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Verletzungspech: Fussball gilt in der Schweiz als die Sportart mit dem höchsten Unfallrisiko. Bild: Pixabay

Ein Klima für mehr Unfälle

Von: Sacha Beuth

21. November 2023

Wie in der ganzen Schweiz hat auch in der Stadt Zürich die Zahl der Berufs- und Freizeitunfälle gegenüber Vorjahr laut der Suva deutlich zugenommen. Ursachen sind die Aufhebung der Corona-Einschränkungen, die gestiegene Zahl an Versicherten – und das schöne Wetter. 

Die Zahlen in der kürzlich veröffentlichten Statistik der Sammelstelle für die Statistik der Unvallversicherung SSUV lassen aufhorchen. So kam es 2022 bei den versicherten Personen landesweit zu über 900 000 Berufs- und Freizeitunfällen, rund 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Für die in der Stadt Zürich lebenden Versicherten betrug die Zunahme sogar 11,5 Prozent. Doch wie ist dieser massive Anstieg zu erklären? Ist die Gesellschaft plötzlich viel leichtsinniger geworden? Und warum liegt die Stadt Zürich über dem Durchschnitt?

Laut Alois Fässler, Teamleiter Statistik der Suva, ist die erste Frage noch relativ einfach zu beantworten. «Der Anstieg ist vorab auf drei Hauptgründe zurückzuführen. Erstens gab es 2022 im Gegensatz zu 2021 keine Corona-Einschränkungen mehr. Das hatte gerade bezüglich der Freizeitunfälle deutliche Auswirkungen, weil die Leute nun wieder wie zuvor ihren Aktivitäten nachgehen konnten. Zweitens herrschten im Frühling beziehungsweise Frühsommer 2022 sehr gute Wetterbedingungen, was ebenfalls mehr Outdoor-Aktivitäten und somit mehr Unfälle zur Folge hatte. Und drittens ist aufgrund der Zunahme der Beschäftigung auch die Zahl der Versicherten gestiegen, wodurch es ebenfalls mehr Unfälle gab.»

Allerdings weist Fässler darauf hin, dass die Zahlen nicht zwingend die Situation der gesamten Bevölkerung widerspiegeln müssten. «Unsere Statistik basiert auf den Berufs-(BU) und Nichtberufsunfällen (NBU) von allen Arbeitnehmenden, also auf Personen, die bei der Suva oder bei einem anderen privaten UVG-Versicherer versichert sind. Ob es auch Kindern, Schülern, Selbständigerwerbenden oder Rentnern mehr Unfälle gab, wissen wir nicht.» Insgesamt ist das Unfallrisiko im Jahr 2022 wieder auf dem Niveau von 2019. In der Berufsunfallversicherung beträgt das Unfallrisiko 62 Fälle je 1000 Vollbeschäftigte, bei den Freizeitunfällen liegt der entsprechende Wert bei 132 Fällen je 1000 Vollbeschäftigte. Im Jahr 2022 hat also rund jeder fünfte Vollbeschäftigte einen Unfall erllitten.

Kostspielige Ausfälle

Doch was ist mit den Unterschieden der Unfallzahlen der in Stadt und Kanton Zürich wohnhaften Versicherten im Vergleich zur gesamten Schweiz? Gerade bei den Berufsunfällen gab es in der Stadt Zürich eine Zunahme von 8,9 Prozent, während das Plus landesweit nur bei 5,9 Prozent lag. «Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Anstieg vorab mit der Wirtschaftsstruktur zu tun hat. Während der Corona-Pandemie haben insbesondere Gastgewerbe und Hotellerie unter starken Einschränkungen gelitten. Der Anteil dieser beiden Branchen an allen Berufsunfällen ist in der Stadt Zürich beinahe doppelt so hoch wie in der Gesamtschweiz. Entsprechend war der Rückgang an BU-Fällen mit –9,4 Prozent in der Stadt Zürich von 2019 auf 2020 auch grösser war als derjenige der Gesamtschweiz von –5,2 Prozent im gleichen Zeitraum», sagt Fässler. Bei den NBU wiederum lag die Zunahme mit 13,3 Prozent bei den in der Stadt Zürich wohnhaften Personen nur minimal über dem Schweizer Schnitt von 12 Prozent. «Auch hier können wir nur Vermutungen anstellen. So könnte die Differenz der unterschiedlichen Alters- oder Geschlechterstruktur – Frauen gehen allgemein weniger Risiken ein – geschuldet sein.»

Genauere Angaben gibt es dagegen wieder zu den finanziellen Auswirkungen. «Die laufenden Kosten, die durch BU- und NBU-Fälle entstanden sind, lagen 2022 für die ganze Schweiz bei rund 5 Milliarden Franken. Davon entfielen 760 Millionen Franken, also 15,3 Prozent, auf Fälle von im Kanton Zürich wohnhaften Personen.» Der Anteil der im Kanton Zürich wohnhaften Personen an den Berufs- und Freizeitunfällen lag 2022 bei 16,5 Prozent. Die Unfälle der Zürcher sind damit also leicht kostengünstiger als im Schweizer Schnitt. «Eine mögliche Ursache könnte im überdurchschnittlich grossen Dienstleistungssektor im Kanton Zürich liegen. Büroangestellte können nach einem Beinbruch ihre Arbeit schneller wieder aufnehmen als Bauarbeiter, was bei Unfällen mit gleichen Verletzungen zu niedrigeren Kosten führt. Was zu den häufigsten Berufs- und Freizeitunfallursachen in der Schweiz führt. Die grössten BU-Risiken sieht Fässler für Forstarbeitende, bei den NBU würden Ballspiele an erster Stelle stehen. Bei Letzteren gibt das Ende Oktober publizierte Sicherheitsbarometer Sport 2023 der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU detailliert Auskunft. Demnach ist das Risiko, sich beim Fussballspielen zu verletzen, über alle populären sportlichen Aktivitäten gesehen am höchsten. Pro Million Stunden Fussballspielen verletzen sich 84 Personen schwer. Zum Vergleich: Beim Skifahren und in anderen Spielsportarten wie Volleyball, Unihockey oder Eishockey sind es weniger als halb so viele.

Weitere Informationen: www.unfallstatistik.ch

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