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Beni Frenkel ist Primarlehrer in Zürich.

Zweimal Pessach!

Von: Beni Frenkel

15. April 2014

Wenn Sie diese Zeilen lesen, feiere ich gerade Pessach, das jüdische Osterfest. Pessach dauert acht Tage. Die jüdischen Frauen müssen vor dem Festtag die ganze Wohnung putzen, schrubben und fegen. Kein Krümel Brot darf in der Wohnung herumliegen. So verlangt es das Gesetz.

Männer gehen in dieser Zeit ihren Frauen am besten aus dem Weg. Es ist wenig ratsam, den Frauen zu helfen. Welcher Mann kann schon eine Küche wirklich sauberkriegen? So, dass es der Frau gefällt? Nur am Abend vor dem Fest müssen sie zurückkommen und die ganze Wohnung kontrollieren. So verlangt es das Gesetz. Der Mann schaut nach, ob die Frau gut geputzt hat. Das sind dann in der Regel auch keine schönen und friedlichen Momente.

Wahrscheinlich ergeht es dem Iran ähnlich, wenn wieder eine IAEA-Inspektionstruppe vorbeikommt und die Anlagen nach Plutonium inspiziert. Meiner Frau habe ich dieses Jahr empfohlen, in die Badewanne zu steigen und Walgesänge anzuhören. Im Kerzenschein, als ich die Wohnung kontrollierte und in jede Spalte guckte, dachte ich an das viele Essen, welches die Juden vor dem Fest wegwerfen. Manche verbrennen auch Brot, Gipfeli und Kuchen.

Ich finde das nicht okay. Ich habe dies anders gemacht. In der letzten Woche habe ich viele Esswaren vor unserem Haus hingestellt. Sonnenblumenöl, Guetsli, Spaghetti. Auch eine halbe Flasche billigen Whiskey. Meine Tochter hat noch eine liebe Karte geschrieben: En Guete! Alles wurde genommen, manches sogar innert weniger Stunden. Könnte man, dachte ich mir, dies nicht institutionalisieren? Zweimal Pessach! Die Juden geben ihre Esswaren Pfarrer Sieber oder dem launischen Antisemiten im Haus. Würde das der friedlichen Koexistenz der Religionen nicht förderlicher sein als sämtliche Kolloquien und Vorträge? Natürlich! 

 

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