mobile Navigation

Kultur

Beschäftigt sich mit seiner Wahlheimat: Comedian Kaya Yanar. Bild: PD

Nichts mehr mit Klischee-Gags

Von: Reinhold Hönle

29. November 2016

Der deutsch-türkische Stand-up-Comedian Kaya Yanar, der mit seiner Schweizer Freundin am Zürichsee lebt, tritt mit seinem massgeschneiderten Programm «Der Reiz der Schweiz» vier Abende im Volkshaus auf.

Was macht für Sie den Reiz der Schweiz aus?
Kaya Yanar: Der grösste Reiz der Schweiz ist für mich natürlich meine Schweizer Freundin. Ich mag an der Schweiz und ihrer ­Bevölkerung aber auch, dass die positiven Klischees wie schöne Landschaften, Sauberkeit und Pünktlichkeit wirklich zutreffen. Ausserdem schätze ich die politische Neutralität, die direkte Demokratie und den netten Umgangston.

Welches Klischee stimmt nicht?
Schweizerdeutsch per se ist nicht langsam. Wenn meine Freundin redet, ist es sogar sehr schnell. Spricht sie Hochdeutsch, was sie akzentfrei beherrscht, wirkt das etwas bedächtiger, weil sie ihre Worte genau abwägt. Wirklich langsam seid ihr Schweizer vor allem auf der Autobahn unterwegs. Wenn du aus Deutschland kommst, schläft dir bei einer Tempolimite von 120 Stundenkilometern leicht der Gasfuss ein! (lacht)

Nach der ersten grossen Schweizer Tournee mit 22 Auftritten treten Sie nun sogar 28 Mal auf. Ein Zeichen, dass Sie hier endgültig angekommen sind?
Ja, da bin ich mir sicher! Zu ­meiner Schweizer Premiere 2003 im Stadttheater in Basel kamen 400 Leute. Seither hat eine riesige Entwicklung stattgefunden, was auch an meinem Privatleben liegt. In den fünf Jahren, die ich mein Leben mit meiner Freundin bereits teile, habe ich enorme Kenntnisse erworben, die ich in meine Programme einfliessen lassen kann. Das hat nichts mehr mit den simplen Klischee-Gags über «Chuchichäschtli» oder «Taschenmesserli» zu tun, mit denen ich wie manch andere deutsche Komiker vor 13 Jahren begonnen hatte und welche die Schweizer nicht mehr hören können.

Was für Insiderwissen haben Sie denn erworben?
Ich kenne eine Sportart wie Hornussen. Die ist total witzig: Ein Spieler drischt mit einer Angel auf eine Hornuss ein und 20 oder 30 andere stehen in einer Wiese und wedeln dort laut rufend mit ihren Pizzablechen herum.

Hat sich der Kontakt zu Ihrer Verwandtschaft in der Schweiz intensiviert?
Einer meiner Cousins ist in­zwischen nach Neuseeland gezogen, aber die anderen sehe ich nun öfter. Am meisten besuche ich aber den Onkel, der mittlerweile schon Mitte 80 ist und nicht weit weg wohnt. Ich mag es unheimlich, wenn er über die Türkei von früher und die Auswanderung der Familie nach Europa erzählt. Ich frage dann, ob ich ihn mit meinem Smartphone aufnehmen darf, weil ich seine Geschichten für wertvolle Zeitdokumente halte.

Welche Schweizer Comedians bringen eigentlich Sie zum ­Lachen?

Vor Marco Rima habe ich grossen Respekt. Er hat eine Riesenkarriere hingelegt. Meine Freundin, die Fan von ihm ist, checkt immer seine Social-Media-Kanäle. Die kleinen Sketche, die er dort postet, sind wirklich witzig. Was ich von Divertimento gesehen habe, fand ich ebenfalls sehr unterhaltsam. Der Erwin aus der Schweiz gefällt mir auch, wie die Songs von Müslüm sowie Alain Frei, der vor allem in Deutschland bekannt ist. Es gibt in der Schweiz schon eine lebendige Kabarett- und Comedyszene!

Kaya Yanar, vom 2. bis 5. Februar 2017 im Volkshaus Zürich.
www.kaya.tv
www.dominoevent.ch

Zur Person:
Kaya Yanar wurde 1973 als Sohn türkischer Eltern in Frankfurt geboren, wo er später Phonetik, Amerikanistik und Philosophie studierte. 2001 wurde er durch seine Sat.1-Ethno-Comedyserie «Was guckst du?!», für die er den Deutschen Fernseh- und den Deutschen Comedypreis erhielt, dem breiten Publikum bekannt.

Tickets zu gewinnen!
Das «Tagblatt» verlost 2 x 2 Tickets für Kaya Yanars Auftritt vom 5.  Feb-
ruar 2017 im Volkshaus. E-Mail unter dem Stichwort Yanar an:
gewinn@tagblattzuerich.ch

zurück zu Kultur

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare