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Festfreude ist vorbei

Von: Ginger Hebel

21. November 2023

Das Züri Fäscht wird es in der heutigen Form künftig nicht mehr geben. Die strengen Auflagen, erschwerten Bedingungen und auch die finanzielle Belastung waren am Ende zu gross. 

Das Züri Fäscht, das im Juli stattfand und zwei Millionen Besucherinnen und Besucher anzog, steht vor dem Aus. 1951 ging das grosse Volksfest erstmals über die Bühne. Seit 1976 wird es in seiner heutigen Form durchgeführt. Jetzt der grosse Knall: Der Verein Zürcher Volksfeste, die Trägerorganisation des Züri Fäschts, hat die Leistungsvereinbarung mit der Stadt Zürich gekündigt. Gründe sind die immer strengeren Auflagen, die massive Mehrkosten verursachen, und die sinkende Akzeptanz gegenüber einem grossen Stadtfest.

Jeannette Herzog, Geschäftsleiterin Verein Zürcher Volksfeste, bedauert diese Entwicklung, hat sie das Fest doch stets mit Freude und Überzeugung in jahrelanger Planungsarbeit organisiert. «Ich blicke freudig auf das Züri Fäscht zurück. Die Sicherheit stand immer an oberster Stelle, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Umweltschutz.» Nach dem Fest sei man über die Bücher gegangen und musste feststellen, dass die heutigen und künftigen Auflagen und Erwartungen ein Züri Fäscht in dieser Form nicht mehr möglich machen.

Immer strengere Auflagen

«Es ist schade, aber für uns ist diese Entscheidung richtig», sagt Albert Leiser, Präsident OK Züri Fäscht. «Die komplexen Anforderungen an die Nutzung des öffentlichen Raums, die Lärmthematik, die verschiedenen parlamentarischen Vorstösse, wie zum Beispiel zur Streichung der Feuerwerke oder zum Ausbau des Mehrwegsystems; es gibt viele Gründe.» Die grösste Herausforderung sei, solche Forderungen umzusetzen und weiterhin die Vorgaben vom Crowd Management einzuhalten. «Zwei Millionen Besucherinnen und Besucher brauchen Platz. So wird mehr Abfall-Infrastruktur plötzlich zum Sicherheitsproblem und es benötigt auch verschiedene Unterhaltungsattraktionen verteilt über das Areal, um das Publikum geschickt zu verteilen. Sicherheit ging uns immer über alles. Aber sie wird durch diese Auflagen zum Problem», betont Leiser.

Auch die finanzielle Belastung wurde, nicht zuletzt durch abgesprungene Sponsoren, immer grösser. Das Züri Fäscht kostet 8 bis 9 Millionen, der Verein Zürcher Volksfeste musste aufs Eigenkapital zurückgreifen. Leiser: «Es lässt sich nicht mehr stemmen.» Der Zürcher Stadtrat hat grosses Verständnis für diesen Entscheid. «Es ist ein vorausschauender und mutiger Schritt, der Respekt verdient», sagt Stadträtin Corine Mauch. Das Bedürfnis für ein Volksfest sei vorhanden. «Wir müssen es aber komplett neu denken.» Wie ein neues Fest aussehen könnte und ob es überhaupt je wieder eines geben wird, steht noch in den Sternen. Die Stadt erteilt den Auftrag für ein neues Stadtfest-Konzept. Das bestehende OK-Team wird kein Teil der Neukonzeptionierung mehr sein.

Der Quartierverein Zürich 1 begrüsst den Neustart beim Züri Fäscht. «Der Anlass steht in unserem Quartier schon lange in der Kritik. Der Abfall und der Lärm, aber auch Erbrochenes und Urin-Gestank sind eine grosse Belastung», sagt Felix Stocker, Präsident Quartierverein Zürich 1. Er wünscht sich für Zürich ein Fest, welches die Quartiere und Vereine mehr einbezieht und auch die lokalen Geschäfte stärker berücksichtigt. Wie das «Tagblatt» bei den Recherchen erfuhr, hat Albert Leiser der Altstadtbevölkerung angeboten, während des Züri Fäschts zu vergünstigten Konditionen im Hotel Spirgarten in Altstetten zu übernachten. «Dieses Angebot wurde seitens Quartierverein jedoch abgelehnt», sagt Leiser.

Für die SVP der Stadt Zürich ist klar: Der Stadtrat und die linke Mehrheit haben das Ende des Züri Fäschts zu verantworten. «Die linke Mehrheit im Gemeinderat und im Stadtrat lassen mit ihrer anhaltenden Verbotspolitik den Organisatoren keine andere Wahl», sagt Stadtparteipräsidentin Camille Lothe. Stephan Iten, Vizepräsident und Gemeinderat, ist überzeugt: «Die linke Mehrheit bevorzugt Aktionen wie Bring’s uf d’Strass, welche nur für die eigene Quartierbevölkerung gedacht sind. Gäste aus anderen Städten, Kantonen oder Ländern sind unerwünscht. Auch Volksfeste sind nicht erwünscht.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

 

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Leserkommentare

Christine Dobler Gross - Gut so, der Krug geht zum Brunnen, bis….phantasielos immer mehr vom gleichen: das Fest wurde immer grösser, lauter, länger, 3 statt ein Feuerwerk usw.
Wir in der Stadt Lebenden begannen die Flucht einzuplanen, zusammen mit Tausenden anderen.
Neu denken,
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Vor 5 Monaten 1 Woche  · 
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