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Lifestyle

Anselm Burr ist pensionierter Pfarrer.

Nach vorne schauen...

Von: Anselm Burr

11. Februar 2014

Nun sind sie also gewählt, all die Köpfe, die uns während der vergangenen Monate des Wahlkampfs von Plakatwänden, Prospekten und bei den verschiedenen Wahlsendungen im Lokalfernsehen so freundlich oder gelassen angeschaut haben. Alle natürlich nicht. Einige sind im Kampf um die Gunst der Wählerinnen und Wähler unterlegen. Bei ihnen ist Wundenlecken angesagt. Irgendwann werden sie sich trösten mit dem Gedanken, dass ihnen durch diese eine Enttäuschung mancher Ärger erspart geblieben ist.

So sind wir, so funktionieren wir – zum Glück! Auch wer schon lange keine «Predigt» in der Kirche mehr gehört hat, kennt diesen «Trost» – und wendet ihn an. Nach jedem verlorenen Fussballspiel oder Skirennen ist er zu hören: «Jetzt heisst es nach vorn schauen …» Wenn dann der alte – für manche auch der neue – Rhythmus wiedergefunden ist, dann wird der Blick zurück seltener und sanfter. Wählerischer. Das Gute behalten. Das Schlechte vergessen. So haben wir es im Märchen von Aschenputtel gelernt: «Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen …»

Schlimm sind die dran, denen der Blick nach vorn verwehrt ist, weil es sie gar nicht geben sollte. Weil sie kein «Gesicht» haben, auch nicht gesehen werden wollen. Weder als Lachende noch als Weinende. Zu ihnen gehören unter anderen die sogenannten Papierlosen, die Sans-Papiers. Und doch gibt es sie: namenlos, rechtlos, oftmals im Bann einer traumatisierenden Herkunft, leben sie zugleich ohne Zukunft. Mitten unter uns.

Eine Ausstellung mit Begleitprogramm zum Thema findet gegenwärtig im Offenen St. Jakob, der Kirche am Stauffacher, statt. Werden Sie hingehen, um ihnen «in die Augen» zu schauen? Viel Glück!

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