mobile Navigation

News

Die Oerliker Quartiervereinspräsidentin Monika Wicki zeigt auf den traditionsreichen Tennis-Club Oerlikon und die grossen, alten Bäume, die verschwinden sollen, wenn das neue Sportzentrum mit Rasenanlage gebaut wird. Bild: GH

Keinen Platz für Tennis-Club

Von: Ginger Hebel

27. Juni 2023

In Oerlikon ist der Bau eines Sportzentrums geplant. Das Problem: Für den gigantischen Neubau müsste der Tennis-Club weichen. Für Mitglieder und Quartierbewohner wäre das ein grosser Verlust. 

Im Tennis-Club Oerlikon am Riedgraben herrscht emsiges Treiben. Auf den sechs Sandplätzen spielen viele Kinder und Jugendliche sowie passionierte Tennisspielerinnen und -spieler. Die Stimmung unter den Mitgliedern ist jedoch getrübt, denn: Für das geplante neue Sportzentrum in Oerlikon soll der Tennis-Club weichen. «Das wäre ein grosser Verlust für unsere 400 Mitglieder und das Quartier. Unseren Club gibt es seit 40 Jahren, wir führen ihn mit Freude und Engagement», sagt Präsident Ralph Sträuli. In den letzten Jahren hätten sich die Mitgliederzahlen praktisch verdoppelt, im Jugendbereich gar verdreifacht.

Die Stadt Zürich plant in Oerlikon eine grosse kombinierte Sportstätte. Das Hallenbad Oerlikon sowie die Kunsteisbahn entsprechen nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemässe Infrastruktur. Das Hallenbad würde abgerissen, dafür soll auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein grösseres, wettkampftaugliches Hallenbad, ein Freibad, eine ganzjährig nutzbare Doppel-Eishalle und eine Rasensportanlage entstehen. Dort, wo sich jetzt der Tennis-Club befindet, soll ein siebter Fussballplatz für die Sportanlage Oerlikon errichtet werden. «Wir wollen in keinster Weise gegen den Rasensport schiessen, alle brauchen mehr Platz und Land ist knapp. Ein Fussballplatz entspricht jedoch exakt der Grösse von sechs Tennisplätzen. Ich verstehe nicht, warum in einem neuen Sportzentrum nicht der polysportive Gedanke im Vordergrund steht», sagt Tennis-Club-Präsident Ralph Sträuli.

Es braucht Platz für alle

Renato Frangella, Präsident des FC Oerlikon Polizei ZH, betont auf Anfrage, dass sie ihre volle Unterstützung für den Bau eines neuen Sportzentrums in Oerlikon zum Ausdruck bringen wollen. «Die derzeitigen Kapazitäten unserer Sportanlage sind vollständig ausgelastet, da neben unserem Verein auch der FC Lionem Zürich, der Zürich City SC sowie Jugendmannschaften von GC diese Anlage nutzen. Bereits jetzt haben wir Schwierigkeiten, weitere Mannschaften anzumelden, da einfach nicht genügend Platz vorhanden ist.» Auch in der Fussballschule Neudikids würden sie einen enormen Andrang beobachten. «Natürlich verstehen wir den Unmut des Tennis-Clubs bezüglich des geplanten Sportzentrums.» Es sei wichtig, dass alle Beteiligten Kompromisse eingehen, um die Bedürfnisse verschiedener Sportarten zu berücksichtigen. «Es geht uns hauptsächlich darum, dass alle Jungen und Mädchen ihren Platz im Verein finden können», sagt Frangella.

 

Die Oerliker Quartiervereinspräsidentin Monika Wicki hat eine Umfrage im Quartier initiiert. Das Resultat: Die Mehrheit findet die Realisierung eines neuen Sportzentrums auf dem Nordareal gut, gibt aber auch eine deutliche Zustimmung zum Verbleib des Tennis-Clubs und zum Erhalt des Grünraums auf dem Südareal. «Die Stadt sollte sich überlegen, ob die starke Gewichtung auf Fussball nicht eine gar einfache Lösung ist und man die Fläche beim alten Hallenbad nicht vielseitiger nutzen möchte», so Monika Wicki. Mitglieder sowie Anwohnende kämpfen für den Tennissport im Quartier. Über 3000 Unterschriften sind bei der Petition bereits zusammengekommen, darunter finden sich zahlreiche Kommentare. «Die Tennisplätze gehören hierhin sowie Fussballplätze, Hallenbad und das Eisfeld. Es sollte für alles Platz haben.» Oder: «Wie kann es sein, dass ein gut funktionierender Tennisclub einfach so zerstört wird?»

SVP-Politiker Martin Goetzl aus Zürich-Nord ist der Meinung, dass dieser Fussballplatz realisiert werden sollte, «jedoch an einem anderen Standort, sodass die dortigen Tennisplätze erhalten werden können. Bei einem 200 Millionen Franken teuren Sportprojekt muss es möglich sein, für den Tennisverein eine bessere Lösung zu finden, als sie im jetzigen Projekt vorliegt.» Sie appellieren an die Stadt Zürich, das Projekt zu überdenken. Eine Möglichkeit könnte sein, die Projekte Nord- und Südareal getrennt zur Abstimmung zu bringen, um den Erhalt des Tennis-Clubs sicherzustellen. Ralph Sträuli hat schon mehrfach das Gespräch mit der Stadt gesucht, um Lösungen zu finden. «Mir wurde geraten, nichts unversucht zu lassen.»

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare