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Reportage

Müht sich nach Kräften, seine Art zu erhalten: Breitmaulnashornbulle Kimba beim Paarungsversuch mit Talatini. Bild: Zoo Zürich; Fabio Süess

Kurzfutter II

Von: Severin Dressen

15. August 2023

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Zucht- und Aufzuchtbemühungen verschiedener Tierarten im Zoo und ausserhalb.

Sommer bedeutet für viele: Ab auf den Liegestuhl, die Füsse hochlegen und in den Ferien endlich einmal in Ruhe ein Buch oder eine Zeitschrift lesen können. In der Theorie macht diese Vorstellung sehr viel Sinn. Auch für mich. Als Vater von drei kleinen Kindern sieht die Praxis aber eher so aus, dass ich zwischen Sandburgenbauen, Glace-Mäuler-Putzen und Windelnwechseln höchstens dazukomme, ab und zu ein paar Abschnitte einer Zeitung zu lesen oder treffender gesagt: zu überfliegen. Geht es Ihnen ähnlich, dann sind meine Kurzfutter-Sommer-Kolumnen genau richtig. Kurz und knackig informieren sie quasi im Telegramm-Stil über das Geschehen rund um den Zoo Zürich.

Schwer begeistert

Während ich mit meiner Familie den Sommer am Mittelmeer geniesse, spürt Kimba in der Lewa-Savanne im Zoo den Frühling. Kimba ist unser vierzehnjähriger Nashornbulle. Er gehört zu der potenziell gefährdeten Art der Südlichen Breitmaulnashörner und hat offensichtlich beschlossen, seine Art auf seine Art vor dem Aussterben zu retten, indem er sich Weibchen Talatini unmissverständlich «nähert». Unschwer lässt sich erkennen, dass das Schwergewicht Gefallen an der fünfjährigen Nashornkuh gefunden hat. Das Resultat: Mehrere Paarungen haben stattgefunden. Wenn vier Tonnen sich auf diese Art begegnen, kann das auch mal ruppig zu- und hergehen. Ob die Aufeinandertreffen erfolgreich waren, zeigt sich erst in etwa 16 Monaten. So lange dauert nämlich die Tragezeit bei Breitmaulnashörnern. Unser letztes Jungtier Ushindi kam 2020 auf die Welt.

Einen Schritt weiter in der Familienplanung sind die Waldrappe in Rümlang. Sie erinnern sich: Nach 400 Jahren brütete mit Rupert und Enea Anfang Juni erstmals wieder ein Waldrapp-Paar in der Schweiz. Und zwar auf einem Fenstersims in einem Industrieareal in der Nähe von Zürich. Die Küken sind mittlerweile stramme Jungvögel namens Panhead und Knuckle, benannt nach bekannten Harley-Davidson-Motoren. Die Namen kommen vom Motorrad-Laden, der den Vögeln seinen Fenstersims als Nistplatz überlassen hat und nun auch Pate der Tiere ist. Auf unserer Homepage ist die Waldrapp-­Familie ab und zu noch im Webcam-Livestream zu sehen. Da die Jungvögel aber mittlerweile flügge sind, erkunden sie immer häufiger die Gegend, bis sie in den nächsten Tagen oder Wochen schliesslich Richtung Süden ziehen werden.

Premiere in Kolumbien

Und dann entführe ich Sie gedanklich noch an einen entfernten Ort, um über einen Erfolg unseres Naturschutz-Partners in Kolumbien zu berichten. Seit 17 Jahren unterstützt der Zoo Zürich das Projekt «Amphibian Survival». Zum ersten Mal ist es dem Team vor Ort nun gelungen, in Menschenobhut gezüchtete LehmannsBaumsteiger (Frösche) auszuwildern. 29 Tiere der vom Aussterben bedrohten Art wurden aus kontrollierter Zucht in die Natur entlassen. Dies ist ein Meilenstein in den Bemühungen, die Amphibienvielfalt in Kolumbien zu erhalten. Ziel ist es, dass die Frösche eine neue stabile Wildpopulation bilden. Ein schöner Gedanke, dem ich auf dem Liegestuhl oder auch beim Sandburgenbauen, Win­delnwechseln und Glaceschlecken nachhängen kann.

Weitere Informationen: www.zoo.ch

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