Sibylle Ambs ist selbständige Texterin und Journalistin.

Künstlich oder intelligent?

Liebe Community – da haben wirs. Meine grösste Angst ist Realität geworden. Ich liege mit einer fiesen Grippe darnieder und sollte meine neueste Kolumne abliefern. Doch vor lauter Taschentüchern, Hustenreiz und Fiebernebel kann ich weder meine Gedanken ordnen noch einen geraden Satz schreiben. Was tun? Da fällt mir das Trend-Thema der Stunde wieder ein. Neuerdings schreibt ja die Künstliche Intelligenz alles, was man selber nicht zustande kriegt. Also gut, dann mal los.

Ich: Lieber ChatGPT, schreib mir eine Kolumne mit ungefähr 1700 Zeichen zum Thema «Künstliche Intelligenz» für die nächste «Tagblatt»-Ausgabe. Sie sollte ein paar Fakten enthalten, informativ und natürlich witzig und empathisch sein. Halt so, dass meine Community es gerne liest. Danke.

ChatGPT (2 Sekunden später): «Lassen Sie uns mit einem Klassiker beginnen: Warum haben Computer keine Freunde? Weil sie immer nur 0 und 1 sagen. Ich weiss, ich weiss, nicht gerade der witzigste Witz, aber wir arbeiten dran …»

Ich: So beginnt die künstliche Kolumne und den Rest, liebe Community, erspare ich Ihnen. Denn, das kann ohne falsche Bescheidenheit gesagt werden: Das kriege ich noch im ärgsten Fieberschub besser hin als die Künstliche Intelligenz. Was mich irgendwie beruhigt. Für einen kurzen Moment brach mir vor ein paar Wochen aber schon der kalte Schweiss aus und düstere Zukunftswolken stiegen am Horizont auf. Was zur Hölle mischt sich diese Künstliche Intelligenz in mein Kernbusiness ein? Schreiben will sie können? Ganze Referate, Gedichte, Songtexte und Webseiten kreieren und das innerhalb von Sekunden? Doch nach dem ersten Schock und einigen Versuchsballons (siehe oben): Entwarnung. Das heisst zwar jetzt für mich, dass ich mich für kurze Zeit aus dem Krankenbett quälen muss, es bedeutet aber auch: Man ist nicht so ratzfatz durch eine Maschine zu ersetzen. Schön.

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