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Bald Teil eines grossen Ganzen: Mit der Abwassereinigungsanlage Werdhölzli als Hauptwärmequelle liefert der Energieverbund Altstetten Höngg heute schon CO₂-neutrale Wärme in die Haushalte. Bild: PD

Alle Wärme unter einem Dach

Von: Sacha Beuth

13. Juni 2023

Um die Effizienz zu steigern, dem Netto-Null-Ziel näherzukommen und um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, will der Stadtrat die Wärmeversorgung durch ERZ, Energie 360 ° AG und EWZ allein an Letztere übertragen. Zugleich soll Energie 360 ° mehr Handlungsspielraum erhalten, indem mehr Aktien an Private verkauft werden können. Ein Stellenabbau ist wegen der Massnahmen laut Stadtrat Michael Baumer nicht zu befürchten.

Bislang versorgten mit EWZ, Entsorgung & Recycling ERZ und der Energie 360° AG drei staatliche Anbieter die Bevölkerung der Stadt Zürich mit Fernwärme. Geht es nach dem Stadtrat, soll diese Aufgabe unter einem Dach, nämlich dem des EWZ, vereint werden.

Begleitet von den Direktoren der drei Unternehmen, erläuterten Michael Baumer (Vorsteher Industrielle Betriebe), Simone Brander (Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements) und Andreas Hauri (Vorsteher Gesundheits- und Umweltdepartement) am letzten Mittwoch im Haus der Industriellen Betriebe die Massnahme den Medien. «Wir wollen die Wärmeversorgung effizienter gestalten und organisatorisch weiterentwickeln. Wenn wir die vielen unabhängigen Wärmenetze in der Stadt verbinden, können sie einander in Spitzenzeiten bei Bedarf gegenseitig aushelfen», betont Michael Baumer. Derweil rückt Andreas Hauri die Vorteile der Zusammenlegung beim Umweltschutz in den Fokus: «Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zu unserem Klimaziel, Netto-Null bis 2040.» Gerade beim Heizen, das etwa 55 Prozent der direkten Emissionen ausmache, habe man viel Potenzial. «Durch Fernwärme können in Zürich rund 200 000 Tonnen CO₂-Emissionen vermieden werden», ergänzt Simone Brander.

Bereits vor zwei Jahren war mit der Gründung der Geschäftsstelle Wärme Zürich die Zusammenarbeit zwischen den drei Anbietern formalisiert und die Koordination zum Ausbau der Netze von Wärme Zürich übernommen worden. Nun werde geprüft, wie die bestehenden Wärmenetze auch physisch miteinander verbunden werden können. Die Herausforderung sei dabei laut Jörg Solèr, stellvertretender Direktor von ERZ, weniger bei bautechnischen Aspekten zu suchen, denn die Wärmeversorgung in die Haushalte verläuft – egal, ob die Wärme über Abwasser, Seewasser oder Kehrichtverbrennung gewonnen wird – über Wasserleitungen. Vielmehr gelte es, die Steuerung der verschiedenen Systeme abzustimmen.

Grosses Vertrauen

Dass die Wahl, wer künftig alle grossflächigen Wärmenetze führt, auf EWZ fiel, hat laut Baumer mehrere Gründe. «EWZ ist ein breit aufgestelltes Unternehmen im Energiebereich und hat bei der Wärmeenergie seit je eine Pionierrolle inne. Zudem geniesst es – wie die Abstimmung 2022 zum Rahmenkredit von 573 Mio. Franken zeigte, die mit 84 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde – grosses Vertrauen in der Bevölkerung.»

Bei ERZ ist man über die Abgabe des Wärmebereichs nicht allzu traurig. «Unsere Kernkompetenz liegt in der Ent- und nicht der Versorgung», sagt Solèr. Zudem sei geplant, die betreffenden Mitarbeitenden von ERZ zu EWZ überzuführen. Laut Baumer werde die Massnahme generell keinen Personalabbau nach sich ziehen. «Ich erwarte eher das Gegenteil.»

Energie 360 ° hätte die Projektierung und den Bau für die Netze Alt­stetten West, Wollishofen und Tiefenbrunnen gerne weiterbetreut, kann der Neuorganisation aber auch ihre guten Seiten abgewinnen. Da sich der Tätigkeitsschwerpunkt von Energie 360 ° künftig noch stärker auf Aktivitäten ausserhalb der Stadt verlagert, will der Stadtrat dem Unternehmen, bei dem die Stadt gegenwärtig einen Aktienanteil von 96 Prozent besitzt, neue Perspektiven bieten. Darum soll die Kompetenz des Stadtrats, Anteile des Unternehmens (an Private) zu veräussern, ausgedehnt werden. Zugleich kann Energie 360 ° weiterhin private Wärmeverbunde wie etwa den der Klinik Lengg aufbauen und betreiben. Gleiches gilt für den Betrieb seines Gasnetzes, das der Stadtrat bewusst nicht integrieren wollte, «da die Stadt vom Gas als Energieträger wegkommen will», so Baumer.

Unter der Leitung von Baumer, Brander und Hauri wird nun ein Umsetzungsplan ausgearbeitet. Dieser soll aufzeigen, wie und in welchem Zeitraum die Neuorganisation erfolgen kann und bis Ende Jahr vorliegen.

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