mobile Navigation

Kultur

Hat ein Herz für Synthie-Sound und die Liebe: Zid alias Severin Häne veröffentlicht sein Debütalbum. (Bild: PD)

Die 80er-Disco-Ära ist zurück

Von: Christian Saggese

13. April 2021

Ab Freitag dröhnt wieder der Synthie-Sound der Achtzigerjahre aus den Boxen. Der Zürcher Zid veröffentlicht mit «300 km/h» sein Debütalbum, das sich inhaltlich grösstenteils um die Liebe dreht.

Die Liebe ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bereichert sie das Leben mit wunderschönen und unvergesslichen Momenten. Auf der anderen Seite kann sie einem den Teppich unter den Füssen wegziehen und in eine grosse Trauer stürzen.

Die Liebe in all ihren Facetten zieht sich auch als roter Faden durch das Debütalbum des Zürcher Musikers Zid alias Severin Häne. Im Opener «300 km/h» beispielsweise möchte er in die Vergangenheit reisen, und zwar in eine Phase seines Lebens, in der er seine verflossene Liebe noch nicht kannte. In «Überall Dihei» hingegen schwärmt er mit rosaroter Brille davon, ein sorgenfreies Leben sei nicht etwa an einen bestimmten Ort, sondern an einen bestimmten Menschen gebunden, und dass man zusammen alles erreichen kann. Zid gelingt es in seinen Texten stets, die Klippen der flachen «Glückskeks-Sprüche» zu umschiffen. Vielmehr hat er die Gabe, Beobachtungen aus dem Alltag präzise zu verpacken und dadurch bei der Hörerschaft direkt Emotionen zu wecken. Das liegt auch mit daran, dass er ausschliesslich in seiner Muttersprache – Schweizerdeutsch – singt. «Ich habe schon viele Rückmeldungen erhalten, dass sich die Leute in meinen Texten wiederfinden und sie einem in einer schwierigen Zeit geholfen haben. Ein schöneres Kompliment kann es kaum geben», sagt Zid sichtlich zufrieden.

 

Die Achtziger sind zurück

Nun könnte man meinen, diese romantisch angehauchten Texte werden von sanften Gitarrenklängen begleitet. Doch weit gefehlt: Eingepackt sind sie in catchy und extrem tanzbare Disco- und New-­Wave-Melodien. Synthesizer, Gated Reverbs, Keyboards und Tom Drums bestimmen das Soundbild. Vergleiche mit Abba, Billy Idol, The Night Game, der Neuen Deutschen Welle und den frischeren Werken von The Weeknd sind nicht von der Hand zu weisen. Es klingt, als ob der Discoboom der Achtziger zurückgekehrt ist. «Das Konzept des Albums entspricht auch einer Zeitreise. Ich möchte die Hörerschaft zurück in diese Ära führen, Erinnerungen an das Damals wecken.» Sprich an Zeiten, als in Zürich noch im Club Hey oder im Big Apple getanzt wurde. Dabei hat Zid, der im Kreis 6 lebt, mit seinen 28 Jahren die Achtziger Jahre knapp verpasst: «Ich bin aber glücklicherweise in einer sehr musikbegeisterten Familie aufgewachsen. Meine Mutter war beispielsweise grosser Abba-Fan, deswegen bin ich auch mit diesem Sound grossgeworden.»

Zid will aber nicht etwa die Klassiker von früher kopieren. Er bedient sich zwar an Elementen davon, möchte aber ein eigenes und für die Schweiz völlig neues Soundbild erschaffen. Einzig der Song «Wie Gahts» fällt musikalisch etwas aus dem Rahmen, handelt es sich dabei doch um einen balladesken Rap-Song. «Dieses Stück habe ich schon vor längerer Zeit, also noch vor der Albumplanung, geschrieben. Doch das Lied hat für mich persönlich eine so grosse Bedeutung, dass es unbedingt auch aufs Album musste.»

Erster Gig vor 2000 Leuten

Bereits mit fünf Jahren lernte Zid Schlagzeug spielen. In seinen Teenagerjahren legte er erstmals als DJ auf. Eines Tages verlor er allerdings die Lust daran, nur fremde Songs auf den Plattenteller zu legen. «Also baute ich meine ersten Beats und Melodien und schrieb meine ersten Songs, meist in Kooperation mit anderen Musikern.»

Per Zufall lernte er vor gut vier Jahren den Zürcher Erfolgsproduzenten Roman Camenzind kennen und schätzen. «Roman war von meiner Arbeit angetan und motivierte mich, ins Studio zu gehen und meinen völlig eigenen Stil zu kreieren.» Gesagt, getan. Zid hatte, für ihn doch eher unerwartet, plötzlich ein festes Standbein in der Szene. Sein Studium als Sozialarbeiter schloss er noch ab, heute arbeitet er aber hauptberuflich bei Camenzinds Firma Hit Mills als Produzent für Acts wie Bligg, Marc Sway, Stress und Marius Bear. Bligg durfte er zudem bei einigen Songs featuren und den Rapper sogar als Support auf dessen Tour begleiten: «So kam es, dass ich meinen ersten Auftritt nicht etwa in einem verrauchten Keller hatte, sondern vor 2000 Personen! Irre!»

Vor drei Jahren erschienen mit «OMG» und «Meh» Zids erste Singles, damit konnte er bereits Aufmerksamkeit erregen. Nun will er mit seinem Debütalbum richtig durchstarten – auch wenn ihm da coronabedingt einige Steine in den Weg gelegt werden, schliesslich fallen Konzerte noch aus. Klar ist aber, dass er einen Gute-Laune-Soundtrack für die Sommertage geschrieben hat, an denen hoffentlich wieder getanzt werden darf.

Zurück zur Liebe: Welchen Tipp hat Zid eigentlich bei Liebeskummer? «Nicht zurückblicken, sondern einfach weitermachen. Seine Kraft nicht in die Trauer, sondern in eine persönliche Leidenschaft stecken. Bei mir ist das beispielsweise die Musik.» Und welchen Tipp hat er für eine glückliche Beziehung? «Eine offene Kommunikation ist extrem wichtig! Auch sollte man sich gegenseitig Freiraum lassen und eigene Hobbys behalten. Man muss nicht ständig aufeinandersitzen.»


Weitere Informationen:

Das Debütalbum «300 km/h»
erscheint am Freitag, 16. April,
auf den gängigen Streamingplattformen, als MP3 und als CD.

www.zid.ch

 

ALBEN ZU GEWINNEN

Das «Tagblatt» verlost 3× das Debütalbum «300 km/h» von Zid! Schreiben Sie uns eine Mail mit Namen, Adresse, Telefonnummer und dem Betreff Zid an:
gewinn@tagblattzuerich.ch

zurück zu Kultur

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
1.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare