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Mit dem Fahrverbot an der Langstrasse soll die Situation für Velos verbessert werden. Autofahrer hingegen ziehen den Kürzeren. (Bild: PD)

Verbot ohne Wirkung

Von: Clarissa Rohrbach

07. November 2023

Autofahrer ignorieren das Fahrverbot an der Langstrasse. Die Behörden zeigen sich tolerant, dennoch wurden am Montag 62 Falschfahrer gebüsst.

Die Lotsen sind weg. Seit kurzer Zeit sind die Autofahrer mit der neuen Verkehrsführung an der Langstrasse auf sich alleine gestellt. Ein Schild weist darauf hin, dass zwischen 5.30 Uhr und 22 Uhr die 60 Meter lange Strecke zwischen Brauerstrasse und Dienerstrasse nicht befahren werden darf. Ein Augenschein zeigt: Mehr als ein Drittel der Autofahrer fährt trotzdem geradeaus.

«Haben wir erwartet»

Am letzten Montag reagierte nun die Stadtpolizei: Sie büsste während zwei Stunden 62 Autofahrer, die das Fahrverbot missachteten. In naher Zukunft soll eine elektronische Videoüberwachung die Verstösse automatisiert erfassen.  Generell zeigen sich die Behörden was das Fahrverbot angeht aber noch tolerant: «Dass es bei einer solch fundamentalen Verkehrsumstellung wie an der Langstrasse in den ersten Wochen oder gar Monaten zu Situationen mit Autos kommt, die das Fahrverbot nicht beachten, haben wir erwartet», sagt Roger Schaad, Sprecher des Tiefbauamts. Die Autofahrer müssten sich erst an die Änderung der Verkehrsvorschriften gewöhnen. Zudem könne es vorkommen, dass Navigationssysteme noch nicht aktualisiert seien und die Autofahrer trotzdem durch die Langstrasse führten. Viele folgen blind dem Navi und schauen nicht auf die Schilder. «Nichtsdestotrotz muss man sich an die Signalisation vor Ort halten», sagt Schaad.

Um früher auf das Fahrverbot aufmerksam zu machen, hat die Stadt laut Roger Schaad zusätzliche Schilder an der Kreuzung Stauffacherstrasse/Langstrasse sowie Schöneggstrasse/Langstrasse aufgestellt. 

Quartier ist unzufrieden

Mit dem Projekt «Autoarme Langstrasse» will die Stadt die Situation für Velofahrer und öffentlichen Verkehr verbessern. Zudem soll der Aufenthalt auf der Langstrasse für die Bevölkerung angenehmer gemacht werden. So wurden im Abschnitt Stauffacher- bis Hohlstrasse 38 Veloabstellplätze erstellt, das Trottoir verbreitert und sechs Bäume gepflanzt.

Doch die neue Verkehrsführung stösst bei den Anwohnern auf Kritik. Laut dem Quartierverein Aussersihl-Hard ist das Fahrverbot schlecht signalisiert, was für Verwirrung sorge. Ausserdem habe sich der Verkehr mit der Umleitung auf die Ankerstrasse und die Kanonengasse auf ehemals ruhigen Seitenstrassen erhöht.

Auch das Gewerbe leidet laut Sigi Huber, Biergarten-Wirt und Präsident des Gewerbevereins Kreis 4, unter dem Fahrverbot. «Die Autofahrer finden den Weg nicht mehr, es kommen weniger Gäste in mein Restaurant, weil die Zufahrt zu kompliziert ist», sagt er. Er hat auch beobachtet, dass die Umleitung für mehr Stau sorgt, was zu grosser Unzufriedenheit im Quartier führt. «Die Stadt macht schon genug für die Velofahrer, da braucht es keine zusätzliche Strassensperrung», sagt Sigi Huber. Ein Fahrverbot tagsüber findet er die falsche Entscheidung. Nachts hätte es mehr Sinn gemacht, da dann viele Autoposer durch die Langstrasse fahren. Der Zeitraum für das Fahrverbot hat die Stadt anhand von Rückmeldungen aus der Bevölkerung festgelegt. Huber findet die neue Verkehrsführung ein gescheitertes Vorhaben: «Das Projekt ist nicht durchdacht, es herrscht Chaos.»

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Leserkommentare

Claudia G. - Ist eigentlich bewusst, dass solche Umwegfahrerei mehr co2 ausstösst? Wie auch die Parkplatzsicherei

Vor 5 Monaten 3 Wochen  · 
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