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Reportage

Gehört zu den Ausnahmen im Tierreich, die eine blaue Färbung aufweisen: Blauer Pfau. Bild: Zoo Zürich / E. Franchini

Blaue Wunder erleben

Von: Severin Dressen

31. Januar 2024

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um blaufarbige Tiere.

Blau im Zoo – ein gar nicht so seltener Anblick. Nein, nicht was Sie jetzt denken. Obwohl die Cocktails in unserer Mora Mora Bar – immer sonntags geöffnet und zu finden in der Masoala Regenwaldhalle – durchaus zu empfehlen sind. Nein, ich habe vielmehr blaue Tiere im Sinn. Bei uns im Zoo gibt es elf Tierarten, die das Wort Blau im Namen tragen und ein entsprechend blaues Äusseres haben. Beispielsweise die Blaustreifen-Seenadel, der türkisblaue Zwerggecko oder der Blaue Pfau. Hinzu kommen mindestens zehn weitere Tierarten, die «Blau» zwar nicht im Namen tragen, aber bei denen die Farbe dominiert. Beispielsweise das Pantherchamäleon oder der Paletten-Doktorfisch. Damit bilden die blauen Tierarten von den mehr als 350, die es insgesamt im Zoo Zürich gibt, zwar immer noch die Ausnahme. Dennoch sind sie im Vergleich zur Natur eher überrepräsentiert. Denn dort ist Blau sehr selten. Gar die seltenste Farbe überhaupt.

In der Regel werden Farben in der Natur durch Pigmente erzeugt. Carotinoide, wie sie beispielsweise viele Pflanzen bilden, sind wohl die bekanntesten Pigmente oder Farbstoffe der Natur. Dank ihnen sind Karotten oder Kürbisse orange. Frisst ein Tier eine solche Pflanze, kann es die Pigmente einlagern und die Farbe annehmen. Ein gutes Beispiel ist der Flamingo. Ihre rosarote Farbe rührt von roten Algen her. Kleine Krebse fressen diese Algen und die Flamingos wiederum fressen die Krebse. So färbt sich ihr Gefieder.

Blau dagegen kommt als natürlicher Farbstoff, also als Pigment, in der Natur wenig vor. Es gibt es paar Pflanzen, die blaue Pigmente bilden, um ihre Blüten zu färben. Sehr viele Tiere nutzen aber einen Trick, um blau zu erscheinen. Denn genau das ist es, eine optische Illusion. Statt Pigmentfarbe, die tatsächlich färbt, nutzen sie Strukturfarbe, die durch die Reflexion von Licht an einer meist durchsichtigen Struktur entsteht. Das hat mit den verschiedenen Wellenlängen von Licht zu tun. Sonnenlicht ist weiss, besteht aber eigentlich aus unterschiedlich langwelligen Lichtstrahlen in unterschiedlichen Farben. Wird es gebrochen, also reflektiert, erkennen wir diese Farben. So entsteht bei Regen beispielsweise ein Regenbogen. Winzige Nanostrukturen in den Federn, Schuppen oder Hautzellen von blauen Tieren reflektieren nur die kurzwelligen blauen Lichtstrahlen. Alle anderen Lichtstrahlen werden absorbiert oder so reflektiert, dass sie sich gegenseitig aufheben. Hinter der blauen Färbung im Tierreich steckt also häufig schlicht Physik.

Übrigens gibt es ein Tier bei uns im Zoo, das ist nicht blau von aussen, sondern von innen: Der Baumhöhlen-Krötenlaubfrosch hat nämlich türkisblaue Knochen. Warum? Das wird gerade von Forscher*innen der Universität Zürich, dem Paul-Scherrer-Institut und der EPFL genauer untersucht. In den meisten Fällen dient auffällige Färbung im Tierreich aber der Kommunikation. Das reicht dann von «Ich bin giftig, friss mich nicht!» wie etwa beim Azurblauen Pfeilgiftfrosch bis zu «Guck, wie hübsch ich bin, ich wäre ein super Papi für deine Nachkommen!» wie beim Ultramarinkardinal – die beide auch im Zoo Zürich gehalten werden. Ob blau dabei etwas Spezielles ausdrückt, wissen nur die Tiere selbst. Wobei blau mit tierischen Augen betrachtet, nicht unbedingt blau ist. Aber das ist nochmal eine ganz andere Geschichte.

Weitere Informationen: www.zoo.ch

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