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In den neuen Flexity-Trams steigt die Klimaanlage regelmässig aus. Das führt zu Rekordtemperaturen in den Fahrzeugen. (Bild: PD)

Zürcher schwitzen im Tram

Von: Von Clarissa Rohrbach

05. September 2023

 Fahrgäste beklagen sich über die hohen Temperaturen im Zürcher ÖV. Die Klimaanlagen sind kaputt oder kühlen zu wenig. Die Verkehrsbetriebe Zürich wollen das verbessern. 

35 Grad. In den Zürcher Trams und Bussen ist es an Hitzetagen drinnen heisser als draussen. In den letzten Wochen gab es deswegen einen Aufschrei in den sozialen Medien. Auf X (ehemals Twitter) schreibt ein Nutzer: «Wie kann es sein, dass bei 35 Grad immer noch Trams ungekühlt sind?» Ein anderer spricht von einem «kaum belüfteten Roll-Toaster». Die Fahrgäste beklagen sich, dass man sogar im Sitzen schwitze.

«Mobimag», das Magazin für Mobilität in der Schweiz, hat vor zwei Wochen einen Hitzetest in den Zürcher Trams durchgeführt. Dieser zeigt klar, dass die Klimaautomatikanlagen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) zu wenig kühlen oder sogar nicht funktionieren. «Mobimag» hat fünf Mal die Temperatur in neuen Flexity-Trams in Zürich gemessen. Das Resultat: In zwei Fällen war die Innentemperatur gleich wie draussen und in drei Fällen war sie höher als im Aussenbereich.

Das liegt daran, dass die VBZ ein Problem mit den Klimaanlagen des neuen Flexity-Trams haben. VBZ-­Sprecher Fabio Müller: «Uns ist bekannt, dass sich die Regler der Anlagen aktuell sporadisch blockieren.» In diesen Fällen würde die Klimaanlage den Betrieb einstellen, bis das Fahrzeug neu gestartet wird.

Gefahr für die Gesundheit

Die VBZ kühlen die Fahrzeuge nach Sollwerten, welche die Differenz zwischen Innen- und Aussentemperatur auf gleichbleibendem Niveau halten. Laut Müller sind die Klimaanlagen so eingestellt, dass der Unterschied zwischen den Temperaturen nicht zu gross ist. «Es soll ein Temperaturschock vermieden werden», sagt Müller. Das Feedback der Kunden habe gezeigt, dass ein solcher als unangenehm wahrgenommen werde.

Doch wie Awad Abuawad, Hausarzt in der Praxis am Seefeld, kürzlich zu «20 Minuten» sagte, ist die Hitze gefährlicher als der Temperaturunterschied. Vor allem bei älteren Leuten drohen in Innenräumen über 30 Grad Herz-Kreislauf-Folgen. Ausserdem würde die Dehydration den Salzhaushalt beeinflussen, der für das Funktionieren der Organe extrem wichtig sei.

Die Hitze beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden der Menschen, sondern auch den Verkehr auf den Zürcher Strassen. Wie die VBZ in ihrem Blog schreibt, leidet der Fahrplan der Trams nicht unter den hohen Temperaturen, da die Schienen fest im Boden verankert sind und sich somit nicht verformen. Doch bei den Bussen kommt es zu Verspätungen. Die grosse Hitze dehnt die Fahrleitungen, so dass die Drähte länger werden und durchhängen. Die Busfahrer müssen deswegen das Tempo reduzieren. Vor allem Kreuzungen sind heikel.

Zu viel Energieverbrauch

Im Schweizer ÖV ist es eine gängige Praxis, dass die Fahrzeuge nicht zu stark klimatisiert werden. Die Basler Verkehrsbetriebe kühlen die Fahrzeuge bis maximal fünf Grad unterhalb der Aussentemperatur. Bei der SBB sind es fünf bis sieben Grad. Man wolle damit die Gesundheit der Passagiere schonen. Grund dafür sei auch, dass dadurch der Energieverbrauch nicht unnötig erhöht werde.

Wie viel Energie die Klimaanlagen der Zürcher Trams und Busse verbrauchen, können die VBZ nicht beziffern. Es lasse sich laut Müller jedoch sagen, dass diese weniger Strom verbrauchen als das Heizen im Winter. Während der befürchteten Strommangellage im letzten Herbst hatten die Verkehrsbetriebe bestimmt, die Heizung um zwei Grad herunterzudrehen. Mit dieser Massnahme sollten im Winterhalbjahr rund 1,5 Gigawattstunden (GWh) Strom gespart werden. Der Gesamtenergieverbrauch der VBZ betrug laut «NZZ» im Jahr 2021 insgesamt 76,5 GWh Strom. Energie zu sparen, bleibt laut VBZ ein strategisches Ziel des Unternehmens. Dabei werde auch geprüft, ob die energieintensive Kühlung angepasst werden müsse.

Die Zürcher, die sich beklagen, würden es begrüssen, wenn es in den Trams und Bussen kühler wäre. Fabio Müller (VBZ) sagt auf Anfrage: «Wir nehmen die Anliegen unserer Fahrgäste ernst und sind daran, die Situation zu verbessern.» Es habe sich gezeigt, dass beim neuen Flexity-­Tram Anpassungen an den Einstellungen vorgenommen werden müssten, um die Innentemperatur bei ausserordentlich hohen Aussentemperaturen kühler zu halten.

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echo@tagblattzuerich.ch

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