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Porträt

Im Zunfthaus zur Zimmerleuten präsentiert Marie-Therese Müller mit Noch-Lehrtochter Tanja Bittel den «Zukunftsträger 2018»-Award samt dazugehörigem Preisgeld (welches in die Lehrlingskasse fliesst). Bild: Sacha Beuth

«Anerkennung für mein Lebenswerk»

Von: Sacha Beuth

18. September 2018

AUSZEICHNUNG Seit über 20 Jahren bildet Marie-Therese Müller Jugendliche zu Restaurationsfachkräften aus. Nun wurde die 54-Jährige zur Lehrmeisterin des Jahres in ihrer Branche erkoren – auf Wunsch ihrer Schützlinge unter Führung von Tanja Bittel.

Obwohl die Preisverleihung zu «Zukunftsträger 2018 – Lehrmeister des Jahres» im Kaufleuten schon ein paar Tage her ist, strahlen Marie-Therese Müller und Tanja Bittel immer noch. «Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Schliesslich ist dies der höchste Preis, den man in der Schweiz als Restaurationsfachausbilder gewinnen kann. Vor allem aber ist es eine schöne Anerkennung meiner Arbeit durch meine Auszubildenden», betont Müller. «Ausserdem sehe ich den Preis von ‹GastroJournal› und der Bischofszell Nahrungsmittel AG auch als Auszeichnung für mein Lebenswerk.» Seit 1995 fungiert die 54-Jährige als Lehrlingsausbilderin, seit 2005 geht sie dieser Funktion im Zunfthaus zur Zimmerleuten in Zürich nach. «Rund 80 junge Menschen konnte ich auf den Beruf vorbereiten, durfte erleben, wie sie sich zu gestandenen Servicekräften entwickelten. Bei der Verleihung fiel es mir darum schwer, die Tränen zurückzuhalten.»

«Also ein bisschen feuchte Augen haben Sie schon gehabt», neckt Tanja Bittel. Die 18-Jährige hat eben unter der Regie von Müller ihre Ausbildung zur Restaurationsfachfrau abgeschlossen und amtiert als Sprachrohr ihrer Mitstifte. Den Lehrlingen ist es zu verdanken, dass Müller überhaupt für den Preis nominiert wurde. Sie hatten ihre Chefin bei den Organisatoren angemeldet und standen der Fachjury in Interviews Rede und Antwort über die Qualitäten von Marie-Therese Müller. «Sie ist geduldig, einfühlsam, hat eine enorme Fachkompetenz und ist stark im Konfliktmanagement», erzählt Bittel und schiebt schmunzelnd nach: «Einzig fürs Motivieren gibt es keine Bestnote.» «Auch als Lehrmeister hat man eben nie ausgelernt», kontert Müller.

Mehr auf den Gast eingehen

Generell sei heute die Ausbildung anspruchsvoller als früher. Sie dauere auch drei statt bisher zwei Jahre. «Es gibt immer mehr Lebensmittel, über die sich die angehenden Restaurationsfachkräfte Kenntnisse aneignen müssen.» Und auch die Qualität der Restaurationsfachlehre habe zugenommen. «Inzwischen wird vielmehr Wert darauf gelegt, wie man als Servicekraft mit einem Gast reden und auf seine Wünsche eingehen sollte.» Sie selbst würde ebenfalls mehr mit den Lehrlingen reden als früher. Sorgen macht ­Müller, dass im gesellschaftlichen Wandel mehr und mehr der Respekt verloren gegangen sei. «Sowohl gegenüber dem Gast wie gegenüber Kollegen und Vorgesetzten. Dabei sind gerade Knigge-Regeln in unserem Metier elementar.» Und auch bezüglich Kopfrechnen gäbe es immer mehr Defizite. «Manchmal staune ich, welche Mühen einigen das Zusammenzählen von drei, vier Beträgen bereitet.»

Doch das sind Kleinigkeiten, die die Freude Müllers an ihrer Tätigkeit nicht mindern können. «Ich bin froh und stolz, hier im Zimmerleuten zu sein, und hoffe, dass ich noch einige Jahre jungen Menschen etwas auf ihrem Weg zur Restaurationsfachkraft mitgeben kann und noch viele ehemalige Auszubildende von mir – wie gerade letztes Wochenende – an den Berufsmeisterschaften Swiss Skills eine Medaille gewinnen.» Worauf Bittel wohl das grösstmögliche Kompliment verteilt: «Ich würde die Lehre wieder machen. Und der Hauptgrund dafür ist Marie-Therese Müller.»

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