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Die Gastgeber (v.l.): Ruedi Herzig, Mirjam Keller, Bettina Scherz, Ilker Kivanc und André Lüscher. (Bild: Andy Mettler/SRF)

Ein Hotel als Chance zum Glück

Die Sendung «SRF bi de Lüt – Hotel zum Glück» bietet fünf Arbeitssuchenden die Chance, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Auch zwei Stadtzürcher sind derzeit bei den Dreharbeiten dabei.  

«Es ist einfach wunderschön hier!» Der Zürcher Ilker «Tony» Kivanc gerät ins Schwärmen, als er auf das Hotel Chesa Salis in Bever (Graubünden) angesprochen wird. Dort finden aktuell die Dreharbeiten für «Hotel zum Glück» statt, eine neue Dokuserie, die ab Anfang Februar auf SRF 1 ausgestrahlt wird. Der 54-Jährige Kivanc hat hierfür mit vier weiteren Personen während zweier Monate den Hotelbetrieb in dem schmucken Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert übernommen. Als zweite Person aus der Stadt Zürich ist Bettina Scherz dabei.

Ende November gingen die Dreharbeiten los, sie dauern also noch bis Ende Januar. Was alle fünf Teilnehmenden gemeinsam haben: Sie sind arbeitslos, haben keinerlei Hoteliererfahrung und erhalten durch dieses Projekt die grosse Chance, wieder Fuss in der Arbeitswelt zu fassen. Sollten die Besitzer Sibylla und Jürg Degiacomi nämlich mit den Leistungen der neuen Mitarbeiter zufrieden sein, dürfen die «Laien» den Betrieb bis Ende der Wintersaison fortführen.

Eine Stimme für alle Arbeitslose

Ilker Kivanc, von allen «Tony» genannt, arbeitete die letzten Jahre als Limousinenfahrer. Diesen Job musste er aufgrund einer Diabetes-Erkrankung, die seine Sehkraft einschränkt, aufgeben. Durch die Stadt Zürich erhielt er daraufhin die Möglichkeit, an einem Arbeitsintegrationsprojekt im Altstadt-Restaurant Schipfe teilzunehmen und sich zum Koch weiterzubilden, was bisher für ihn nur ein Hobby war. «Während dieser Zeit erhielt ich von SRF die Möglichkeit, Teil dieser neuen Sendung zu sein. Diese Chance musste ich nutzen!» Dabei habe er aber weniger an seine eigene Karriere gedacht. «Vielmehr verstehe ich mich als Vertreter für die tausenden Menschen, die ebenfalls im höheren Alter arbeitslos werden, eventuell auch an gesundheitlichen Beschwerden leiden und deswegen von der Wirtschaft als ‹nicht mehr zu gebrauchende Ressourcen› angesehen werden. Dabei sind wir alle Menschen, die unseren Beitrag für die Allgemeinheit leisten wollen und auch die notwendigen Erfahrungen mitbringen, selbst wenn wir nicht über zehn verschiedene Diplome verfügen! Das werde ich mit meiner Teilnahme hier beweisen.»

In der Küche selbst sei es ihm wichtig, kein Food Waste zu betreiben. «Das gelingt mir beispielsweise beim Frühstücksbuffet bereits sehr gut.»

Keine Chance gehabt

Die zweite Teilnehmerin aus Zürich, Bettina Scherz, 60, arbeitete während 20 Jahren als Biologin an der ETH und war während dieser Zeit unter anderem beim Aufbau des Studiums Umweltnaturwissenschaften mit tätig. «Als mein Chef pensioniert wurde, verlor ich meinen Job. Da war ich 48 Jahre alt.» Sie habe daraufhin keine Chance mehr erhalten, nochmals in ihrem Fachgebiet beruflich einzusteigen, und hielt sich daher mit verschiedenen Tätigkeiten über Wasser. «Doch aufgrund unglücklicher Umstände hielt nichts sehr lange. So war ich beispielsweise Sekretärin in einem Anwaltsbüro, wo der Chef aber kurz darauf verstarb.»

Nach einer Zeit beim RAV wurde sie vom Sozialamt unterstützt und erhielt die Chance, am Programm des InnoPark für stellenlose Fach- und Führungskräfte teilzunehmen. Trotz dieser wertvollen Weiterbildung blieb ihre Stellensuche jedoch erfolglos. «Letzten Sommer erhielt ich über eine Coachin die Ausschreibung des SRF zur Teilnahme bei der Sendung. Diese Chance wollte ich wahrnehmen!»

In erster Linie trägt die dreifache Mutter nun die Verantwortung über die Zimmer, sprich, dass diese geputzt und ausgerüstet sind. «Ich arbeite aber auch an der Rezeption und im Service mit und konnte mit eigenen Fotografien einen Bereich des Hotels gestalten. Ausserdem bereite ich eine Veranstaltung zum Thema Flechten vor».

Arbeit hat zusammengeführt

Das Feedback der Gäste sei bisher hervorragend, «obwohl wir zwischen Weihnachten und Neujahr teilweise sehr am Anschlag liefen, weil das Hotel ausgebucht war. Doch die gute Teamarbeit macht es möglich». Diesem Lob schliesst sich auch Tony Kivanc an: «Wir waren fünf Fremde, zwischen 25 und 60 Jahre, die im Alltag sonst nichts miteinander zu tun gehabt hätten. Doch das ‹Hotel zum Glück› hat uns zu einer Einheit zusammengeschweisst. Schon wegen dieser Erfahrung hat sich die Teilnahme gelohnt!»

«SRF bi de Lüt – Hotel zum Glück», 7. bis 28.2.2020, immer freitags um
20.05 Uhr auf SRF1

14. Januar 2020

Von: Christian Saggese

«  Beständigkeit ist Trumpf...  Eintauchen in eine...»
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