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Kultur

«Downtown Monti»: Hochstehende Akrobatik und Poesie. Bild: Felix Wey

Fellinische Träume in der wilden City

Von: Clarissa Rohrbach

01. November 2016

Die neue Inszenierung des Circus Monti spielt in einer kecken Grossstadt. Die 14 Artisten schaffen ein poetisches Ganzes auf höchstem Niveau.

Im Verschrobensein war der Circus Monti schon immer gut. Und das auf eine ganz liebenswerte Weise. Da kommt sie also in die Manege, die Clownfrau Giulietta, ganz in Weiss, naiv und neugierig, mit einem Touch Fellini. Sie ist so weltfremd, dass sie versucht, mit einem Schnurtelefon ein Selfie zu schiessen. Hinter ihr stehen rote Backsteinfassaden, ein raues, freches New York. Die Truppe hüpft aus Fenstern und wirbelt aus Türen, lässig gekleidet mit Hotpants und Krawatten. Die hervorragende sechsköpfige Band stimmt eine sanfte, melancholische Melodie ein, während Ezra Weil (USA) sich mühelos am Seil hochzieht und Giulietta galant mit seinem Hut begrüsst.

In seiner 32. Saison setzt der 1985 in Wohlen gegründete ­Zirkus auf urbanen Charme. Das hat wohl auch mit dem neuen Konzept zu tun. Seit letztem Jahr gastiert Monti nicht mehr in 45 kleinen Orten, sondern nur in 10 Städten. Für die Show hat ­Direktor Johannes Muntwyler 14 erstklassige Artisten aus der ganzen Welt aufgespürt. Regie führen Gaby und Henry Camus vom Duo Full House in Ascona. Und so entstehen originelle Szenen wie die des einsamen Clowns, der Pasta kocht, während das Ensemble den Takt mit Gabeln und Messern angibt. Besonders mitreissend sind die Nummern mit groovigen Beats, wie etwa die des breakdancenden Jongleurs  Artem Halai (Ukraine), der nicht nur acht Bälle im Griff hat, sondern auch den Ladys sexy zuzwinkert. Zwischen Abfallcontainern und Kartonsammlung lässt sich ein ironisch depressiver Zeitgenosse – David Ayotte (Kanada) – vom chinesischen Masten herunterfallen, während die preisgekrönten Jean-Baptiste André und Robin Leo (Belgien/Frankreich) auf dem Roue-Cyr durch eine Baustelle wirbeln. Zum Schluss springt ein Trampomur-Trio die Hausfassaden hoch, in die Fenster hinein und wieder hinaus. Grandios.

Und Giulietta? Von Skateboards und Graffiti umgeben, wird sie  nach und nach farbiger und aufmüpfiger. Doch hier ist das Ensemble der Star. Alle spielen intensiv und energiegeladen mit, es entsteht ein magisches Ganzes. Darauf – das wissen die Leute – kann man beim Circus Monti zählen.

Der Circus Monti gastiert bis 20. November auf dem Kasernenareal.
www.circus-monti.ch

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