst. Das hat etwas Spannendes, Verführerisches und Gefährliches, und das Gefährliche steckt auch in dieser Ausstellung.

Haben Sie immer eine Kamera dabei?

Früher, als es keine solch guten Handys gab, war es interessanter, Fotokünstler zu sein. Wenn man einem Motiv begegnete, war die entscheidende Frage immer, ob man die Kamera dabei hatte oder nicht. Heute ist dies kein Abenteuer mehr, weil man immer das Smartphone bei sich hat und weil durch die ganzen Apps und diesen Drang, permanent alles festzuhalten und ins Netz zu stellen, das Besondere verflogen ist. Ich sehe so viele grossartige Bilder, vor allem auf Instagram, dass ich mich manchmal echt frage, was mache ich hier eigentlich.

Und Ihre Antwort darauf?

Ich denke, es ist etwas anderes, wenn man einen guten Snapshot digital auf dem Bildschirm anschaut oder dann seine Verwandlung auf dem Papier sieht. Da fängt die Arbeit eines Fotokünstlers an, das ist dann die Kunst – und vielleicht auch die Erfahrung –, die ins Spiel kommt, nämlich wenn ein Bild nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch an der Wand funktionieren muss. Und auch hier gibt es mittlerweile so viele Galerien und Ausstellungen, dass ich mich manchmal etwas schäme, dieses heutzutage doch recht beliebige Medium zu benutzen. Aber ich fotografiere nicht nur, sondern habe auch eine neue Technik des Druckens, den Imbue Print, mitgeprägt, und es fasziniert mich immer wieder, so lange an einem Print zu arbeiten, bis er für mich perfekt ist. So oder so, wenn man Leidenschaft hat, kann man sich nicht dagegen wehren. Die Leidenschaft verleitet dazu, dass man Dinge macht, die albern sind. Und wenn es albern ist, heute Fotokunst zu machen, dann gehöre ich gerne auch dazu.

Was ist Imbue Print?

Imbue Print ist ein sich aus vielen Linien zusammenfügendes Bild. Mit Epson und Don Weinstein, einem bekannten Kunstdrucker, habe ich die Entwicklung dieser Fine-Art-Inkjet-Maschine mitgeprägt und war einer der ersten, der diese heute sehr beliebte Technik verwendete. Ich muss aber sagen, dass ich den C-Print, den klassischen Fotoprint in Farbe, oder den Baryt-Print in der Schwarzweiss-fotografie für meine Arbeit genauso gerne verwende.

Wann wird gemalt, wann fotografiert?

Ich bin mit der Malerei aufgewachsen, meine Mutter war Malerin, viele Menschen, die meine Eltern kannten, waren Maler. Mit den Möglichkeiten der digitalen Kamera bin ich mit der Fotografie in eine Abstraktion gerutscht, die ein bisschen an die Malerei erinnert. Für mich waren die ersten digitalen Kameras Skizzenbücher, mit denen man sich wie ein Nomade bewegen konnte. Wenn mir etwas begegnet, das mich fasziniert, ist es mir egal, mit welcher Kamera oder mit welchem Gegenstand ich ein Bild erstelle. Ich habe mir immer verboten, die Malerei in irgendeiner Weise mit der Fotografie zu verwechseln. Das Spontane spielt eine grosse Rolle in meinem Werk, bei dem Entwicklungsprozess hingegen bin ich ein furchtbarer Perfektionist.


Weitere Informationen:
Ausstellung «Last Summer»
5. September bis 19. Oktober
Bildhalle, Stauffacherquai 56

www.bildhalle.ch

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