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Interview

Der kanadische Headcoach Marc Crawford will die ZSC Lions auch dank einer verstärkten Offensive wieder zum Erfolg führen. Bild: Sacha Beuth

Der Angriff der Eislöwen

Von: Sacha Beuth

12. September 2023

In der letzten Saison hatten die ZSC Lions bei Torausbeute und Powerplay einige Schwierigkeiten. Um das Manko zu beheben, wurde die Offensive auf die Saison 2023 / 24 gezielt verstärkt. Zur vollsten Zufriedenheit von Coach Marc Crawford, der hofft, dass die neuen Angriffskräfte gleich beim Saisonstart gegen Ajoie zuschlagen. 

Waren die ZSC Lions letzte Saison laut Sportchef Sven Leuenberger in der Defensive mit den wenigsten erhaltenen Gegentoren (123) in der NL-Regular-Season top, so konnten in der Offensive nur Durchschnittswerte erreicht werden. Im Hinblick auf die Minimalziele dieser Saison – Top 4 in der Qualifikation, Champions-League-Platz und Playoff-Halbfinal – ist der Angriff deutlich verstärkt worden. Auch darum blickt Headcoach Marc Crawford optimistisch in die neue Saison und den Auftakt am Freitag gegen Ajoie.

Ist das Kader der Lions stark genug, um die Saisonziele zu erreichen?

Marc Crawford: Auf jeden Fall. Ich könnte mit den Verstärkungen nicht glücklicher sein. Gerade in der Offensive haben wir einen Sprung nach vorne gemacht. Mit Balcers (siehe auch Infobox zum Kader, die Red.), den ich schon von Ottawa her kenne, haben wir einen superintelligenten Spieler verpflichten können, der ein Penaltykiller ist und unsere Qualitäten im Powerplay deutlich verbessert. Auch Frödén wird uns insbesondere wegen seiner Schussqualität im Angriff einen Schub verleihen. Grant wiederum ist ein echter Anführer und bringt viel NHL-Erfahrung mit. Und Malgins Qualitäten sind hierzulande ja schon hinreichend bekannt.

Werden mit Ihnen auch die disziplinarischen Mängel, namentlich die vielen unnötigen Strafen, wie es sie in der letzten Saison laut Sportchef Leuenberger gab, reduziert?

Davon bin ich überzeugt. Es sind Spieler, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie selbst in hektischen Situationen nicht den Kopf verlieren.

Gerade mental gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme. Es scheint, als ob die Lions nur mit einem Tritt in den Hintern ihre volle Leistungsbereitschaft abrufen und darum einen harten Hund als Trainer brauchen. Richtig?

Grundsätzlich müssen sich Coach und Team finden. Und ein guter Coach muss auch auf die einzelnen Spieler eingehen können. Andererseits muss ein Coach auch immer eine klare Ansage machen, damit gerade die jungen Spieler wissen, wo es langgeht und was nötig ist, damit man zusammen Erfolg hat.

Klar war leider auch die 0:4-Niederlage in der Halbfinal-Serie gegen Biel. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Da gab es eine Menge. Allen voran, dass wir schneller spielen, mannschaftlich geschlossener auftreten und mehr an unsere Grenzen gehen müssen. Und natürlich haben wir ihre Taktik analysiert – bei der Konkurrenz abkupfern macht jeder Trainer (schmunzelt).

Am Freitag starten die ZSC Lions zu Hause gegen Ajoie in die neue Saison. Wie schätzen Sie diesen Gegner ein?

Wir haben zwar zuletzt in der Vorbereitung gegen Ajoie 3:1 gewonnen und insgesamt auch eine gute Vorbereitung gespielt mit Siegen gegen kampfstarke Teams wie Schwenningen und Red Bull Salzburg. Dennoch glaube ich, dass es am Freitag nicht leicht wird. Ajoie hat gute und treffsichere Spieler, die sehr aggressiv auftreten. Da müssen wir dagegenhalten. Und ich hoffe, dass sich unsere Neuen ebenfalls als treffsicher erweisen werden.

