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Album

Maja tratscht

23. Dezember 2013

Thinglish für Anfänger

Sprichwörter und Redewendungen mag ich nicht. Ganz sicher haben da meine Eltern ihren Teil dazu beigetragen. Ich weiss nicht, wie oft ich den Ausdruck «Solange du deine Füsse unter unseren Tisch stellst . . .» gehört habe. Heute aber ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich selber der Sprache bediene, die sonst nicht meine ist. Keine Regel ohne Ausnahme halt.

Ich bin mittlerweile seit drei Wochen in Thailand. In dieser Zeit habe ich verstanden, was Menschen meinen, wenn sie «Andere Länder, andere Sitten» sagen. Zurzeit wohnen meine Freundin Lisa und ich in einem Boutique-Hotel auf Koh Lipe. Weisser Strand, türkisfarbenes Meer, feuer­rote Sonnenuntergänge und eine Menge Ladyboys, die uns den Eiskaffee an den Liegestuhl servieren. Auf ihren Nägeln haben sie alle Hello-Kitty-Büsis. Das allein macht sie zu meinen besten Freundinnen. Mein Lieblingsladyboy heisst Nine. Mit Nine waren Lisa und ich letzthin abends in einer Karaoke-Bar. Dort trafen wir auf drei Kompaninnen von Nine – ­allesamt Ladyboys. Während die Crew mit viel Passion ein Thai-Lied nach dem anderen sang, bestellten Lisa und ich Cocktails. Während wir in Zürich für nur einen locker 17 Stutz hinlegen, kostet hier ein Longdrink umgerechnet 3 Franken. Ausserdem ist ein Cosmopolitan auf dieser Insel so stark, dass wir bereits nach drei Schlücken mit Nine und den anderen Thaisongs trällerten. Nach der ersten Runde setzten wir uns an ein Tischchen. Nun waren Lisa und ich in unserer neusten Disziplin gefordert: Thinglish verstehen und sprechen. Dabei handelt es sich um eine Form von Englisch, die von Thais gesprochen wird. Wörter werden nie ganz ausgesprochen. Aus dem «Ice-Coffee» wird «I-Coooo», aus «Room Number» «Roo-Nuuu». Frage ich zum Beispiel in Restaurants nach meinem Lieblingsdessert Mango with ­sticky rice, kann es sein, dass ich mit «Mango wi stick ri no have» abserviert werde. Allgemein ist «no have» ein Ausdruck, den wir hier oft zu hören bekommen. Zu den abgehackten Wörtern kommt hinzu, dass Thais Vokale in die Länge ziehen. Das klingt so, als würden sie singen. Lisa und ich haben uns angepasst. Als ein ­Taxifahrer das Wort «Harbour» nicht verstand, holte ich zu einem «Habaaa» aus. Der Fahrer nickte, lächelte und fuhr uns zum Hafen.

Wenn man sich also nur ein bisschen auf fremde Kulturen einlässt, kann man sich auf der ganzen Welt kurzfristig zu Hause fühlen. Denn – um es mit einer Redewendung zu beenden – auch wenn in anderen Länder andere Sitten herrschen, sind wir am Ende des Tages alle gleich: Same same, but different halt.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic ist Redaktorin bei Tilllate und
«20 Minuten».

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