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Immer öfters greifen junge Männer im Ausgang Türsteher mit Messer an. Für das Sicherheitspersonal ist die steigende Gewalt an der Langstrasse eine Herausforderung. (Symbolbild: Butus / Adobe Stock)

Bars wappnen sich gegen Gewalt

Von: Clarissa Rohrbach

08. August 2023

Weil die Gewalt an der Langstrasse immer mehr zunimmt, engagieren jetzt auch ganz normale Bars einen Securitas. Diese werden sogar mit Messer attackiert. Täter sind junge, betrunkene Männer. 

Zürich wird immer gefährlicher. Das gilt vor allem für das Langstrassenquartier. Laut der Stadtpolizei ist der Kreis 4 neben Bellevue und Hauptbahnhof ein Hotspot für Tätlichkeiten wie Körperverletzungen. Ein Drittel der rund 1500 Vorfälle pro Jahr passieren Freitag- und Samstagnacht zwischen 20 und 7 Uhr. Das liegt auch an den rund 100 000 Auswärtigen, die jedes Wochenende an die Partymeile anreisen. Sie kaufen billigen Alkohol und pöbeln auf der Strasse herum. Laut Kriminalstatistik sind in der Stadt Zürich die schweren Körperverletzungen letztes Jahr um mehr als 50 Prozent gestiegen. Nach dem Rückgang im Jahr 2021 macht die Polizei die Wiedererstarkung des Nachtlebens nach Corona dafür verantwortlich.

Schaden fürs Geschäft

Nicht nur Klubs, sondern auch Bars reagieren jetzt auf die Zunahme der Gewalt an der Langstrasse. So hat die Bar Campo am Helvetiaplatz seit letztem Sommer einen Securitas. Es sei immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auf dem WC und im Treppenhaus gekommen, sagt die Geschäftsleitung. Betrunkene junge Männer und Randständige auf Drogen hätten aggressiv auf die Weisungen des Personals reagiert. Deswegen habe man entschieden, Sicherheitspersonal zu engagieren.

«Das Team fühlt sich so sicherer, aber es ist ein unschönes Bild, das den Betrieb kaputtmacht», sagt der Geschäftsführer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er wurde schon von einem jungen Mann geschlagen und von einem anderen mit einem Messer attackiert. Denn immer mehr junge Menschen gehen mit einer Waffe in den Ausgang. 2020 waren bei einem Viertel der Straftaten, die von Teenagern verübt wurden, gefährliche Gegenstände im Spiel. Diese gaben bei der Zürcher Oberjugendanwaltschaft an, das Messer zur Selbstverteidigung zu tragen.

Laut dem Geschäftsführer vom Campo spielen bei den Angriffen Alkohol und Drogen eine grosse Rolle. Ohne den Konsum von Substanzen wären die Ausschreitungen nicht passiert. Er sagt, dass die Langstrasse in den letzten Jahren gefährlicher geworden ist. Nicht nur seien mehr Taschendiebe unterwegs, sondern auch die Gewaltbereitschaft sei gestiegen. Das habe auch mit den zunehmenden Mengen von Leuten zu tun, die sich am Wochenende an der Langstrasse aufhalten. 80 Prozent davon sind Männer. «Viele sind frustriert und leben das dann im Ausgang mit Gewalt aus.»


Männlichkeit beweisen

Andonis Andrianos, Chef der Bar im Brick an der Langstrasse, spricht von Wohlstandsverwahrlosten. Auch hier ist seit einiger Zeit am Wochenende ein Türsteher im Einsatz. «Die jungen Männer sind verwöhnt und verlieren mit dem Konsum von Alkohol und Drogen ihre Manieren», sagt Andrianos. Sie wollten ihre Männlichkeit beweisen und werden so handgreiflich. Auch in der Brick Bar sei es vorgekommen, dass solche Gäste eine laute Szene machten und herumpöbelten. «Es hilft aber, wenn sie den Securitas sehen. Dann wissen sie, dass sie sich benehmen müssen.»

Eskalation vermeiden

Für Sicherheitsfirmen ist die Gewalt an der Langstrasse eine Herausforderung. «Es braucht viel Erfahrung, um mit gewalttätigen Gästen umzugehen», sagt Mohammad Grössbauer, Geschäftsleiter von ATP Security mit Sitz in Altstetten. In seiner Karriere als Security in Zürich hat er bereits erlebt, dass Männer ihm mit Waffen drohten oder eine Massenschlägerei provozierten. Es sei wichtig, bei betrunkenen Gästen ruhig zu bleiben. «Das A und O ist, keine Eskalation zu provozieren», sagt Grössbauer. Dabei müsse man respektvoll mit den Unruhestiftern reden, provokative Aussagen vermeiden und Abstand halten. Es helfe auch, die Aufmerksamkeit der Betroffenen auf andere Dinge zu lenken, um die Spannung zu verringern. Begehen die Männer eine Straftat, sei es Aufgabe der Türsteher, diese festzunehmen und sie der Polizei zu übergeben.

Die Stadtpolizei arbeitet eng mit dem Sicherheitspersonal zusammen. «Die Türsteher, die regelmässig an der Langstrasse arbeiten, sind uns vielfach bekannt», sagt Sprecher Michael Walker. Diese würden sehr gute Arbeit leisten. «Das Sicherheitspersonal gibt uns Hinweise zu strafrelevanten Vorgängen im Kreis 4», so Walker. Käme es zu grösseren Problemen, würden sie via die Notrufzentrale 117 die Polizei beiziehen. Diese sei mit Patrouillen an der Langstrasse stets präsent. Man führe laufend Lagebeurteilungen durch und bei Bedarf werde die polizeiliche Präsenz erhöht.

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