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Reportage

Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Stadtpräsidentin Corine Mauch mit Martin Bauert, Leiter Naturschutz Zoo Zürich, und Marie-Orléa Vina, Umweltministerin von Madagaskar, im Masoala Regenwald des Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich; Nick Soland

Eintauchen, abtauchen und auftauchen

Von: Severin Dressen

20. Juni 2023

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um prominente Gäste zum 20-Jahr-Jubiläum des Masoala-Regenwalds im Zoo Zürich.

Als Zoodirektor beschäftige ich mich viel mit Tieren. Genauso gehört es aber zu meinem Aufgabenbereich, die Menschen für unsere Anliegen zu begeistern und ihnen unsere Werte mit auf den Weg zu geben. Sei dies in Vorträgen, bei Interviews oder im persönlichen Kontakt. – Oder an speziellen Anlässen bei uns im Zoo.

Wenn die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch zusammen mit Fernseh-Legende und Tierschützer Kurt Aeschbacher, Nationalrat Gregor Rutz oder alt Bundesrat Moritz Leuenberger aufmerksam durch den Masoala-Regenwald streift, wundert das den bedrohten Mähnenibis wenig, freut mich aber sehr. Denn es bedeutet, dass die grosse Geburtstagsfeier unseres madagassischen Mini-Abbildes im vollen Gange ist. Und viele Persönlichkeiten unserer Einladung in den Zoo gefolgt sind.

Der Abend Anfang Juni hätte perfekter nicht sein können. Die Abendsonne tauchte den Masoala-Regenwald in goldenes Licht, die Vögel zwitscherten und die elegant gekleidete Gästeschar erlebte das, wofür unsere tropische Halle steht. Das Gefühl, in Masoala zu sein. Mit allen Gerüchen, Geräuschen und Eindrücken. Corine Mauch wählte passende Worte: «Ich bin soeben in die Halle gekommen und dachte, okay, jetzt bin ich in Madagaskar, es ist unglaublich, dass mitten in Zürich ein Ort besteht, wo man in eine völlig andere Welt eintaucht.»

Abgetaucht, und just am Jubiläumsabend nach einem Jahr wieder aufgetaucht, ist ein Blattschwanz-Gecko. An einem braun-weiss melierten Baumstamm, gut getarnt, kaum sichtbar, hat Nationalrat Andri Silberschmidt ihn trotzdem erspäht: «Es gibt immer Neues zu entdecken.» Das bestätigt auch die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr: «Man lernt hier anders schauen. Als ich den Masoala-Regenwald heute betreten habe, sah ich kein einziges Tier und nach einer kleinen Weile entdeckt man plötzlich einen Vogel in der Luft oder ein Huhn, das am Boden herumwuselt.»

Persönlich freute mich die Aussage meines ehemaligen Chefs Arne Lawrenz, des Direktors des Wuppertaler Zoos, der zum Jubiläum extra aus Deutschland angereist ist: «Es ist DIE Halle, es ist die schönste Halle, die es in Europa, vielleicht weltweit, gibt.» Dass der Masoala-Regenwald auch nach 20 Jahren noch ein Vorzeigeobjekt ist, zeigt, wie innovativ und einzigartig die Idee meines Vorgängers Alex Rübel damals war. Die Freude war ihm an diesem Jubiläums-Abend deshalb ins Gesicht geschrieben: «Ich freue mich, dass die Vision des Masoala-Regenwaldes zum Leben erweckt wurde und seit 20 Jahren so gut funktioniert!»

...und alt Zoodirektor Alex Rübel. Bild: Zoo Zürich; Nick SalandErschwerter Start

Dabei war das Projekt zu Beginn kein Selbstläufer. Rekurse erschwerten seinen Start und auch Gärtner*innen, wie unser heutiger Fachspezialist im Masoala-Regenwald, Francesco Biondi, waren durchaus skeptisch: «Ich besuchte die Halle etwa 2006, damals war sie flach bepflanzt. Ich konnte vom Eingang bis zur Restaurantscheibe sehen. Ich war ein wenig enttäuscht», gibt er zu, um dann lachend anzufügen: «Aber: Es ist noch etwas daraus geworden.» Alt Bundesrat Moritz Leuenberger, der den Masoala-Regenwald 2003 in seiner Funktion offiziell eröffnete, erinnert sich gut, kommt aber am Jubiläumsanlass nicht zu Wort. Immer wieder wird er durch lärmende Rufe der Roten Varis unterbrochen. Der ehemalige Politiker deutet dies lachend als Zeichen der Zustimmung und entschwindet im Grün des Masoala-Regenwaldes.

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