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Kultur

Die drei hinter dem Festival: Jonas Pfister, Urs Siegfried und Matthias Wiesmann (von links). Bild: Sava Hlavacek

Festival mit Tiefgang

Von: Stine Wetzel

09. Januar 2018

Urs Siegfried wollte keine Sonntagmorgen-Matinee, keine Vorlesung im Hörsaal – ihm schwebte Zürichs erstes Philosophie-Festival vor: Vom 18. bis 20. Januar werden nun im Kosmos die grossen Fragen des Lebens gestellt.

Das Kulturhaus Kosmos, Ecke Europaallee/Langstrasse: Der Regen peitscht gegen die Scheibe. Urs Siegfried sitzt in den Polstern des Bistros, trinkt einen Kaffee. Er wird ein bisschen nervös, wenn er daran denkt, dass hier in ein paar Tagen sein Festival stattfindet. Die letzten anderthalb Jahre verbrachte er mit der Planung. Eigentlich verwaltet der 41-Jährige als Selbstständiger kleine Mehrfamilienhäuser. «Philosophie ist eine wertvolle Ergänzung dazu.» Er war auf der Suche nach Ideen, «auf die man nicht am Stammtisch kommt», und er begann sein Zweitstudium in Philosophie. Das erste: Geschichte und Betriebswirtschaft.

Seit er Philosophie studiert, geht Siegfried anders an Dinge heran, «mit mehr Wohlwollen – ich gehe davon aus, dass mein Gegenüber nicht auf den Kopf gefallen ist, und frage so lange nach, bis mir wirklich klar ist, welche Position jemand vertritt, und warum.»

Philosophie zu Popularität verhelfen

Mit seiner Idee, Philosophie für alle, ist Festivalleiter Siegfried nicht der Erste. Im November organisierte die «Neue Akropolis» die zweite «Lange Nacht der Philosophie» in Zürich. Auch das Festival setzt auf Verdaulichkeit in der Philosophievermittlung. Siegfrieds Intention: vom Podium zum Publikum, vom Turm zur Tat. «Mit Philosophie kann man die Welt nicht auf Anhieb verändern, aber sich andere Blickwinkel zu verschaffen und auf neue Art und Weise über Themen nachzudenken, ist der erste Schritt dazu.»

Siegfried will der Philosophie mit dem ersten Zürcher Philosophie-Festival zu Popularität verhelfen, die grossen Fragen nicht der Elite bei einer Matinee am Sonntagmorgen oder im Hörsaal stellen, sondern den Zürchern im ­Ambiente eines Festivals. Seine beiden Freunde Jonas Pfister, promovierter Philosoph und Autor einer Reclam-Einführung in die Philosophie, und Matthias Wiesmann, GLP-Gemeinderat und Wirtschaftshistoriker, hatte er schnell von der Idee überzeugt und ins Boot geholt. Inzwischen ist aus dem dreiköpfigen Gründerteam ein fast dreissigköpfiges Freiwilligenteam für die Organisation geworden.

Ego im Kreuzfeuer

Im Studium haben es Siegfried vor allem die Existenzialisten mit ihrer Idee, dass sich jeder selbst entwirft, angetan. Das Thema des Festivals lautet denn auch «Ich, Ich, Ich». «Ego gibt philosophisch etwas her, und jeder fühlt sich angesprochen», so der Organisator. Es geht um Selbstdarstellung, Körper­inszenierung, nationale Identitätsentwürfe und Geschlechtervorstellungen. Unter den Gästen sind: Mike Müller, Philipp Tingler, Roger Schawinski, Michèle Binswanger. Die Moderationen über­nehmen unter anderen die SRF-«Sternstunde Philosophie»-Moderatoren Yves Bossart und Barbara Bleisch. «Dass wir diese Philosophie- und Bühnenprofis fürs Festival gewinnen konnten, war ein Glückstreffer», so Siegfried.

Er selbst wird das Festival eröffnen und zusammen mit «unserem Stargast» Wolfram Eilenberger, Bestsellerautor und langjähriger Chefredaktor des deutschen «Philosophie-Magazins», ausloten, was Philosophie heute leisten kann. «Es wird sicher heiter», sagt Siegfried – «und angriffig.»

Neben den Podien gibt es ein Gratisprogramm im Buchsalon zu Themen wie Sterben und Pornografie.
www.philosophiefestival.ch

Das «Tagblatt» verlost 2 × 2 Tickets für das Eröffnungspodium «Ich, Ich, Ich» am Donnerstag, 18. Januar, um 20 Uhr. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Philosophie an: gewinn@tagblattzuerich.ch

 

 

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