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Kultur

Acapulco Stage Divers sind (v. l.) Mario Kummer, Stefano Pedrazzi, Thomas Hoffmann , Ken Ebizuka und Oliver Müller. (Bild: Brigitte Gattl)

Diese Band ist eine bedrohte Art

Von: Christian Saggese

15. Dezember 2020

Die Zürcher Band Acapulco Stage Divers sorgt sich auf ihrem neuen Album «Bedrohte Art» über den Zustand dieser Welt. Als Spezialgast konnte Ex-Zoo-Direktor Alex Rübel gewonnen werden. 

Wir leben in einer Welt der rasanten Digitalisierung, entfremden uns aber gleichzeitig als Gesellschaft. Wir beobachten die Natur, die stirbt, und streiten darüber, ob es sie zu retten lohnt. Nie war es so wichtig, sich Sorgen über den Zustand unserer Welt zu machen, ist Thomas Hoffmann, Sänger und Gitarrist der Zürcher Band Acapulco Stage Divers, überzeugt. Und so ziehen sich Gedanken wie diese wie ein roter Faden durch ihr neues, bereits neuntes Album «Bedrohte Art». Prominente Unterstützung erhalten die fünf Musiker dabei durch Alex Rübel, langjähriger Direktor des Zoo Zürich, der sich ohne grosse Überredungskunst das Mikrofon schnappte und auf dem Song «Luchs» einen Monolog über das Aussterben der einheimischen Wildkatze zum Besten gibt. Ein gelungenes Experiment.

Musikalisch erinnern die sieben neuen Songs mit ihren kraftvollen Gitarrenmelodien an Bands wie Dinosaur Jr., Built to Spill und dEUS. Vom Gesang her, insbesondere beim sozialkritischen Opener «Was soll aus uns werden», hat man das Gefühl, dass Rio Reiser seine Kultband «Ton Steine Scherben» wieder ins Leben gerufen hat.

Prinzipien treu bleiben

Für Thomas Hoffmann hat der Albumtitel «Bedrohte Art» aber auch noch eine weitere Bedeutung. 20 Jahre ist es her, seit er, gemeinsam mit Mario Kummer, Oliver Müller und Stefano Pedrazzi, die Band ins Leben rief. Noch heute sind alle Gründungsmitglieder dabei, etwas später stiess mit Ken Ebizuka noch ein zusätzlicher Gitarrist dazu. Dass eine Band mit der konstant gleichen Besetzung über einen solch langen Zeitraum zusammenhält, ist in der schnelllebigen Welt eine Seltenheit.

Eine bedrohte Art sind die fünf Freunde aber auch, weil sie das Konzept eines Albums noch immer an oberste Stelle setzen: «Es ist schade, dass Streamingplattformen den Musikkonsum dahingehend verändert haben, dass oft nur noch die ersten 30 Sekunden eines Songs gehört werden, bevor man eilig zum nächsten Act klickt», so Hoffmann. «Wir aber wuchsen in einer Zeit auf, als man noch stundenlang im Jamarico die Platten durchstöberte und sich danach die Zeit genommen hat, diese in Ruhe durchzuhören und all die feinen Raffinessen zu entdecken. Dieses Ziel haben wir auch bei jedem unserer Alben. Ein rundes Gesamtkunstwerk zu schaffen, das nicht wie ein Fliessbandprodukt wirkt.»

Also ist es nicht das Ziel, einen Streaminghit zu landen? Hoffmann winkt ab: «Es wäre der Horror, plötzlich auf der Bühne zu stehen und den gleichen Song dreimal spielen zu müssen, weil das Publikum nur nach diesem verlangt.» Diese Liebe zum «alten Musikschaffen» bedeute aber nicht, dass sich die Zürcher nicht weiterentwickeln: «So sind wir auf dem neusten Werk punkiger unterwegs, die Melodien sind tanzfähiger.» Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass bald wieder Konzerte stattfinden können, damit zu den neuen Stücken auch getanzt werden kann.

«Bedrohte Art» gibt es auf allen
Strea­mingplattformen sowie als
Vinyl bei Jamarico Zürich oder
online zu bestellen unter:

www.acapulcostagedivers.ch und
www.sailingforpeace.com

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