Orte, die gerade Pause machen, sind etwas Wunderbares. Schon allein deshalb würde sich der Spaziergang durch eine Badi lohnen, wenn die Saison vorbei ist. Weil man in die Stille hinein die Sommergäste fast noch hört, jederzeit jemand doch noch vom Zehnmeterturm springen, jemand mit dem Handtuch über der Schulter aus der Garderobe kommen könnte. Genau in dieser Stimmung kann man das Freibad Letzigraben derzeit erleben, plus 33 Kunstwerke.

Auf Einladung der Fondation Jetzt Kunst bespielen 26 Künstler die Badi. Während Daniela Schönbächler einen Sky-Pool, ein Becken gefüllt mit Himmel, auf der Liegewiese installiert und Max Grüter Erdtaucher in der Grünfläche auf- und abtauchen lässt, hat Sabina Gnädinger die Nackter-Mann-Skulptur am Eingang in eine Spiegelgarderobe gestellt («Hidden Hero»). Ging man sonst einfach an dem Mann vorbei, beachtet man ihn im Versteck endlich einmal.

Es sind derlei Interventionen und Installationen, die dem Freibad ein Echo und einen doppelten Boden geben. Es geht um Dekonstruktion, um Überzeichnung, beispielsweise wenn Eveline Cantieni ein überdimensioniertes Badetuch ausbreitet («Stay with Me»), als Refugium zwar, aber das Potenzial der Okkupation ist deutlich. Andere Arbeiten konzentrieren sich auf Schriftsteller und Architekt Max Frisch, der die Anlage erbaut hat. Werner Widmer etwa nimmt sich seine Pfeife und seine Brille spielerisch vor; auf dem Mosaik aus Schwämmen kann man herumlaufen. Nicht jedes Werk ist ein grosser Wurf, aber Spass macht der  Badi-Kunst-Rundgang an jeder Ecke! 

Am 28. Oktober ist Künstlertag: Von 13 bis 17 Uhr führen die Künstler durch die Ausstellung (gratis).