Kurz darauf, vom 23. bis zum 29. September, hat Ihr Team ein Mammutprogramm zu bewältigen. In diesen sieben Tagen haben die Lions fünf Partien zu spielen. Bereitet Ihnen das keine Sorge?

So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt. Es wird wohl die härteste Phase in der Regular Season sein und auf jeden Fall eine grosse Herausforderung. Wir müssen gut schauen, wer wann eingesetzt wird, weshalb beispielsweise nicht immer der gleiche Goalie spielen wird. Klar ist aber auch: Wenn wir diese Situation meistern, werden wir mental gestärkt in den Rest der Saison gehen.

Wer sind diese Saison die heissesten Anwärter auf den Gewinn der Meisterschaft?

Rapperswil, Biel und Genf gehören sicher dazu. Davos hat mich zuletzt sehr beeindruckt. Und Zug, Bern und Lugano sollte man auch auf der Rechnung haben. Eigentlich haben zum jetzigen Zeitpunkt praktisch alle NL-Teams das Zeug dazu, den Titel zu holen. Die Spitze ist viel breiter geworden, das Niveau gestiegen. Es wird ein heisser Kampf um die Playoff-Plätze geben. Und natürlich wollen wir dabei ein Wörtchen mitreden. Entscheidend ist, dass wir unser bestes Eishockey zum Saisonschluss zeigen. Dann klappt es hoffentlich auch mit dem Titel.

 

Die neusten Infos zum Lions-Kader

Die ZSC Lions vermelden auf die Saison 2023 / 2024 folgende Zuzüge: Nicolas Baechler (Stürmer, GCK Lions), Rudolfs Balcers (Stürmer, Tampa Bay Lightning), Marlon Graf (Stürmer, GCK Lions), Derek Grant (Stürmer, Anaheim Ducks), Jesper Frödén (Stürmer, Seattle Kraken), Denis Malgin (Stürmer, Colorado Avalanche), Vinzenz Rohrer (Stürmer, Ottawa 67’s) und Yannick Zehnder (Stürmer, EV Zug). Dem stehen die Abgänge von Ludovic Waeber (Goalie, Florida Panthers), Noah Meier (Verteidiger, SCL Tigers), Justin Azevedo (Stürmer, unbekannt), Dominik Diem (Stürmer, EHC Kloten), Garrett Roe (Stürmer, Hershey Bears), Alexandre Texier (Stürmer, Columbus Blue Jackets) und Lucas Wallmark (Stürmer, HC Fribourg-Gottéron) gegenüber. Als verletzt gemeldet sind Stürmer Sven Andrighetto und Goalie Jeffrey Meier, die darum zum Saisonauftakt zu Hause gegen Ajoie (15.9., 19.45 h) bzw. bis auf Weiteres nicht zur Verfügung stehen (Stand Redaktionsschluss dieser Ausgabe).

Die wichtigsten Modus- und Regeländerungen

Die Saison bringt einige Modus- und Regeländerungen mit sich. So haben für die letzten beiden Playoff-Tickets die Teams, die nach der Regular Season auf den Rängen 7 bis 10 klassiert sind, ein «Play-In» mit Hin- und Rückspiel zu absolvieren. Das Team auf Rang 7 spielt dabei gegen das Team auf Rang 8. Der Sieger ist für die Playoffs qualifiziert. Das Team auf Rang 9 spielt gegen das Team auf Rang 10. Der Sieger spielt gegen den Verlierer der Paarung Rang 7 vs. Rang 8 um den letzten Playoff-Platz. Bezüg- lich der Regeländerungen gilt neu etwa, dass bei der visuellen Torhüterbehinderung sich der angreifende Spieler in einer signifikanten Position im Torraum befinden muss, damit es sich um eine visuelle Torhüterbehinderung handelt. Zudem kann nun bei einem Video-Review in Folge einer «grossen» Strafe diese hernach ganz annulliert werden. Die zweite An- passung besagt, dass mit 5:5-Feldspielern weitergespielt wird, wenn pro Team je ein Spieler gleichzeitig eine Strafe erhalten hat.

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