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Interview

Haut in "Cabaret Rotstift Reloaded" wieder auf den Putz: Comedy-Legende und Ex-Lehrer Jürg Randegger. Bild: Matthias Heyde / Amt für Ideen

«Ich hoffe, wir können die hohen Erwartungen erfüllen»

Von: Sacha Beuth

24. März 2015

2002 verabschiedete sich Jürg Randegger aus dem Cabaret Rotstift. Nun kehrt der 80-Jährige in «Cabaret Rotstift Reloaded», das am 9. April im Miller’s Studio uraufgeführt wird, wieder auf die Bühne zurück.

Jürg Randegger, nach rund 13 Jahren stehen Sie wieder im Namen von Cabaret Rotstift auf der Bühne. Was ist das für ein Gefühl?

Jürg Randegger: Ein vertrautes und zugleich neuartiges Gefühl. Vertraut, weil bei der ersten Probe schon wieder diese Freude und dieser Reiz da waren, auf der Bühne zu stehen. Neuartig, weil ich mit neuen Partnern zusammenarbeite und zum ersten Mal einen Regisseur habe. Ausserdem bin ich gespannt, wie das Stück ankommt. Viele Leute haben mir im Vorfeld gesagt, wie sehr sie sich freuen, dass man sich wieder dem Thema Cabaret Rotstift widmet. Nun hoffe ich natürlich, dass wir die hohen Erwartungen erfüllen können.

Inwieweit unterscheidet sich «Cabaret Rotstift Reloaded» inhaltlich von den Originalprogrammen?

Früher boten wir den Zuschauern ein reines Nummernprogramm. Nun gibt es eine klare Rahmenhandlung, innerhalb deren sich die einzelnen Sketchs abspielen. Den Zuschauer erwartet viel Musik und aktualisierte, nicht ganz so populäre Rotstift-Nummern, aber nicht die grossen Kisten wie «Skilift».

Und welche Aufgabe kommt Ihnen dabei zu?

Ich bin quasi der Ehrengast an einem Cabaret-Rotstift-Event mit viel Nostalgie und Selbstironie. Kurz: Ich spiele mich selber. Und ich singe auch – jedenfalls so gut ich kann. Mehr will ich nicht verraten.

Im neuen Stück agieren Sie neben Christian Jott Jenny und Andreas Matti, welche den verstorbenen Werner von Aesch sowie Heinz Lüthi ersetzen. Warum ist Letzterer nicht auch dabei?

Ich finde «ersetzen» das falsche Wort, da es sich beim Stück nicht um ein Comeback des Cabaret Rotstift handelt, sondern um etwas Neues. Nichtsdestotrotz haben wir Heinz selbstverständlich angefragt. Er hat aber gleich abgewunken, da er sich auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren will, die ihn voll beansprucht.

Das Cabaret Rotstift erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Einerseits das Superteamwork. Keiner von uns liess den Star heraushängen. Keiner hat dem anderen eine Pointe missgönnt. Die Kollegialität war vorbildlich. Andererseits das Konzept. Wir haben nie von der Bühne missioniert, sondern wollten einfach unterhalten. Und zwar mit Alltagsthemen, in denen sich die Zuschauer wiedererkennen konnten ...

... und die gewürzt waren mit frechen Sprüchen, die teilweise längst Kultstatus erreicht haben. Gab es deswegen niemals Ärger?

Es wurde uns von der Presse zwar gelegentlich unterstellt, wir würden mit unseren Pointen andere Nationalitäten beleidigen. Doch das haben wir nicht gemacht. Unsere Deutschen, Italiener, Bündner und so weiter waren alles überzeichnete Fantasiefiguren, nie reale Personen. Es wurde auf den Mann gespielt, nicht auf die Rasse oder die Herkunft. Die Mehrheit der Zuschauer konnte das auch richtig einordnen.

Welches war bzw. ist Ihr Lieblingsspruch?

Spontan fallen mir zwei ein: «Hät dini Mueter eigentlich gern Wettbewerb gmacht?» – «Warum?» – «Will du en Grind häsch wie nen Troschtpriis.» Oder ein herrlich absurder: «Du chasch guet vo früener rede, Du häsch ja scho am Rütlischwur Programm verchauft.»

Und welches ist Ihre Lieblingsrolle?

«Dr. Szabo». Er ist ein ungarischer Meteorologe, der sich im Stück «Tatsachen und Meinungen», einer TV-Sendung, zum Thema Wetter einen Schlagabtausch mit einem biederen Schweizer Wirt liefert. Dritter im Bunde ist der Moderator, der hilflos mitansehen muss, wie seine Sendung völlig aus dem Ruder gerät.

Viele verbinden mit dem Cabaret Rotstift automatisch auch die Schlieremer Chind. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Die Schlieremer Chind sind das Verdienst von Werner von Aesch. Er hatte die Idee dazu und gründete zusammen mit Hans Jecklin (Generalvertreter von Columbia-Schallplatten) 1957 den Chor. Und er war es auch, der den Kindern – die anfangs nur aus Schülern seiner Klasse bestanden – das Spielen von Bass, Blockflöte und anderen Instrumenten beibrachte. Ich bin dann zusammen mit Pianist Walti Dütsch Ende der 70er-Jahre für «Mir gönd ad Chilbi» dazugestossen.

Wie die meisten Mitglieder des Cabaret Rotstift waren auch Sie hauptberuflich Lehrer. Wie haben Sie Schule und Bühne unter einen Hut gebracht?

Indem man richtig organisiert. Natürlich bedeutete dies auch, dass man auf das eine oder andere verzichten musste, das man sonst noch gerne in seiner Freizeit gemacht hätte. Klar war zudem: Die Schule hatte immer Priorität. Nicht einmal musste wegen einer Probe oder einer Show der Unterricht ausfallen. Deswegen hatten wir auch nie mehr als zwei Vorstellungen pro Woche. Und weil das so gut klappte, hatten wir auch nie «Lämpe» mit den jeweiligen Schulleitungen. Damals wurde uns viel Unterstützung entgegengebracht. Heute wäre das wohl nicht mehr möglich, da die Belastung der Lehrer zu gross ist – wegen der vielen administrativen Leerläufe oft unnötig zu gross, möchte ich hinzufügen.

Das «Tagblatt» verlost 3 x 2 Tickets für die Vorstellung vom 26. 4. Senden Sie dafür ein E-Mail mit Stichwort «Rotstift» an gewinn@tagblattzuerich.ch

Infobox

Das Cabaret Rotstift wurde 1954 von den Lehrern Werner von Aesch, Max Bürgi, Röbi Lips, Walter Witzig, Hans Scheuermeier, Heini Pfister, Isolde Füllemann und Hedi Baumann aus Schlieren gegründet. Die Darsteller wechselten in den folgenden Jahren öfters. Von Anfang bis zum bislang letzten Auftritt 2002 war einzig der 2008 verstorbene Werner von Aesch dabei. Jürg Randegger stiess 1965 zur Truppe. Insgesamt produzierte das Comedy-Ensemble 20 Programme und wurde 1985 mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Mit dem satirischen Musiktheater «Rotstift Reloaded» sorgen Christian Jott Jenny, Andreas Matti, Jürg Randegger und das Staatsorchester Schlieren für eine liebevolle Hommage an die legendäre Truppe. Die erste Vorstellung findet am 9. April im Miller’s Studio statt.

Tickets und weitere Infos unter: www.rotstift-reloaded.ch

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