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Lifestyle

Die Pflanzenprofis: vorne links: Carla Boschung, Inhaberin Pflanzerei, und Eliane Meyer, stv. Geschäftsleiterin. Hinten von links: John Müller, Julie Muller und Jana Rohner.

Von Palmen, Kakteen und bescheidenen Glücksfedern

Von: Ginger Hebel

09. Februar 2021

Die Zürcher Staudengärtner-Meisterin Carla Boschung arbeitete in Gärtnereien auf der ganzen Welt und führte ein Gartencenter in der Stadt. Dann hat sie den grossen Schritt gewagt und ihre eigene Pflanzerei eröffnet; mit einer grossen Vielfalt an Zimmerpflanzen und vermehrungsfreudigen Glückspflanzen. 

Damals, nach der Schnupperlehre in der Schlossgärtnerei, durfte sich die Zürcherin Carla Boschung eine Pflanze aussuchen. Sie entschied sich für Duftgeranien. «Geranien geniessen einen eher altbackenen Ruf, aber Duftgeranien sind von der Form her zarter und die Blätter verströmen einen wunderbar zitronigen Geschmack.» Ihre Mutter besass einen Garten, Carla war also schon immer von blühenden Blumen und Pflanzen umgeben. «Die Vielfalt faszinierte mich», sagt die 31-Jährige.

Zimmerpflanzen bei Städtern beliebt

Im Herbst 2019 hat sie den grossen Schritt gewagt und im Kreis 5 ihre eigene Pflanzerei eröffnet. Sie hat sich dem urbanen Stadtgebiet angepasst und sich auf Zimmerpflanzen spezialisiert. Kakteen und Sukkulenten von Schweizer Produzenten, Strelitzien, Goldfruchtpalmen, daneben Grünpflanzen, kletternde und hängende. Fürs Küchenregal, den Flur, das Wohnzimmer. «Für jeden Standort gibts die passende Pflanze. Manche mögen es hell, andere überleben auch in der dunkelsten Ecke», sagt Carla Boschung und hält eine Glücksfeder hoch – sie nennt sie liebevoll Pflanze für blutige Anfänger –, «ideal für Leute ohne grünen Daumen». Zamioculcas brauchen nicht viel Wasser, sie sind anspruchslos und bescheiden. «Wenig Wasser bedeutet dann aber auch wirklich, dass man die Pflanze selten giesst, sonst ertrinkt sie», betont die Fachfrau.

Beratung hat für sie grösste Priorität, denn ein Verständnis für Pflanzen muss sich erst entwickeln. «Wichtig ist, dass jeder für sich entscheidet, wie viel Raum eine Pflanze einnehmen darf, wo sie stehen soll und wie die Lichtverhältnisse sind», erklärt Carla Boschung. Evergreens wie die Monstera (Fensterblatt) hat die Gärtnermeisterin meistens an Lager. Es ist die Lieblingspflanze der Inte­rior-Blogger. Saftgrün, mit grossen, markanten Blättern – und ebenso pflegeleicht. Im tropischen Regenwald rankt sich die Kletterpflanze bis in die höchsten Baumwipfel empor. In grossen Wohnräumen kommt sie daher besonders gut zur Geltung.

Hilfe, wenn die Pflanze kränkelt

Carla Boschung verschwindet in ihrem grünen Paradies und kommt mit einer Glückspflanze (Pilea) zurück. Sie ist vermehrungsfreudig und sorgt immer wieder für Nachwuchs. Als Geschenk ist sie daher beliebt – und sie macht sich auch als Büropflanze gut, weil sie nahezu jeden Fehler verzeiht und dennoch immer schön grün bleibt.

Nach der Lehre zur Staudengärtnerin arbeitete Carla Boschung in verschiedenen Gärtnereien in England, Deutschland und Australien. Diese Erfahrungen seien wichtig gewesen, denn jeder Betrieb funktioniere anders. In England wird der Gartenkultur grosse Bedeutung beigemessen, in Deutschland und der Schweiz liegt der Fokus bei der Produktion und der Pflanzenaufzucht, der Beratung und dem Verkauf. Nach der Meisterprüfung führte sie einige Jahre lang ein Hauenstein-Gartencenter in Zürich. «Ich überlegte mir, wie ich etwas Eigenes übernehmen oder gründen kann, mit so wenig Risiko wie möglich.» Sie wusste, wie schwer es sein würde, eine Stammkundschaft aufzubauen. Ihren ersten eigenen Betrieb startete sie alleine, ohne Mitarbeiter, aber mit viel Elan. Das Geschäft lief schnell gut an, «Zürcherinnen und Zürcher interessieren sich sehr für Zimmerpflanzen, denn Aussenflächen sind rar und teurer.»

Die Corona-Krise hatte auch sie eiskalt erwischt. Der erste Lockdown im Frühling – mitten in der Hochsaison der Gärtnereien. «Unsere Branche macht 60 Prozent des Jahresumsatzes in diesen Monaten. Es war wirklich hart. Mit der Unterstützung meiner Freunde und Familie konnten wir aber ein kontaktloses Pick-up-Angebot anbieten», sagt Carla Boschung. «Dass wir jetzt im zweiten Lockdown offen haben dürfen, ist natürlich ein Glück.» Mittlerweile beschäftigt sie ein Team aus Gärtnerinnen, Floristen und Pflanzenfreundinnen.

Im März eröffnet sie die zweite Filiale im Kreis 6, mit mehr Aussenfläche für Balkon- und Terrassenpflanzen. Die Lieblingspflanze kränkelt? Die Profis gehen dem Problem auf die Spur. Geduldig untersuchen sie das befallene Blatt und begeben sich auf Ursachenforschung. Zu viel Wasser, zu wenig Licht, zu viel Zugluft? Sie finden den Grund fast immer. Mit dem Frühling kommen die saisonalen Blumen. Essbare Pflanzen, Wildstauden, Tulpen und Narzissen.

Jede Woche trifft eine neue Lieferung mit Zimmerpflanzen ein. «Wir leben durch die Digitalisierung in einer superschnellen Welt. Eine Pflanze jedoch wächst langsam, dieser Prozess lässt sich nicht beschleunigen, das wirkt beruhigend und tut gut», sagt Carla Boschung. Die Begeisterung ist gross, jedes Mal, wenn ein neues Blatt entsteht oder eine Blüte aufgeht.

Weitere Informationen: www.pflanzerei-zuerich.ch

Persönlicher Glücksmoment:

Mein Lehrabschluss. In dem Moment wusste ich, jetzt kann ich machen, was ich will. Nicht gebunden zu sein und die Freiheit zu haben, sein Leben selber in die Hand zu nehmen, erfüllte mich mit sehr viel Glück – immer noch. Do what you love!
Carla Boschung, Gärtnermeisterin

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