mobile Navigation

News

«Lärm-Hotspot»: die Siedlung Langgrüt in Zürich-Albisrieden. Bild: Sacha Leu

Umzingelt von Lärm

Von: Jan Strobel

30. August 2023

Geplagt: Bewohner der Wohnsiedlung Im Sträler in Albisrieden fühlen sich von Lärmquellen überrollt. Im Fokus des Ärgers stehen auch Quartierveranstaltungen.

Von aussen betrachtet präsentiert sich die Siedlung Langgrüt Im Sträler in Zürich-Albisrieden als eine privilegierte Wohngegend. Die ikonische Göhner-Siedlung aus den 1970er-Jahren mit ihren Eigentumswohnungen ist ins Grüne eingebettet, von den oberen Stockwerken bietet sich ein grandioser Blick über die Stadt.

Doch seit einiger Zeit rumort es unter den Bewohnern der Siedlung, besonders seit diesem Sommer. «Wir leben hier in einem Lärm-Hotspot. Wir sind umzingelt von Lärmquellen, und es werden immer mehr», sagt Albi Matter, Musikmanager und Organisator des Country Music Festivals im Albisgütli. Matter wohnt seit acht Jahren in der Siedlung. An die Sirenen der Krankenwagen, die auch um drei Uhr morgens Richtung Stadtspital Triemli rasen, hat er sich gewöhnt; die Krähenplage, welche diesen Teil von Albisrieden besonders heimsucht, ist ein Ärgernis; die Tschütteler, die auf dem benachbarten Sportplatz Letzi trainieren, nimmt er hin. «Drastisch ist aber der Baulärm», sagt Albi Matter. «Auf der Baustelle für die Siedlung am Wydäckerring wird an Samstagen bis 18 Uhr gearbeitet, dazu kommt die Grossbaustelle für die Ersatzneubauten an der Langgrütstrasse.»

Zu alldem hätten sich die Sommerfeste verschiedener Vereine auf dem Sportplatz und rund ums Schulhaus Letzi gesellt. «Dort wurde am Samstagmorgen noch um 2 Uhr gefeiert. Und auch am Sonntag tönte es noch wie auf einer Chilbi. Diese Feste haben das Fass in der Siedlung zum Überlaufen gebracht», so Albi Matter. Von einem Nachbarn erhielt er eine verzweifelte E-Mail: «Wann haben wir endlich Ruhe? Hoffentlich, bevor wir im Grab sind.»

Als besonders stossend empfinden Albi Matter und manche Nachbarn die Bewilligungspraxis der Stadt, wenn es um Veranstaltungen in Wohnquartieren geht. Es sei paradox: Einerseits werde Tempo 30 eingeführt und würden Massnahmen zur Lärmreduktion forciert; andererseits würden Festanlässe in Wohnquartieren eine Bewilligung bis 2 Uhr morgens erhalten. «Das macht für uns keinen Sinn», meint Albi Matter. «Solche Bewilligungen sollten nur bis spätestens Mitternacht erteilt werden.»

Klare Regelungen
«Die Bewilligungen sind in den Veranstaltungsrichtlinien geregelt», macht Robert Soós vom Sicherheitsdepartement deutlich. «Quartierveranstaltungen können an drei aufeinanderfolgenden Tagen, davon einmal bis 2 Uhr, bewilligt werden. Dabei wird auf die Wohnquartiere Rücksicht genommen.»

Gemäss Lärmschutzverordnung sind für alle Nutzungszonen Lärmempfindlichkeitsstufen erfasst. Die Wohnsiedlung Im Sträler befindet sich in der Empfindlichkeitsstufe II (Wohnen). In diesen Gebieten können nur zwei Bewilligungen für Veranstaltungen pro Jahr erteilt werden. «Quartierveranstaltungen sind in der Regel im Quartier gut akzeptiert», so Robert Soós. «Eine Einschränkung auf eine Schlusszeit auf Mitternacht würde bei dem Teil der Bevölkerung, der gerne an solchen Quartieranlässen teilnimmt, kaum verstanden.»

In der Siedlung ist währenddessen bereits von einer weiteren neuen Lärmquelle die Rede. Das EWZ, heisst es, plane ab September auf dem Sportplatz Letzi die Erstellung eines Erdsondenfelds. «Darüber informiert wurden wir allerdings nie», ärgert sich Albi Matter. Tatsächlich bestätigt das EWZ das Projekt: «Es wird auf dem Sportplatz Letzi ein Erdsondenfeld für die klimafreundliche Wärmeversorgung der Schulanlage Letzi und weiterer Liegenschaften im Rahmen des Wärmeverbunds Holzächer-Guet mit circa 90 Erdsonden erstellt. Die Bauarbeiten für das Erdsondenfeld dauern von Oktober 2023 bis März 2024.» Ausserdem würden in verschiedenen Etappen Fernwärmeleitungen verlegt, so das EWZ. «Diese Bauarbeiten dauern von Februar 2024 bis voraussichtlich September 2024.» Da es immer zu kurzfristigen Bauverzögerungen kommen könne, informiere das EWZ die Anwohnenden in der Regel erst einige Wochen vor Baubeginn. In diesem Fall werde dies ab Mitte September geschehen.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare