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Gerangel um Häuser

Von: Ginger Hebel

20. Februar 2024

Die drei Hochhäuser beim Triemli-Spital stehen teilweise leer. Politiker fordern eine schnelle Zwischennutzung – für Studenten und Senioren. 

Über die Zukunft der drei Beton-Hochhäuser beim Stadtspital Triemli wird seit Jahren wild diskutiert. Eigentlich war der auf letztes Jahr geplante Abriss seitens Stadt beschlossene Sache. Der Entscheid, die ehemaligen Spital-Personalhäuser abzubrechen, war im Rahmen einer Gesamtplanung entschieden worden. Der Rückbau war ausserdem Bestandteil der Abstimmungsunterlagen für den Neubau des Bettenhauses. Politiker und Bau-Experten machen sich jedoch seit Jahren für den Erhalt der Hochhäuser und eine Zwischennutzung stark. «Die Stadt wächst. Angesichts der angespannten Wohnsituation lassen sich die Häuser rasch sinnvoll als Alterswohnungen und Wohnungen für Studenten nutzen, bis Klarheit herrscht, was mit dem Areal langfristig geplant ist. Denn niemand weiss konkret, womit die Türme in Zukunft ersetzt werden», sagt SVP-Politiker Jean-Marc Jung. Mit Partei-Kollege Reto Brüesch fordert er den Stadtrat auf, zu prüfen, wie die Hochhäuser umfunktioniert werden können – bei möglichst geringen Investitionen.

Die 15-stöckigen Hochhäuser mit total 750 Zimmern waren die ersten Gebäude des Triemli-Komplexes und wurden zwischen 1963 und 1969 errichtet, damit man das Personal für das 1972 eröffnete Spital rechtzeitig rekrutieren und unterbringen konnte. Aktuell stehen in zwei Häusern 400 Zimmer für Flüchtlinge zur Verfügung. Im Haus C gibt es nach wie vor rund 100 Zimmer für das Personal. Bereits vor zwei Jahren haben Politiker, darunter der Stadtzürcher SP-Gemeinderat Marco Denoth, dem Stadtrat eine Zwischennutzung vorgeschlagen. Für ihn war schon damals klar: Abriss auf Vorrat ist unsinnig. «Auch aus ökologischer Sicht ist es unnötig, die Hochhäuser abzureissen. Warum so viel Beton zerstören, wenn man die Gebäude anders nutzen kann?», betont Architekt Denoth. Ein denkmalpflegerisches Gutachten stuft die Spitalanlage Triemli zudem als ein Zürcher Wahrzeichen von hoher städtebaulicher sowie baukünstlerischer Bedeutung ein.

Schnell Wohnraum anbieten

Der Stadtrat ist einer Zwischennutzung gegenüber grundsätzlich nicht mehr abgeneigt. Die Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau hat einen Ideenwettbewerb zur Umnutzung lanciert. Eine Machbarkeitsstudie kommt zum Schluss, dass eine mittelfristige Zwischennutzung von 2026 bis 2040 möglich ist. Das Problem: Die Gebäude entsprechen nicht mehr den heutigen baulichen Anforderungen. Aufgrund der erforderlichen Brandschutz- und Umbaumassnahmen rechnet die Stadt mit beträchtlichem Aufwand und hohen Investitionen, die unwirtschaftlich seien. Jean-Marc Jung: «Auch wenn der Ausbaustandard nicht hoch ist, kann damit vielen Menschen geholfen werden. Gerade Studenten suchen keine Luxuswohnung, sondern eine kostengünstige Bleibe.» Er betont, dass man mit der vorgeschlagenen Zwischennutzung dem Spital nichts wegnehmen wolle. «Uns geht es darum, schnell und effizient Wohnraum anbieten zu können. Diskutiert und analysiert wurde schon zur Genüge. Die Stadt lässt ihre Gebäude zu lange leer stehen, das ist in der heutigen Zeit schlicht unanständig.»

Das Stadtspital Zürich verfolgt eine abgestimmte Planung über die Standorte Waid, Triemli und Europaallee. Diese sieht vor, dass das gesamte Triemli-Areal für den Spitalbetrieb und weitere Gesundheitsangebote langfristig gesichert werden muss. Laut Ivo Bähni vom Gesundheits- und Umweltdepartement beinhaltet das eine Erweiterung und Optimierung der Spitalbauten, Flächen für Rochademöglichkeiten, Ausbau von Kooperation, ergänzende Gesundheitsangebote, Forschung und Lehre sowie weitere Anforderungen der Öffentlichkeit. «Der Stadtrat verfolgt auf dem ‹Cluster Triemli› damit eine umfassende und nachhaltige Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung der Stadt Zürich», erklärt Bähni. Die Personalhäuser sprich deren Fläche seien integraler Bestandteil dieser Planung, weshalb eine Zwischennutzung nur bis 2040 möglich ist, «anschliessend braucht das Stadtspital die Fläche für die eigene Spitalentwicklung».

Das Stadtspital Zürich teilt auf Anfrage mit: «Bei der Zwischennutzung ist wichtig, dass der Spitalbetrieb absolut störungsfrei weiterlaufen kann.»

 

 

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