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Kultur

Mit diesem Schild wurde man während den Exil-Anfangstagen begrüsst. (Bild: PD)

Seit zehn Jahren ein Exil für Partygänger und Konzertfans

Von: Christian Saggese

17. September 2019

Vor zehn Jahren öffnete der Exil-Club seine Türen. Dies wird vom 23. bis 28.9. gefeiert. Trotz grösserer Konkurrenz setzen die Inhaber seit jeher auf das gleiche Konzept: Klasse statt Masse.

Es ist das Jahr 2009, als fünf Freunde über die hiesige Party- und Konzertszene diskutieren. Sie sind sich einig, dass es in Zürich einige gute Ausgangslokalitäten gibt, doch ganz zufrieden sind sie mit dem Angebot nicht. Viele Clubs richten ihr Programm nämlich nur auf eine bestimmte Zielgruppe aus, beispielsweise auf Hip-Hop-Fans. Andere wiederum legen wenig Wert auf ein treues Stammpublikum, sondern buchen einzig, was gerade im Trend steht. Monotonie und Massenware statt Vielfalt und Qualität – das muss geändert werden, sind sich die Kollegen einig. Sie fassen den Entschluss, ihr ganzes Vermögen zusammenzukratzen, ein leeres Büro an der Hardstrasse 245 zu mieten und eigenhändig innert drei Monaten einen Club aus dem Boden zu stampfen – mit Fokus auf Klasse statt Masse. Es ist die Geburtsstunde des Exil. 

Jubiläum wird gefeiert

Einer der Mitgründer ist Nik Bärtsch: «Unser Ziel war es nie, die angesagtesten Acts auf der Bühne zu haben, sondern solche, die ihr Handwerk beherrschen.» Auch beim Publikum wollte man sich nicht selber einschränken. «Jeder soll im Exil seinen Platz finden. Und hochkarätige Acts gibt es ja in allen Sparten, egal, ob im Jazz, Hip-Hop, Rock oder Elektro.»

Ein Club für alle mit höheren kulturellen Ansprüchen – das war im damaligen Umfeld nicht ganz risikofrei. Doch das Konzept wurde von der Bevölkerung schnell geschätzt. Seit zehn Jahren schreibt das Exil Erfolgsgeschichte. Grund genug, dies vom 23. bis zum 28. September mit verschiedenen Anlässen in einer Jubiläumswoche zu feiern.

Wichtiges Sprungbrett

Um zu verhindern, dass der Club eines Tages doch nur noch Einheitsbrei bietet, braucht es im Team Menschen mit den vielseitigsten Interessen. So ist es auch bei der derzeit siebenköpfigen Inhabergruppe. Nik Bärtsch beispielsweise steht selbst jeden Montagabend mit seiner Band auf der Exil-Bühne und begeistert mit hypnotischem, polyrhythmischem Funk. Stipe Svalina hingegen, seit 2014 Mitinhaber und Programmchef, hat ein gutes Gespür für urbane Musik und Rap. «So hatten wir die ersten Trap-Partys der Stadt, lange bevor dieser Soundstil die Charts eroberte», sagt er zufrieden. Zudem bot das Exil nicht nur vielen Schweizer Bands die erste professionelle Liveerfahrung, sondern puschte auch internationale Acts wie Rin und Trettmann, die früher noch Underground waren, heute aber an den grössten Schweizer Open-Airs spielen. Fast immer ausverkauft war zudem die Freestyle-Convention mit dem Open-Mic, bei dem Nachwuchsrapper ihre ersten Bars live spitten konnten. Ein Angebot, das es so in einem Zürcher Club nicht gab.

«Mit der Zeit übernahmen dann grössere Lokalitäten unsere Ideen», so Svalina. Das sei einerseits natürlich schade, weil man als kleinerer Club oft das Nachsehen hat, schliesslich kann die grössere Konkurrenz alles pompöser präsentieren. «Aber letztlich funktioniert so der Markt. Man muss sich immer neu erfinden, und das macht unseren Beruf so interessant», sind sich Svalina und Bärtsch einig. «Zudem inspiriert es uns nachhaltig, ein anerkanntes Sprungbrett für innovative Ideen und lokale Künstler zu sein.»

Optisch hat sich das Exil in den letzten zehn Jahren nicht stark verändert. Backstage gab es einige Umbauten, im Club selbst wurden eher kleine Anpassungen vorgenommen, damit sich die Besucherinnen und Besucher noch wohler fühlen. «Wir nahmen beispielsweise eine Wand raus, damit das Publikum mehr Platz hat», so Bärtsch. Generell lasse man aber sowieso nie so viele Leute in den Club, wie es nach feuerpolizeilicher Bewilligung erlaubt wäre. «Wir haben den persönlich Ehrgeiz, dass sich die Gäste nicht nur wohl und sicher fühlen, sondern ein Wohnzimmerfeeling haben. Das ist nicht möglich, wenn es so voll ist, dass sich alle gegenseitig auf die Füsse stehen.»

Finanzielles Risiko

Nach den Highlights gefragt, geraten Bärtsch und Svalina ins Schwärmen. Alle positiven Erlebnisse zu erwähnen, würde den Platz hier sprengen. Sie werden aber sichtlich enthusiastisch, wenn sie aufzählen, was sie alles in Privatinitiative erreicht haben. Bärtsch: «Insbesondere die ersten beiden Jahre waren hart, weil wir finanziell auf uns allein gestellt waren.» Mittlerweile erhalten sie von Stadt und Kanton kleine Subventionen, was die Situation leicht entspannt hat.

Nun blicke man freudig auf die Jubiläumswoche. Diese sei nicht etwa als ein Best-of aller Exil-Veranstaltungen zu verstehen. Dennoch geht es auch hier wieder um Qualität und Vielfalt. Ob man junger Rap-Fan ist, sich eher im Soul zu Hause fühlt oder gar nichts mit Konzerten anfangen kann, dafür mit einer guten Party – es ist, wie immer im Exil, für alle etwas dabei.

 

Jubiläumswoche Exil, Hardstr. 245
23.9.: Nik Bärtsch’s Ronin, 24.9.: Jordan Rakei, 25.9.: Juju, 26.9.: Ricardo Villalobos x Nik Bärtsch, 27.9.: All Star Jam, 28.9.: Party
www.exil.cl

 

TICKETS ZU GEWINNEN

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 2 × 2 Tickets für den Jordan-Rakei-Gig am 24.9. im Exil Club! Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse
und Betreff Exil an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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