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Blockiert die Durchfahrt für Velofahrer auf der Morgartenstrasse: der Pingpong-Tisch auf dem Hallwylplatz. Bild: Peter Stiefel

Hindernis für Velos

Von: Jan Strobel

08. September 2023

Für das Werd-Quartier ist der Hallwylplatz der soziale Treffpunkt schlechthin. Doch jetzt müssen der beliebte Pingpong-Tisch und anderes Mobiliar weichen. 

Für die Bewohner des Werd-Quartiers im Kreis 4 ist der Hallwylplatz so etwas wie ein Wohnzimmer unter freiem Himmel. Man trifft sich auf einen Grillplausch, Kinder planschen im Brunnen; Mittag für Mittag dient der grosse Pingpong-Tisch als Picknicktafel und am Abend als Bühne für eine gesellige Runde. Belebter kann ein Quartierplatz also kaum sein. Regelmässig veranstaltet etwa auch die SP Kreis 4 ihr alljährliches Grillfest auf dem Platz.

«Der Tisch, die Grillstellen, die Stühle, sie sind das von uns selbst gepflegte Mobiliar für einen wichtigen sozialen Treffpunkt im Quartier», sagt Peter Stiefel, der am Hallwylplatz ein Beleuchtungsgeschäft betreibt. Doch nun sollen der Pingpong-Tisch und das übrige Mobiliar verschwinden. Dazu fordert ein Informationspapier der Stadtpolizei Zürich die Besitzer auf: «Die Utensilien befinden sich unbewilligt auf öffentlichem Grund», heisst es dort. Bis 10. September müssen sie entfernt werden, andernfalls folgt eine polizeiliche Räumung.

Anwohner protestieren  
Peter Stiefel und weitere Anwohnende zeigen sich darüber entrüstet. «Dieser Pingpong-Tisch steht seit Jahrzehnten auf dem Platz. Bisher hatte sich niemand daran gestört», sagt er. Einerseits wolle die Stadt mit Aktionen wie «Brings uf d’Strass!» Quartierstrassen temporär zu Freiräumen umgestalten; andererseits greife sie jetzt auf dem Hallwylplatz plötzlich hart durch, obwohl hier die über Jahre gewachsene soziale Kultur auf einem Quartierplatz berührt werde. Das sei widersprüchlich, findet Peter Stiefel. Seine Empörung teilen auch zahlreiche andere Anwohnende auf den sozialen Netzwerken.

Tatsächlich geht die nun geforderte Räumung auf eine Beschwerde auf der Online-Plattform «Zürich wie neu» zurück, auf welcher Schäden oder Beanstandungen an der Infrastruktur der Stadt Zürich gemeldet werden können. Der Pingpong-Tisch, heisst es dort, stehe mitten auf einer Velodurchfahrt in der Morgartenstrasse. Dies führe oft zu gefährlichen Situationen, vor allem, wenn Kinder spielen und plötzlich zur Seite rennen würden. Peter Stiefel hält dem entgegen: «Tatsache ist, dass gerade dieser Tisch hilft, dass Velos und E-Bikes nicht ungebremst durchrasen und ihrerseits ständig gefährliche Situationen provozieren.»

«Die Stadtpolizei prüft die Situation, wenn eine solche Meldung eingeht. Es geht jetzt darum, mehr Informationen zur Situation zu erhalten», sagt Marc Surber von der Stadtpolizei Zürich. Die Bestimmungen seien grundsätzlich klar: Privates Mobiliar wie Grillstellen, Pingpong-­Tische oder Stühle dürften nicht auf öffentlichem Grund dauerhaft aufgestellt werden. «Die Besitzer müssen dafür auf Privatgrund ausweichen oder das Mobiliar bei Nichtgebrauch privat verstauen», so Marc Surber. So könnten die Besitzer des Mobiliars eine polizeiliche Räumung vermeiden. Ihre Anliegen könnten betroffene Anwohnende zudem beispielsweise als Interessengemeinschaft bei der Stadt einbringen und ein Gesuch stellen.

Inzwischen hat sich am Hallwylplatz eine Anwohner-Initiative gegründet. 40 Unterzeichnende fordern darin die Stadt auf, den Tisch stehen zu lassen.

Doch ohnehin könnte es dafür schwierig werden. Über den Hallwylplatz soll in Zukunft eine Velovorzugsroute führen, bestätigt das Tiefbauamt der Stadt Zürich. Die Planungen seien für detailliertere Informationen allerdings noch zu wenig weit fortgeschritten. Eine Anwohnerin des Hallwylplatzes macht ihrem Ärger auf Facebook Luft: «Statt immer nur Velodemos wären auch einmal Platzdemos nötig.»


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Leserkommentare

Liz Sutter - «Brings uf d’Strass!». Genau das haben die Anwohnerinnen und Anwohner des Hallwylplatzes getan.
Sie haben damit einen Lebensraum geschaffen, wie ihn die Stadt mit ihren verkrampften Aktionen noch nie hat schaffen können.
Lamentieren bringt nichts. Vielmehr
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Vor 7 Monaten 2 Wochen  · 
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