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Kultur

Die drei Tanzenden (v.l.): Elise de Heer, Alessio Russo und Renan Carvalho de Oliveira.

Von der Psyche eines Serienkillers

Von: Christian Saggese

21. Januar 2020

Was geht in einem Menschen vor, der zum Serienmörder wird? Dieser Frage geht die Tanzperformance «Obsession» nach, die am 24./25. Januar in Zürich aufgeführt wird.

Sie sind mit die schlimmsten Menschen unseres Planeten: Serienmörder. Trotzdem sind Namen wie Ted Bundy, Ed Gein oder John Wayne Gacy längst Teil der Popkultur geworden. Ihnen werden Lieder und Bücher gewidmet, es gibt Dokumentationen und Spielfilme über ihre schrecklichen Taten – und neu auch eine Tanzperformance in Zürich.

Inspiriert von Dahmer

«Obsession» heisst das Stück, das am 24. und 25. Januar in der ZHdk auf dem Toni-Areal aufgeführt wird. Ein Mann mit 23 Persönlichkeiten und der ständige Drang, Menschen zu töten: Das halbstündige Werk ist eine tänzerische und musikalische Untersuchung der Psyche eines Serienmörders. Hinter dem Projekt steckt der 21-jährige David Eliah Bangerter. Inspiriert habe ihn dabei das dunkle Innenleben von Jeffrey Dahmer. Der US-Amerikaner tötete in den 80er Jahren 16 Menschen und ass einige ihrer Leichenteile. Das Motiv war angeblich, dass er mit seiner eigenen Homosexualität nie klar kam und dazu noch von seinem homophoben Vater unterdrückt wurde. 1991 wurde Dahmer schliesslich gefasst und noch vor seiner Hinrichtung von einem Mithäftling erschlagen. «Obsession erzählt zwar nicht die Geschichte von Dahmer, doch er ist ein interessantes Beispiel über die Abgründe, die in den Menschen lauern», so der ZHdk-Student, der mit «Obsession» sein Bachelorprojekt präsentiert. «Was verleitet einen Menschen dazu, jegliche moralische Grenzen zu untergraben und solch schreckliche Taten zu begehen? Welchen Kampf hat er dabei mit sich selbst?» Eines stellt Bangerter aber gleich klar: «Ich will mit dem Stück nicht die Taten eines Mörders verharmlosen, geschweige denn ihn auf ein Podest stellen.» Doch für ihn als Musiker und Regisseur sei es spannender, die Düsternis aufleben zu lassen, als eine heile, sonnige Welt. Um dem Thema der psychischen Erkrankungen mit genügend Respekt und Ernsthaftigkeit zu begegnen, las sich Bangerter intensiv in dieses Thema ein.


Was man aber nicht erwarten darf, ist ein Theaterstück mit Dialogen und einem klaren roten Faden. Es ist eine experimentelle Performance, bei der durch viel Bewegung und Musik der Kampf des Mörders mit seinen Dämonen symbolisiert wird. Die Zuschauer werden mit all diesen vielfältigen Gefühlsregungen alleine gelassen, deswegen ist es für David Eliah Bangerter spannend, wie die Reaktionen ausfallen: «Es wird nach der Aufführung nicht die eine Antwort geben. Jeder wird die teils sehr verstörenden Bilder anders aufnehmen und für sich interpretieren.» Welche starke Emotionen es auslösen kann, zeigte sich bereits den Proben. «Es war streng für die ganze Crew, weil sie durch einige Szenen richtig aufgewühlt war.» 

Die verletzliche Seite

David Bangerter selbst kümmerte sich nicht nur um das Konzept, sondern als Komponist  in Ausbildung auch um die musikalische Untermalung, die live mit Cello, Orgel und Gesang umgesetzt wird. Von Spätromantik bis zu zeitgenössischer Musik bewegt sich dabei das musikalische Feld. Zudem nutzte der Zürcher auch verschiedene Gegenstände und Körperaktivitäten, um eine teils bedrohliche Soundkulisse aufzubauen, wie eine verrotte Kaki oder seinen eigenen Herzschlag.

Die Choreographie stammt von Stefanie Olbort, Tim Goossens ist als Szenograf unter anderem für das Lichtspiel verantwortlich. Dieses spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, denn auf eine Bühnenkulisse wird mehrheitlich verzichtet. Eine Herausforderung ist es  auch für die Tanzenden. Renan Carvalho de Oliveria übernimmt die Rolle des Mörders, Elise de Heer die einer seiner 23 Persönlichkeiten und Alessio Russo spielt das Opfer. Sie alle schauspielern nicht, sondern leben die Emotionen ihrer Charaktere auf der Bühne aus. Dabei offenbaren sie dem Publikum ihre eigene zerbrechliche Seite.

Die Anzahl an Plätzen ist stark begrenzt, eine Reservation zwingend notwendig.

Weitere Informationen:
Tanzperformance «Obsession»,
24./25. Januar, jeweils um 19 Uhr auf dem Toni-Areal, Konzertsaal 2 / Orgelsaal


Reservation notwendig unter:
info@obsessiondance.ch


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