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Kultur

The Ruins aus Zürich sind (von links) Reini Scherrer (Gitarre), Carlo Zappia (Drums), Jonas Blumer (Gitarre, Vocals), Simon Hasenfratz (Keyboard) und Dario Voirol (Bass). (Bild: PD)

Wild und melancholisch

Von: Christian Saggese

19. Mai 2020

Die Zürcher Band The Ruins spielt einen tanzbaren Mix von Post-Punk, Grunge und Folk, garniert mit nachdenklichen Lyrics. Ihr drittes Album «Creature» erscheint am 29. Mai. 

Ruinen sind Zeugen vergangener Pracht. Gleichzeitig zeigen sie der Gegenwart ihre Vergänglichkeit auf.

Die Vergänglichkeit ist es auch, die sich wie ein roter Faden durch die Songs der Zürcher Band The­
Ruins (auf Deutsch Ruinen) zieht. Sänger und Textschreiber Jonas Blumer beobachte nämlich immer wieder aufs Neue, «dass viele Menschen die kurze Zeit ihres Lebens mit Nichtigkeiten verschwenden, sich damit selbst oft unglücklich machen. Sie nutzen ihr Potenzial nicht, Fussspuren werden keine hinterlassen». Auch sich selbst ertappe er immer wieder dabei, wie ohnmächtig er sich in der heutigen Konsumgesellschaft fühle. Doch anstelle sein Leben von diesem Gefühl bestimmen zu lassen, schreibt er diese Gedanken auf.

Einige dieser Texte haben mittlerweile in Form von Liedern die Öffentlichkeit erreicht. Acht weitere folgen am 29. Mai. Dann veröffentlicht die fünfköpfige Gruppe nämlich ihr drittes Album «Creature».

Vom Duo zum Quintett

Die Geschichte von The Ruins reicht ins Jahr 2007 zurück. Jonas Blumer und Simon Hasenfratz, beides damals Schüler der Kanti Oerlikon, entdeckten ihr gemeinsames Interesse für melancholische Folkmusik. «Also jammten wir einfach mal miteinander los, spielten zu Beginn vor allem Coversongs.» Die Chemie stimmte. Schnell folgten erste kleinere Gigs, unter anderem in Zürcher Bars. «Das wurde aber schnell frustrierend, weil wir mit unseren akustisch vorgetragenen Songs mehr als Hintergrundmusik fungierten.» Also entschlossen sie sich, die Band zu erweitern. «Ein lautes Schlagzeug musste her!», erinnert sich Blumer schmunzelnd. Nach einer kurzen Zeit als Trio, dann wieder als Duo, stiessen vor rund acht Jahren schliesslich Reini Scherrer und Dario Voirol aus der Stadt Zürich sowie der Winterthurer Carlo Zappia dazu.

Die neue Besetzung führte zu Veränderungen. Die nachdenklichen Texte von Jonas Blumer sind zwar geblieben. Musikalisch ist The Ruins seither aber deutlich vielseitiger und härter geworden, wie sie insbesondere auf ihrem kommenden Album beweisen. Den Sound zu schubladisieren, ist schwer. Elemente von Grunge, Post-Punk und Folk sind enthalten. Es klingt, als ob The Libertines, Pixies, Idles und The Brian Jonestown Massacre gemeinsam ein Album aufnehmen. Und dies mit Kurt Cobain als Songwriter, einem Vorbild von Blumer: «Er schaffte es, seine Gedanken in teils sehr kryptischen Worten zu übermitteln, und doch gehen sie direkt ins Herz. Auch mir ist es wichtig, weniger eine einfache Geschichte zu erzählen, als meine aktuelle Gefühlslage auf die Hörerschaft zu übertragen.»

Live lassen sich The Ruins die Freiheit, ein kurzes, vielleicht sogar ruhigeres Stück zu einem zehnminütigen Instrumentengewitter umzuwandeln. Ihr bisher grösstes Konzert fand beim Röntgenplatzfest statt. Das langfristige Ziel ist es, mit weiterhin guter Musik und mehr Livegigs die Zuhörerschaft zu vergrössern und eines Tages eine internationale Tour zu spielen. Doch darauf muss man bekanntlich Corona-bedingt noch ein wenig warten. Auch die Plattentaufe, die im Stall 6 hätte stattfinden sollen, fällt vorübergehend ins Wasser.

Dennoch wird das Album Ende Mai auf den gängigen Streamingportalen veröffentlicht. Mitte Juni erscheint «Creature» noch als Schallplatte. Als Vinyl wird das Schaffen von The Ruins selbst einst zum Zeugen einer Zeit, in der es gute handgemachte Musik und nicht nur schnell produzierte und dadurch auch schnell vergängliche Spotify-Massenware gab.

Weitere Informationen:
theruins.ch

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