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Album

Die letzte Freiheit

Von: Ginger Hebel

28. Mai 2024

Es ist Frühling und die Stadt ist voll von grölenden, betrunkenen Junggesellinnen und Junggesellen, die ihren letzten Abend in Freiheit feiern. Mit Motto-Shirts und «Game Over» oder «Ich-bin-der-Depp-Aufdruck», Schleier auf dem Kopf und Blödel-Kostümen überfluten sie in Gruppen die Städte und Badeferienorte. Sie betteln um Zuschuss für die Hochzeitsfeier, organisieren Stripper und Peinlich-Spiele. Für Nichtbeteiligte heisst das: Fremdschämen! Was ist reizvoll daran, sich freiwillig vor allen lächerlich zu machen und sich als Braut und Bräutigam in spe von seinen besten Freunden vorführen zu lassen? Der Sinn eines Polterabends besteht darin, den Übergang ins Eheleben zu feiern und mit Freunden eine gute Zeit zu haben. Heute gilt aber immer öfter: je doofer, desto besser. Richtig abfeiern, dagegen ist nichts einzuwenden. Immerhin sind Junggesellenabschiede ein wichtiger Bestandteil der modernen Hochzeitsindustrie geworden. Aber müssen Demütigungen in der Öffentlichkeit wirklich sein, nur um nochmal das «Freisein» zu zelebrieren? Wenn die Ehe so viel Verzicht und das Ende der Freude bedeutet, warum traut man sich denn überhaupt? Wer eine gute Beziehung führt, hat hoffentlich auch weiterhin Spass und Feierlaune. Und kann auf einen niveau­- losen Junggesellenabschied verzichten und ihn stattdessen stilvoll feiern.

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