mobile Navigation

Album

Lorena Sauter (29) ist Journalistin bei «20 Minuten» und vertritt während der Sommerferien Rita Angelone. Sauter schreibt über das Thema «Generation 30».

Noch keine 30 und schon Midlife-Crisis

Von: Lorena Sauter

15. Juli 2014

Ich erlebe zurzeit meine erste Mid­life-Crisis. Ich werde nämlich bald 30. Es ist nicht hochdramatisch. Dennoch beschäftigen mich die Dinge, die sich aktuell ändern, genug, um sie mit Ihnen zu teilen. Sie lächeln bestimmt, denken: «Noch nicht mal 30 und schon am Rumheulen.» Sie mögen ein wenig recht behalten.

Lassen Sie es mich erklären. Am Sonntag war WM-Final. Während alle nach Public Viewing schreien, bevorzuge ich ein gemütliches Spiel mit meinen Freunden. Daheim vor dem TV. Auf dem Balkon am liebsten. In einer gemütlichen Runde. Bloss nicht in einem Massenauflauf à la Europaallee mit mehreren Tausend Menschen! Dort war ich nämlich schon mal. Beim ersten Schweiz-Spiel. Der blanke Horror! Die 90 Minuten waren in etwa so angenehm wie ein verpasster Elfmeter für Ronaldo, Messi und Co. Früher war alles anders. (Ich hasse diesen Satz. Hier ist er aber unabdingbar.) Langstrassen-Fest, Open Airs, Stadtfeste oder eben Public Viewings – das war wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen. Für meine Eltern etwa hatte ich null Verständnis. Alles Langweiler, war ich überzeugt. Jetzt bin ich so. Nicht dass Sie denken, die Veränderungen meines Lebens würden mich nur negativ stimmen.

Keinesfalls! Ich genies­se mein Leben als, sagen wir mal, Endzwanziger. Etwa dann, wenn mich sonntags der Kater nicht zurück ins Bett wirft, wenn sich mein Kontoauszug permanent im Plus befindet, wenn ich in meiner Beziehung das Gefühl habe, angekommen zu sein, wenn mich nach einer Party, an der ich nicht war, das Gefühl nicht mehr beherrscht, etwas verpasst zu haben oder wenn ich einfach mal an einem Samstag daheim vor dem Fernseher gammeln kann, ohne von dieser ständigen Unruhe geplagt zu werden. Kurz: Es ist einfach alles ein bisschen anders geworden. Ruhiger, gelassener, gemächlicher und ja, auch etwas langweilig. Und das ist auch gut so.

Zum Finalspiel liess ich mich übrigens dennoch für ein Public Viewing überreden. Ein Public Viewing im gemütlichen Rahmen. Es war okay.

zurück zu Album

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare