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Bunt und zutraulich: Riesentukan Bosi war bis zu seinem Tod 2017 der Star in der Stadtgärtnerei. Bild: Wikipedia / Micha L. Rieser

Kein Herz für einen Nachfolger von Bosi

Von: Sacha Beuth

20. Juni 2023

Der 2017 verstorbene Tukan Bosi wird von den Besuchern der Stadtgärtnerei immer noch vermisst. Zwei FDP-Gemeinderäte wollten darum kürzlich Ersatz beschaffen lassen. Doch das Parlament lehnte das entsprechende Postulat ab.

Er gehörte zwar als Riesentukan zoologisch gesehen zu den Spechtvögeln, dennoch war Bosi über zehn Jahre lang der «Star» im Palmenhaus der Stadtgärtnerei Zürich im Kreis 9. Der zahme, aus Privathand stammende Vogel flatterte und hüpfte ohne Scheu um die Besucher und eroberte deren Herzen im Sturm. «Er war unser bester Botschafter», erzählte nach Bosis Tod 2017 dann auch Lukas Handschin, der ehemalige Kommunikationsbeauftragte von Grün Stadt Zürich, dem «Tages-Anzeiger».

Damals wurde bekannt gegeben, dass der Tukan nicht ersetzt werden soll. Doch selbst sechs Jahre nach seinem Ableben ist der Vogel vielen noch in Erinnerung. «Es gibt sowohl Besucher wie Mitarbeitende, die sich an Bosi erinnern und ihn sich zurückwünschen», bestätigt Marc Werlen, Leiter Kommunikation bei Grün Stadt Zürich. Zu diesen zählen auch die beiden FDP-Gemeinderäte Flurin Capaul und Roger Suter. Sie reichten darum im Zuge der Behandlung der Bau- und Zonenordnung des Stadtgärtnerei-Areals Ende Mai ein Begleitpostulat ein, in dem der Stadtrat aufgefordert wurde zu prüfen, wie in der Stadtgärtnerei wieder ein Tukan – beziehungsweise im Sinne der artgerechten Haltung auch ein Tukan-Pärchen – eingesetzt werden könne. «Wir wollten die Tradition weiterführen, etwas für das Gemüt, für die Bevölkerung tun», sagt Capaul.

Doch der Stadtrat hatte offenbar kein Herz für Tukane und empfahl kürzlich dem Gemeinderat, das Postulat abzulehnen – was Letzterer dann auch tat. Begründet wurde die Abfuhr damit, dass eine Anschaffung teuer und die Betreuung schwierig sei. Zudem sei eine spezifische Pflege nötig. Argumente, die aus Sicht von Capaul und Suter nicht wirklich überzeugen. «Zuvor war eine Pflege auch möglich. Abgesehen davon ist das Palmenhaus ohnehin eine kleine Menagerie», betont Capaul.

Nicht mehr benötigt

Tatsächlich werden dort laut offiziellen Online-Angaben nebst einer Handvoll Fisch- und Schildkrötenspezies zehn exotische Vogelarten gepflegt. Dennoch hat man bei Grün Stadt Zürich kein Interesse, den Bestand wieder mit Tukanen zu ergänzen. «Das ist nicht unsere Kernkompetenz. Wie Bosi haben wir auch die anderen Vögel nicht bewusst angeschafft, sondern sie fanden bei uns Asyl, etwa weil deren Halter sie nicht mehr wollten. Auch wäre der Lebensraum im Palmenhaus für ein Tukan-Paar sehr klein. Zudem darf man nicht vergessen, dass Bosi seine Beliebtheit vorab dem Umstand verdankt, dass er handzahm war und deshalb positiv auf Menschen reagierte. Bei einem neuen Tukan wäre das anders», betont Marc Werlen. Ebenso würde eine Neuanschaffung die Erinnerung an Bosi verwässern. Auf die Dienste eines Tukans als Botschafter für die Stadtgärtnerei sei man auch nicht mehr angewiesen, da inzwischen mehr Personen die Institution besuchen als zu Bosis Lebzeiten.

Während sich Capaul und Suter überlegen, ob es auch andere Wege gibt, um dem Quartier wieder zu einem gefiederten Liebling zu verhelfen, winkt Werlen ab. «Wir finden, Bosi soll etwas Einmaliges bleiben.»

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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