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Kultur

Sorgt auch als Buchautor für Lacher: Comedian Kaya Yanar. Bild: N. Dilly

«Ich bin noch nicht integriert»

Von: Sacha Beuth

19. März 2019

COMEDY Kaya Yanar zählt längst zu den erfolgreichsten Comedians im deutschsprachigen Raum. Am 24. März stellt der in Zürich wohnhafte 46-jährige Deutsche im Kosmos sein zweites Buch «Das ist aber nicht so wie in Deutschland!» vor – und nimmt darin sich sowie seine alte und neue Heimat auf die Schippe.

Mit «Was guckst Du?» auf Sat 1 schaffte Kaya Yanar 2001 seinen Durchbruch als Comedian. Auf die TV-Sendung folgten mehrere Bühnenprogramme. Aktuell ist er mit «Ausrasten für Anfänger» in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Zugleich hat der Deutsche mit türkisch-arabischen Wurzeln sein zweites Buch herausgebracht. «Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!» heisst das Werk, worin der in Zürich lebende Yanar mit viel Selbstironie die Eigenheiten Deutschlands und der Schweiz persifliert.

Seit einigen Jahren leben Sie in Zürich. Aber mit der Schweizer Pünktlichkeit hapert es offenbar noch. Sie hätten um 13 Uhr fürs Interview anrufen sollen, jetzt ist es schon 13.03 Uhr!

Kaya Yanar: (lacht) Eine Zweitkarriere bei den SBB müsste ich mir wohl abschminken. Ich bin offensichtlich noch nicht voll integriert.

Sie stören sich am Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, ärgern sich über Blitzer, pfeifen in ihren Shows auf Political Correctness – für Rechtspolitiker dürften Sie der Vorzeigeausländer sein. Wann beantragen Sie die Schweizer Staatsbürgerschaft?

Tatsächlich ist mir das nicht so wichtig, da ich mit dem deutschen Pass ganz zufrieden bin. Obschon es natürlich seinen Reiz hätte, bei den Abstimmungen mitzumachen. Aber ich weiss nicht, ob ich den Einbürgerungsprozess psychisch durchstehen würde. Und was wäre, wenn es dann am Ende hiesse: Den lehnen wir ab, der hat zu viele Witze über uns gemacht.

An Ihrem Schweizerdeutsch müsste man sicher noch arbeiten. Die Aussprache ist fehlerhaft. Zudem sagen wir nicht immer am Schluss eines Satzes «oder». Oder?

Genau. (lacht schallend) Darf ich den in meine Show einbauen? Im Ernst: Schweizerdeutsch lernen wird eine Lebensaufgabe für mich. Aber irgendwann kriege ich auch ein «Ich gang go poschte» hin.

Wenn Sie die verschiedenen Nationalitäten mit all ihren nachgesagten Eigenschaften imitieren, tun Sie dies nur um der Lacher willen. Oder halten Sie den Leuten gleichzeitig auch den Spiegel vor?

Beides. Wenn ich eine Figur imitiere, dann bin ich in erster Linie fasziniert davon. Gerade weil ich verschiedene Kulturen liebe. Nur ist mein Liebesverhältnis zu diesen Kulturen etwas chaotisch. Ich muss mich darüber lustig machen. Das ist aber nie bösartig gemeint, sondern mehr wie ein Frotzeln unter Kollegen. Meist wird das auch so verstanden. Manchmal geht es sogar so weit, dass gewisse Nationalitäten enttäuscht sind, wenn ich sie nicht auf die Schippe nehme. Von Griechen werde ich beispielsweise regelmässig gefragt: Warum verarschst du uns nicht?

Haben Sie nicht genug davon, immer wieder den türkischen Türsteher Hakan und den fröhlich-einfältigen Inder Ranjid zu spielen?

Überhaupt nicht. Es ist vielmehr eine besondere Ehre, denn das Ganze hat ja schon fast Kultstatus, genau wie der Spruch «Was guckst du?».

Mit welchen Unterschieden zu Deutschland tun Sie sich abgesehen von Tempolimit besonders schwer, und welche schätzen Sie besonders?

Also die «Altpapierbündeli» sind total nervig. Was da an Bruttoarbeitszeit verloren geht! Und dass es in der Schweiz für alles Mögliche eine Bewilligung braucht. Auf der anderen Seite hat die Pedanterie auch ihre Vorteile. Hier kann man sich anders als in Deutschland auf den Zugfahrplan verlassen. Ausserdem finde ich, dass die Schweizer netter zueinander sind als die Deutschen. Vielleicht weil sie wissen, dass es nicht so viele von ihnen gibt.

Kommen wir zu Ihrem Buch. Darin wimmelt es vor Gags. Worauf muss man achten, damit sie gleich gut ankommen wie in einer Liveshow?

Das ist in der Tat ein komplett anderes Medium. Es beraubt mich einiger Fähigkeiten und Vorteile wie Mimik und Stimme. Um dies auszugleichen, ging ich im Buch mehr in die Tiefe. Ich zeige darin mehr Gefühle, liefere mehr persönliche Geschichten als in den Shows.

Das Buch enthält auch einige köstliche Anekdoten von Ihren Eltern, insbesondere von Ihrem 2002 verstorbenen Vater. Was würde er wohl sagen, wenn er diese lesen könnte?

Er würde wohl herzhaft lachen, wie er das zu Lebzeiten schon bei meinen Shows gemacht hat. Und zugleich anfügen, dass ich übertreibe. Was dann bei uns immer einen «Nein»-«Doch»-Abtausch auslöste.

In Ihren Shows ist Ihre Schweizer Freundin gelegentlich Teil der Gags. Hat sie darum – quasi als Entschuldigung – ein Kapitel schreiben dürfen?

Ja, (spricht leiser) das ist ein Grund, obwohl ich es nicht gerne zugebe. Der andere ist, dass der Verlag das wollte. Man hat mich das Kapitel vor der Veröffentlichung auch nicht lesen lassen. Nun erfährt man leider einige meiner Marotten, die ich immer versucht hatte, aus der Öffentlichkeit rauszuhalten.

Etwa dass Sie tagsüber immer und überall schlafen können, nachts aber wegen des kleinsten Geräuschs aufwachen?

Stimmt. Das wurde mir übrigens erst bewusst, als ich es gelesen hatte.

Das Kapitel ist echt lustig. Was, wenn Ihre Freundin Ihnen in Sachen Humor das Wasser abgräbt?

Da ist was dran. Sie hat mir einige Gags für das Programm «Reiz der Schweiz» geschenkt und auch Beiträge für «Ausrasten für Anfänger» geliefert. Zum Glück hat sie kein Interesse, ins Rampenlicht zu treten. Sicherheitshalber werde ich das nächste Buch aber wieder komplett alleine schreiben.

Bücher zu gewinnen!

Die Comedy- Lesung und Buchvernissage mit Kaya Yanar zu «Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!» findet am Sonntag, 24. 3., um 12 Uhr im Kosmos, Lagerstrasse 104, statt. Eintritt 35/28 Fr. «Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!» kann über den Herausgeber Orell-Füssli-Verlag bestellt werden (www.ofv.ch). Das «Tagblatt» verlost 5 Exemplare davon. Senden Sie uns eine E-Mail mit Name, Adresse, Telefon und Betreff Kayabuch an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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