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Kultur

Drei der zehn Künstler, die man am Atelier-Weekend kennen lernen kann: Pia Valär (v.l.), Alex Zwalen und Nicolas Bischof. (Bild: Kati Moser)

Kunst an der Geroldstrasse

Von: Kati Moser

12. November 2019

Mitten im angesagten Ausgehviertel im Kreis 5 liegt eine kleine Kunstoase, ein Überbleibsel des einstigen Arbeiter– und Industriequartiers. An der Geroldstrasse öffnen die Künstler vom 15. bis 17. 11. ihre Ateliers.

Was vor zehn Jahren noch zaghaft begann, ist heute zum festen Termin im Kalender der zehn Künstler an der Geroldstrasse 11 geworden. Am zweiten Wochenende im November – bevor der ganze Weihnachtsstress losgeht – öffnen sie ihre Ateliers. Für Freunde, Kunden und auch sonst all jene, die vorbeikommen möchten. «Ich glaube, dass die Leute es spannend finden, verschiedene Arbeitsräume zu sehen. Mir geht es auch so», sagt die Illustratorin Pia Valär.

Einst Kohle, heute Kunst

Die Geroldstrasse ist Teil des einstigen Arbeiter- und Industriequartiers der Stadt. Fabriken wie die Escher Wyss AG, spezialisiert in Maschinen- und Turbinenbau, oder die Maag Zahnräder prägten zusammen mit kleineren Werkstätten das damalige Bild. Als man begann, die Fabriken umzufunktionieren und Bauten wie den Prime Tower zu erstellen, gab es in leer stehenden Häusern etliche Ateliers, die später im Zuge der Raumplanung eins nach dem anderen verschwanden. «Dass wir hierbleiben konnten, ist wie ein Sechser im Lotto», sagt Alex Zwalen, Kunstmaler, der seit 22 Jahren hier arbeitet und den Wandel des Quartiers hautnah miterlebt hat. Dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. «Ich selber habe mich an die Anwesenheit des Prime Towers gewöhnt, indem ich ihn zigmal gemalt und mittlerweile Freude an seinen vielen Facetten habe. Auch morgens um fünf, wenn die Strasse voll von Partygängern ist.» Sie kommen von den umliegenden Clubs wie dem Hive, Helsinki oder Supermarket und treffen auf den Maler, der mit Staffelei, Farben und Leinwand die jeweilige Stimmung zu wiedergeben versucht.

Im Hause an der Geroldstrasse 11, dort, wo einst Kohle gehandelt und gelagert wurde, arbeiten heute zehn Künstler. Ihre Ateliers mussten sie selber gestalten, Wasser und Strom reinholen und in den 90er-Jahren sogar Telefonkabel ziehen. Kürzlich wurden ihre Mietverträge erneuert, sie laufen zwischen zwei und fünf Jahren. «Mir gefällt der provisorische Charakter. Hier fühle ich mich am richtigen Ort, laut, dreckig, aber mit guter Energie. Die ganze Gegend ist unprätentiös, im Gegensatz zur durchgestylten Stadt», sagt Nicolas Bischof, Maler und Zeichner. «Zwischennutzungen sind ein guter Nährboden für kreative Prozesse», fügt Alex Zwalen hinzu.

Das Atelier-Fest ist von Jahr zu Jahr beliebter geworden, von einem privaten hat es sich zu einem öffentlichen Kunstanlass gewandelt. Heuer gibt es sogar zwei Führungen mit Kunsthistorikerinnen durch einige der Ateliers sowie drei Gastkünstler: Denis Stoffner, Dieter Hall und Valentin Hauri. Auf die Besucher warten, nebst der Kunst, heisse Maroni (aus einem extra für das Fest geliehenen Maroni-Ofen), warme Suppe, Glühwein und eine Bar (siehe ganz unten).

Mit dem Fest möchten sich die Künstler Alex Zwalen, Christian Eberhard, Conrad Meier, Esther Schena, Michael Flückiger, Monika Stalder, Nicolas Bischof, Philipp Koller, Pia Valär und Silvia Popp bei ihren treuen Kunden bedanken, mit Freunden feiern und Neugierigen helfen, ihre Hemmschwelle zu überwinden. «Es ist auch ein guter Moment für einen Jahresrückblick, denn beim Aufräumen im Atelier schaut man seine Arbeiten wieder mal an», so Pia Valär. «Man kann es auch mit einem Erntedankfest vergleichen. Mit der Hoffnung auf gute Ernte», sagt Nicolas Bischof. Und «es ist eine Mischung zwischen Arbeitsraum zeigen und Arbeiten präsentieren. Kaufen ist dabei nicht verboten», fügt Alex Zwalen mit einem schelmischen Lächeln hinzu.

 

Atelier Weekend

Alle Jahre wieder und fast schon legendär: Das Atelier-Weekend im November an der Geroldstrasse 11, im Kreis 5. Die Türen der Ateliers stehen dann offen, es gibt nebst viel Kunst und anregenden Gesprächen Maroni, Glühwein und Suppe. Öffnungszeiten: Am Freitag von 18 bis 23 Uhr bei Suppe, Glühwein und Bar, am Samstag von 15 bis 21 Uhr bei Glühwein, Maroni und Bar, am Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Führungen: Samstag um 16.30, Sonntag von 18 bis 19 Uhr.

 

 

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