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Kultur

Silbermond sind (v.l.) Andreas Nowak, Stefanie Kloss und die Brüder Johannes und Thomas Stolle. (Bild: Jens Koch)

«Ihr Schweizer seid entspannter»

Von: Reinhold Hönle

07. Januar 2020

Mit Songs wie «Symphonie» und «Das Beste» stiegen Silbermond zu deutschen Popstars auf. Am 28. Januar spielt die Band mit Frontfrau Stefanie Kloss im Hallenstadion Zürich. 

Was wollt Ihr mit der Single «Träum ja nur (Hippies)» ausdrücken? Seid Ihr Jung-Hippies geworden?

Sängerin Stefanie Kloss: Wir sind keine Hippies, aber ich glaube, dass wir Raum für neue Ideen und Visionen brauchen, welche die Menschen mobilisieren.
Bassist Johannes Stolle: Nur wenn wir positiv denken, können wir das Steuer noch herumreissen. Noch ist es nicht zu spät.

Steffi, Sie und Gitarrist Thomas Stolle sind Eltern geworden. Haben Sie sich vorher überlegt, ob Sie Ihrem Kind diese Welt überhaupt noch zumuten können?

Kloss: Nein, mein Kinderwunsch war sehr egoistisch geprägt. Ich bin meinem inneren Drang gefolgt. Als unser Sohn dann auf der Welt war, hat sich mein Blick jedoch ganz schön verändert. Ich habe plötzlich eine Verantwortung verspürt, etwas für seine Zukunft zu tun.

Euer aktuelles Album «Schritte» wirkt nicht, als ob das schwer auf Euren Schultern lasten würde. Die Songs klingen leicht und transparent.
Kloss: Ich freue mich total. Das ist genau, was wir wollten. Zunächst war klar, dass wir den Weg von «Leichtes Gepäck», unserem letzten Album, weitergehen wollten. Da wir diesmal ganz stark vom Wort her kamen, fragten wir uns dann: Wie kann unsere Musik Emotionen transportieren und teilweise tiefgründige Texte atmen lassen? Unsere Antwort ist ein moderner Retro-Bandsound, der nicht nach den Neunzigerjahren klingt, sich aber auch nicht bei den neuen technischen Möglichkeiten anbiedert.

Welche Gefühle haben Sie in Ihrer Schwangerschaft erlebt?

Kloss: Es gab plötzlich Ängste, die ich von mir nicht kannte, aber insgesamt kann ich hinter meiner Schwangerschaft einen grossen grünen Haken machen, denn sie verlief ohne Komplikationen. Ich durfte ein Kind bekommen, das unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt und mir geholfen hat, nicht mehr dauernd zu schauen, ob der Rasen der Nachbarn vielleicht noch etwas grüner ist als der unsrige. Ich versuche, Dinge anders zu machen, gelassener zu nehmen, Prioritäten neu zu setzen und mich hin und wieder zu entschleunigen.

Fühlte sich die ganze Band mit 15 erfolgreichen Jahren im Rücken weniger unter Druck?

Stolle: Die grösste Herausforderung war, uns auf dem sechsten Studioalbum nicht zu wiederholen. Wir wollen uns nicht selber langweilen. Die guten und die schlechten Dinge, die passieren, während du eine Platte machst, verarbeitest du in deinen Songs oder beziehst Stellung zu ihnen. Wenn die Leute deine Gedanken teilen, ist das wunderschön, aber du denkst in erster Linie an dich. Wir Musiker stehen morgens auf und machen Musik. Das ist unsere DNA und ich kann mir nichts anderes vorstellen.

Alle fragen Steffi und Thomas nach ihren neuen Erfahrungen. Was hat sich denn in Ihrem Leben in den letzten vier Jahren verändert?

Stolle: Das ist eine sehr gute Frage ... Ich bin Onkel geworden – und das ist auch für mich ein tiefer und schöner Einschnitt. (Steffi ist amüsiert.) Wir bewegen uns nun zwischen Struktur und Chaos, aber am Ende des Tages sind wir auch ein grosser familiärer Haufen, wobei ich es schon eine krasse Leistung finde, dass vier Individuen ihr Leben aufeinander ausrichten. Und eine Riesenbereicherung!

Bald kommt Ihr wieder ins Hallenstadion. Welche Erinnerungen habt Ihr an frühere Konzerte?

Kloss: Das Hallenstadion, wo wir einmal auf der eigenen Tour und einmal bei Energy waren, ist eine riesige Arena, aber keine Sporthalle ohne Herz. Trotzdem musst du ihr erst mal Leben einhauchen. Wir sind nach wie vor dankbar, dass wir als Band aus dem Ausland den Sprung vom Bierhübeli in Bern, wo vielleicht 400 Leute zu unserem ersten Schweizer Konzert kamen, ins Hallenstadion geschafft haben. Für uns ist dieser Auftritt so etwas wie die Krönung der Tour. Wir haben richtig Bock drauf, mit unseren Fans einen tollen Abend zu verbringen!

Seid Ihr eigentlich auch privat hin und wieder in der Schweiz?

Stolle: Zu selten.
Kloss: Gute Freunde von uns kommen aus dem Wallis. Dort waren wir wandern und das war wahnsinnig schön.

Was ist Euch noch fremd?

Kloss: Der Satz «Schön seid Ihr da.» Bei uns gibt es diese Satzstellung nicht. Wir sagen «Schön, dass Ihr da seid.» Die Schweizer Sprache hat für mich immer eine Portion Liebe mehr. Ich finde es auch wahnsinnig charmant, wie sich alle bemühen, mit uns Hochdeutsch zu sprechen, damit wir sie verstehen. Zumal ich weiss, dass es für die Schweizer schwer ist. Besonders, wenn sie aus Regionen stammen, wo das Schweizerdeutsch noch charaktervoller ist.

Und wie steht es mit Eurem Schweizerdeutsch?
Kloss: Ich glaube, ich bin hinter das Geheimnis des «Schwiizerdeutsch» gekommen. Wenn ich es bei Konzerten zu sprechen versuche, sage ich mir immer: «Nimm dir mehr Zeit!» Nicht weil ich meine, die Schweizer wären langsam. Das ist ein Vorurteil. Es liegt einfach eine Ruhe in der Sprache und im Ausdruck. Wir Deutschen plappern so vor uns hin. Alles ist so schnell und im Fluss. Ihr seid entspannter.

Silbermond live, 28. Januar, 20 Uhr, Hallenstadion Zürich

 

TICKETVERLOSUNG

Das «Tagblatt» verlost 3 x 2 Tickets für das Silbermond-Konzert am 28. Januar im Hallenstadion! Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Silbermond an gewinn@tagblattzuerich.ch

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