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Kultur

Der Zürcher Kunstsammler Hubert Looser mit Picassos Skulptur «Sylvette». (Bild: Isabella Seemann)

Weltstars im Kunsthaus

Von: Isabella Seemann

24. September 2019

Moderne Kunst ist seine Leidenschaft, Verantwortung sein Anliegen: Der Zürcher Hubert Looser, einst erfolgreicher Unternehmer, stellt seine hochkarätige Sammlung im Kunsthaus Zürich aus.

Selten war ein Stück bemaltes Blech bezaubernder. In der Skulptur «Sylvette» verewigte Picasso seine Muse Sylvette David, eine 19-Jährige mit blondem Rossschwanz, die er 1953 im südfranzösischen Vallauris kennengelernt hatte. Der Künstler war von ihrer Schönheit ebenso beeindruckt wie von ihrer Jugendlichkeit und ihrer optimistischen Ausstrahlung und deklarierte sie zu einer Ikone der Nachkriegszeit. Er modellierte und malte sie. Und er schnitt sie in Blech, bog es und bemalte es auf beiden Seiten.

Fast 40 Jahre später verfiel auch Hubert Looser ihrem Charme. Der Unternehmer, der kurz zuvor seine Firmenanteile seiner Unternehmensgruppen Elco Looser Holding AG (Heizungssysteme) und Walter Rentsch AG (Bürotechnik) verkauft hatte, und sich fortan humanitären Projekten sowie dem Aufbau seiner Kunstsammlung widmete, sah «Sylvette» in einem Auktionskatalog. Er reiste vom mexikanischen Hinterland extra nach New York. «Ich war das erste Mal an einer Auktion und sehr nervös», erzählt er. «Das Bieten zu einem immer höheren Preis brachte mich arg ins Schwitzen.» Es gelang ihm, die Skulptur zu erwerben, die das ganze Spektrum des künstlerischen Könnens von Picasso zeigt: das des Bildhauers, Malers und Zeichners. «Bis heute bin ich überglücklich, wenn diese Skulptur als eines der Schlüsselwerke von Picasso in den grossen Museen gezeigt wird.»
Bis im Januar 2020 ist «Sylvette» im Kunsthaus in der Ausstellung «Picasso – Gorky – Warhol» zu sehen, die 110 Werke aus der hochkarätigen Kunstsammlung der Fondation Hubert Looser präsentiert. Ein weiteres ikonographisches Werk des 20. Jahrhunderts, das die Zürcher zu sehen bekommen, ist Andy Warhols Mao Zedong. Nicht der knallige Siebdruck, sondern eine Bleistiftzeichnung, die – wenn man davorsteht – eine intime Sicht auf den chinesischen Diktator vermittelt. Um die grösstmögliche Öffentlichkeit zu erreichen, hat sich Looser 2012 entschlossen, seine Privatsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst mit Schwerpunkten auf dem abstrakten Expressionismus und der Minimal Art dem Kunsthaus Zürich als Dauerleihgabe zu überlassen. In rund zwei Jahren wird sie in David Chipperfields Erweiterungsbau am Heimplatz einziehen.

Der einstige KV-Lehrling, der sich später in bis zu 30 Firmen engagierte und 4000 Mitarbeiter hatte, baute seine Kunstsammlung mit dem gleichen Zielbewusstsein auf, die er als Unternehmer im Geschäftsleben gezeigt hatte. Nach über 50 Jahren Sammeltätigkeit gilt sie nun als abgeschlossen und die museologische Aufarbeitung und Präsentation stehen im Fokus. «Meine Kunst ist keine Wertanlage, das widerspräche meiner Ethik, sondern ein Kulturgut. In meinem Verständnis gehören solche Werke der Allgemeinheit.»

Mit 81 Jahren arbeitet er beharrlich weiter daran, seine Visionen zu verwirklichen. Nichts weniger als die Identität Zürichs will er prägen. Mit der Stiftung Kunstforum, die er 2017 gegründet hat, soll der Kunststandort Zürich belebter und bereichert werden. Hubert Looser, der seit 1986 in Fluntern wohnt und Zürich mit Leib und Seele verbunden ist, sähe es gerne, wenn Zürich nicht mehr als Bankenplatz, sondern weit über die Grenzen hinaus als Kunst- und Kulturstadt wahrgenommen werden würde.

Weitere Informationen:

Ausstellung im Kunsthaus, «Picasso – Gorky – Warhol» zeigt Skulpturen und Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Hubert Looser, bis 5. Januar 2020
www.kunsthaus.ch

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