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Nachts wird der Marktplatz in Oerlikon zum Treffpunkt von lärmenden und alkoholisierten Gruppen. Anwohnende stören sich über den Abfall und Uringestank. Bild: PD

Oerliker sind genervt von Lärm und Dreck

Von: Ginger Hebel

06. Februar 2024

Nachts tummeln sich am Marktplatz Oerlikon lärmende und alkoholisierte Gruppen. Anwohnende und Gewerbler fühlen sich gestört und haben Angst.

Der Marktplatz vor dem Bahnhof Oerlikon ist belebt. Mittwochs und samstags findet hier der grosse Blumen- und Gemüsemarkt statt. Die Atmosphäre ist entspannt, in den Abend- und Nachtstunden ändert sich die Stimmung aber schlagartig. «Die Entwicklung ist sehr problematisch», betont SVP-Gemeinderat Martin Götzl. Vermehrt würden sich Gruppen auch nach Mitternacht, teilweise bis Sonnenaufgang, auf dem Marktplatz aufhalten und laute, rücksichtslose Emissionen erzeugen, was Anwohnenden den Schlaf raube. Er ist überzeugt, dass sich die Problematik verschärft hat, seit die Messehalle 9 als Asylunterkunft genutzt wird.

«Tagblatt»-Leserin Noemie Müller wohnt direkt am Marktplatz. «Der Lärm ist oft unerträglich.» Auch fühle sie sich nachts durch die Betrunkenen nicht mehr sicher. Störend seien auch die Wildpinkler, die ihre Geschäfte teils direkt vor den Haustüren verrichten. «Es riecht oft nach Urin. Das ist einfach nur eklig.» Auch das Gewerbe ist davon betroffen. Gemäss Christian Huser, Präsident Wirtschaftsraum Zürich-­Nord, tönen die Aussagen der Gewerbler, Dienstleister und Restau­- rantbetreiber, welche direkt am Marktplatz oder in der näheren Umgebung angesiedelt sind, alle gleich. «Es gibt immer wieder Klagen von Geschäftsinhaberinnen und -inhabern, die am Morgen den liegengelassenen Abfall vor den Betrieben und in den Eingangsbereichen wegräumen müssen.» Allerdings habe sich das Littering etwas verbessert, ERZ räume in den frühen Morgenstunden den Abfall auf dem Marktplatz weg und leere die Abfallkübel. Die Lärmbelästigungen betreffen nicht alle Geschäfte gleich. Huser: «Der direkte Kontakt mit den Lärmverursachenden wird aber eher gemieden, aus Angst vor Repressionen.»

Der Marktplatz wurde in den 70er-Jahren von seiner Nutzung als Parkplatz befreit. 2007 wurden die Bänke, die Beleuchtung, der Brunnen und die Toilettenanlagen vollständig erneuert. 2019 wurde der kaputte Natursteinbelag ersetzt und der Platz aufgewertet.

Keine Verbesserung

Martin Götzl setzt sich schon länger für eine Verbesserung der Situation ein. Letzten Sommer hat er mit seinem Partei-Kollegen ein Postulat eingereicht und die Stadt aufgefordert, bezüglich Nachtruhe und Sauberkeit Massnahmen zu erarbeiten. Verbessert habe sich seiner Meinung nach jedoch nichts. Das von der Stadt platzierte Plakat «Danke für Ihre Rücksichtnahme, hier wohnen Leute, Ruhe bitte!» sei zwar gut gemeint, nütze aber nicht nachhaltig. Er fordert den Stadtrat erneut auf, zu prüfen, wie am Marktplatz eine Verbesserung für Anwohnende und Gewerbler erreicht werden kann. Mit mehr Polizeipräsenz oder Einsatz der SIP sowie zusätzlichen Züri-WC. «Wir leben in einer Stadt. Dennoch muss es möglich sein, ruhige Nachtstunden zu verbringen und ohne Angst durchs Quartier zu schlendern», sagt Mitte-­Gemeinderat David Ondraschek. Quartiervereinspräsidentin Monika Wicki betont: «Auch wir sind im Gespräch mit der Stadtpolizei. Ruhestörungen sollten dort gemeldet werden.»

Anwohnende beobachten immer wieder Schlägereien und Alko­- holexzesse. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert», ist Martin Götzl überzeugt. Mehrmals nachts werde die Polizei gerufen. Götzl weiss von involvierten Polizisten, die sich in eine andere Wache versetzen liessen, weil sie das Katz- und-Maus-Spiel leid waren. Da es sich bei der Marktplatz-Situation aktuell um ein politisches Geschäft handelt, kann die Stadtpolizei Zürich keine Stellung beziehen.

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echo@tagblattzuerich.ch

 

 

 

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