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Kultur

Heino (80), die rheinische Frohnatur, wurde in den 1960er-Jahren zum Star und zur Kultfigur mit Sonnenbrille und Toupet. Bild: PD

Genialer Entertainer

Von: Reinhold Hönle

26. Februar 2019

Der 80-jährige Heino, Star des deutschen Volkslieds und Schlagers, kommt auf einer letzten Tournee am 14. März auch ins Volkshaus Zürich.

Er hat im Lauf seiner Karriere rund 50 Millionen Tonträger verkauft und dafür ausserhalb seiner Fangemeinde lange nur Hohn und Spott geerntet, das aber dank seiner rheinischen Frohnatur weggesteckt, ohne verbittert zu werden. Sein Charakter, seine unverwechselbare Erscheinung und sein sonorer Bariton liessen Heino Kult werden und haben ihm auf seine alten Tage den Respekt so mancher Rockmusiker eingetragen. Als er 2013 auf dem Album «Mit freundlichen Grüssen» zwölf Coverversionen von deutschsprachigen Klassikern aus Pop, Rock, Rap und Metal veröffentlichte, schoss es auf Platz eins der Hitparade. Sein «Junge» von Die Ärzte war kongenial und Rammstein luden ihn ein, «Sonne» mit ihnen zusammen beim Metal-Festival in Wacken zu singen. Heinos Kommentar: «Dort habe ich gemerkt, dass diese Band auch nur mit Wasser kocht.»

«Ein bisschen belächelt»
Es ist nicht das einzige Mal bei unserem Interview in Hamburg, dass er seinen trockenen Humor und ein bodenständiges Selbstbewusstsein zeigt. Seine Unverwüstlichkeit hat wohl auch damit zu tun, dass er sich durchbeissen musste. Heinz Georg Kramm, 1938 in Düsseldorf geboren, verlor im Krieg den Vater und wuchs mit seiner Schwester bei der Mutter und ihren sechs Geschwistern auf 60 Quadratmetern auf. «Das muss man sich heute mal vorstellen! Aber als Familie hatten wir viel Spass, und ich möchte die Zeit nicht missen.» Weil der Witwe das Geld fehlte, um dem Sohn ein Musikstudium zu ermöglichen, machte er eine Lehre zum Bäcker-Konditor. Später verdiente er sich seine klassischen Gesangsstunden mit Unterhaltungsmusik. 

Seinen Künstlernamen Heino wählte er, weil er singbar sein musste, da seine Gruppe eine Intro hatte, in dem sich die Mitglieder vorstellten. Die Geldprobleme waren Vergangenheit, als Schlagerstar Ralf Bendix («Babysitter Blues») ihn 1965 entdeckte. Da es Heino störte, dass im Radio fast nur noch Beatmusik lief, beschlossen sie, als erste Single das Volkslied «Jenseits des Tales» aufzunehmen. Sie verkaufte sich über eine Million Mal und trug ihm einen 10-Jahres-Vertrag der englischen Plattenfirma Electrola ein. Es folgten Hits wie «Blau blüht der Enzian», «Die schwarze Barbara» und «Treue Bergvagabunden», die ihn zum Star machten, aber auch viele Verbalattacken eintrugen. «Ich bin ein bisschen belächelt und beschimpft worden. Die dachten: Ein junger Mann, der blond ist, blaue Augen hat und Volkslieder singt, der muss ja irgendwie aus dem rechten Lager kommen! Dabei war es genau umgekehrt.»

Als der Mehlstaub in der Backstube zu Haarausfall führte, legte er sich ein Haarteil zu. Und als ein Auge wegen seiner Schilddrüsenüberfunktion hervortrat, riet ihm sein Arzt, eine Sonnenbrille zu tragen, um die Leute nicht zu irritieren. Obwohl der Sänger inzwischen auf sie verzichten könnte, ist er ihr treu geblieben. «Ich trage sie auch nachts im Auto», verrät er. «Das Auge hat sich so an sie gewöhnt, dass ich manchmal sogar vergesse, sie abzulegen, wenn ich zu Bett gehe.» Während andere Stars eine Sonnenbrille tragen, um nicht erkannt zu werden, könnte Heino inkognito sein, wenn er auf sie verzichten würde. «Ich will das nicht, wäre sogar traurig, wenn keiner mit mir reden oder ein Autogramm möchte. Es sind ja alles Kunden!»

Im Volkshaus wird der Entertainer seine Lieder vorwiegend in einem mit Nieten besetzten Ledermantel und sein Programm im rockigen Musikkleid präsentieren, das er je nach Zusammensetzung des Publikums anpassen kann. «Ich kann mit meiner Band aus einem zehnstündigen Repertoire schöpfen», betont er stolz. Mit ihm unterwegs ist auch seine dritte Ehefrau Hannelore (76), wegen der er nun schon zum zweiten Mal auf Abschiedstournee ist. Nachdem sie 2004 einen Herzinfarkt erlitten hatte, trat er ihr zuliebe kürzer. Lachend erzählt er, was sie ihm sagte, als es ihr wieder besser ging: «Geh wieder auf die Bühne und sing. Dann bist du ausgeglichener, und ich habe meine Ruhe.»

Weitere Informationen:

Heino live im Volkshaus Zürich
Donnerstag, 14. März, 20 Uhr 
www.actnews.ch

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt» verlost 2 × 2 Tickets für das Konzert von Heino im Volkshaus Zürich, 14. März, 20 Uhr. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Heino an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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